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Lohse, Eckart

Lohse, Eckart

Titel: Lohse, Eckart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guttenberg Biographie
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»Er hat mir die Akten und Dokumente gegeben, die zur
Vorbereitung dieser Termine angefertigt wurden. Gott sei Dank hat er mir auch
die Möglichkeit gegeben, dumme Fragen zu stellen«, erinnert sich Karl-Theodor
zu Guttenberg. Er ist damals 13, 14 Jahre alt.
»Aufzutreten haben beide Söhne hart lernen müssen«, sagt der Vater. Aber die
Schule habe sich bewährt: »Ein Guttenberg schafft es, ein Bierzelt zum
Schweigen zu bringen. In fünf Minuten haben wir ein Bierzelt im Griff.« Dabei
gehe es nicht darum, was die Leute hören wollten, sondern wie sie es hören
wollten. Sein Sohn Karl-Theodor habe das gleich gekonnt. Es sei schrecklich
gewesen, erinnert sich Bruder Philipp, dass der Ältere immer viel besser
gewesen sei als er.
    Auflehnung gegen den Vater scheint
bei einer so starken Figur wie Enoch zu Guttenberg fast ein Muss für einen Teenager.
Die Grenzen der Toleranz testen die Brüder einmal, indem sie sich die Haare
gelb färben. Doch der Vater reagiert gelassen. Wie die Haare eines Menschen
seien, das sei nicht das Entscheidende.
    Dennoch gibt es Konflikte zwischen
Vater und Sohn. Sein Vater denke »in streitbaren Strukturen«, sagt Karl-Theodor
zu Guttenberg. »Wir reiben uns sehr.« Zu unterschiedlich sind die Naturen der
beiden. Karl-Theodor sei schon immer ein »Sonnenbub« gewesen. »Du bist auf dem
Sonnendeck der Titanic geboren«, sagt der Vater oft zum Sohn.
    In Rosenheim, zehn Kilometer von
Neubeuern entfernt, besucht Karl-Theodor zu Guttenberg das humanistische Ignaz-Günther-Gymnasium.
Er ist ein guter, aber kein besonders fleißiger Schüler. »Ich habe es immer
geschafft, mit relativ geringem Aufwand relativ weit zu kommen«, beschreibt er
seine Schullaufbahn. Naturwissenschaften und Mathematik sind seine Sache nicht,
eher Deutsch und Geschichte. Der Gymnasiast mag zudem die alten Sprachen Latein
und Griechisch, die er in der Oberstufe als Leistungskurse wählt. Unter
anderem habe Karl-Theodor mit seiner Klasse zu Weihnachten eine lateinische
Liturgie gesungen, erinnert sich Enoch zu Guttenberg. Das ihm das Erlernen des
Altgriechischen Spaß macht, hat auch mit seinem Griechisch-Lehrer Dieter
Friedel zu tun, der Guttenberg ab der zehnten Klasse unterrichtet und der heute
Rektor der Schule ist. Damals sitzt Friedel, noch Referendar, einmal die Woche
am Nachmittag mit den Schülern in seinem gemieteten Zimmer, gemeinsam übersetzt
man Griechisch-Texte und diskutiert über sie. Ein bisschen was Besonderes waren
die Griechisch-Fans schon in der Schule, sie fühlten sich als »intellektuelle
Speerspitze«, erinnert sich ein Lehrer. Noch heute liest Guttenberg altgriechische
Bücher wie etwa Piatons »Politeia« (»Der Staat«) im Original. Dass er einmal
gegenüber einem Journalisten davon gesprochen hat und auch noch anmerkte, er
tue es, um den Kopf freizubekommen, wird ihm als eine zur Schau gestellte
Extravaganz ausgelegt, es habe etwas »obszön Angeberisches«, wie ein
Feuilletonist schreibt. Auch heute noch benutzt er im Gespräch gern
griechische Begriffe.
    Der Sohn sei schon damals durch
seine Umtriebigkeit aufgefallen. »Er wollte immer etwas bewegen, er hat damit
seine Mitschüler genervt«, erinnert sich der Vater. Karl-Theodor sieht das
etwas anders. Klassensprecher etwa sei er nie gewesen und habe er nie werden
wollen. »Ich hatte nie das Gefühl, dass die unsere Interessen wirklich
durchsetzen«, sagt er. Dass er der Sohn des »Barons« Guttenberg ist, hatte
bisher in seiner Schullaufbahn keine Rolle gespielt. Im Gymnasium werden sein
Name und seine Herkunft zum ersten Mal Thema. Einige Linke unter den
Oberstufenschülern machen abwertende Bemerkungen über den Adelssohn.
    Einen ausgeprägten Hang, für die
Schule zu arbeiten, hat Guttenberg nicht. Er ist froh, wenn der Unterricht zu
Ende ist. Das Reiten ist ihm viel wichtiger und auch die Musik - ein Zug, der
bei seinem Vater in noch stärkerem Maße zu finden war. Das kann als Teil der
adligen Seite Guttenbergs gelten. Für den Adel hat Bildung, also die Aneignung
von Wissen, anders als für das Bürgertum nie die überragende Rolle gespielt.
Wichtiger waren ihm Charakter, Auftreten, Moral, auch Opferbereitschaft. Bei
den Guttenbergs ist dieser Zug nie bis zu einer regelrechten Verachtung für
Bildung ausgebildet. Doch auch später wird sich Guttenberg mit der Abfassung
einer Doktorarbeit schwertun; und als Minister wird er alles andere, nur kein
Aktenfresser sein.
    Ein Jahr in seiner Schulkarriere
hat Guttenberg besonders geprägt.

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