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Lohse, Eckart

Lohse, Eckart

Titel: Lohse, Eckart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guttenberg Biographie
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mittelfränkischen Fürth, also
der erweiterten Heimat Guttenbergs. Durch die Insolvenz des Mutterkonzerns
Arcandor droht nun auch Quelle das Aus. Um die Insolvenz abzuwenden und den
Herbst-/Winterkatalog zu drucken, soll der Versandhändler einen Massenkredit
von 50 Millionen Euro bekommen, der zur
Hälfte vom Bund und zur anderen Hälfte von Bayern und Sachsen kommt. Guttenberg
stimmt diesem Kredit nicht nur zu, sondern er greift auch noch SPD-Finanzminister
Peer Steinbrück an, weil der mit einer Entscheidung zugunsten des
Versandhändlers zögere. »Ich glaube, dass allen gedient wäre, wenn sie wüssten,
woran sie sind«, sagt Guttenberg am 25. Juni.
Guttenberg macht also Druck, damit der Kredit gewährt wird - ganz anders als im
Fall Opel. Vier Tage später beschließt die Bundesregierung die Kreditvergabe an
Quelle, trotz der Mahnungen mancher Wirtschaftsfachleute, das Versandhaus habe
kein tragfähiges Zukunftskonzept. Ironie der Geschichte: Während die neue
Führung von General Motors im November 2009 überraschend
verkündet, Opel doch nicht an Magna zu verkaufen, sondern das Unternehmen
selbst sanieren zu können, ist Quelle trotz des Kredits nicht zu halten. Das
Traditionshaus in Fürth wird aufgelöst und das Unternehmen in Teilen verkauft,
mehrere tausend Mitarbeiter werden arbeitslos.
    Die riesige öffentliche
Zustimmung, die Guttenberg als Politiker im Ministeramt erfährt, wird davon
nicht berührt. Sie steht allerdings im krassen Widerspruch zu den Einschätzungen
des Wirtschaftsministers im Kreis der Fachleute, Politiker und
Kabinettskollegen. Guttenbergs Handeln im Wirtschaftsressort wird als fahrig,
unsortiert und unsystematisch empfunden, auch bei internen Vorträgen wirkt er
hektisch, wenn er von vollgeschriebenen Zetteln vorträgt. Oft sage der Wirtschaftsminister
nur deswegen etwas, weil es ihm jemand aufgeschrieben habe, heißt es über ihn.
Selbst durchdringe er die Themen nicht. Seine Reden seien inhaltsleer, heißt es
selbst in der Union. Auch die Vertreter der Wirtschaftsverbände sind von
Guttenberg wenig angetan. Seine Reden wirkten oft gekünstelt, und es fehle
ihnen offensichtlich an Sachverstand. Viele empfinden seine Auftritte als
gestelzt und als fachlich flach, etwa im Vergleich mit denen Merkels oder Steinbrücks.
    Der Eindruck, dass Guttenberg im
Wirtschaftsressort überfordert ist, bekommt im Herbst 2009 in den
Koalitionsverhandlungen eine letzte Bestätigung. Der spätere Wirtschaftsminister
Rainer Brüderle von der FDP, ein erfahrener Politiker, erweist sich ein ums
andere mal als kundiger und geschickter. Guttenbergs Verhandlungsführung, so
berichten Teilnehmer aus der Union, sei schlecht gewesen, letztlich habe sein
Staatssekretär Walther Otremba alles Wichtige machen müssen. Das Urteil über
seine Zeit im ersten Ministeramt fällt heute negativ aus. Im Nachhinein geben
selbst Parteifreunde, die ihn schätzen, zu, dass Guttenberg im Wirtschaftsressort
eine schwache Figur abgegeben habe. »Er war ein guter Mann am falschen Platz«,
heißt es über ihn.
    Doch dass auf einen Minister
Guttenberg auch weiterhin nicht verzichtet werden kann, ist im Herbst 2009 klar.
Dafür ist er schon zu beliebt, zu wichtig für das Bild der Union. Die
Koalitionsverhandlungen enden mit der Frage, wer welches Ressort in der neuen Bundesregierung bekommen wird. Die Neuverteilung
hängt stark von den Wünschen der FDP ab. Deren Vorsitzender Westerwelle leitet
aus fast 15 Prozent Anteil an den Wählerstimmen den Anspruch auf fünf Ministerämter
für seine Partei ab. Er selbst will die alte FDP-Tradition fortsetzen und
Außenminister werden. Da die CDU mit dem Kanzleramt das wichtigste der drei
international bedeutsamen Ämter behält, muss die CSU die Verteidigung
übernehmen, wenn sie auf der außenpolitischen Bühne überhaupt eine Rolle
spielen will. Denn das Finanzministerium, das international, vor allem aber in
der europäischen Politik noch zu den wichtigeren zählt, will die Kanzlerin für
die CDU haben. Zwar hat das Verteidigungsministerium in der bundesdeutschen
Geschichte manchem seiner Amtsinhaber mehr Schwierigkeiten als Ruhm
eingetragen. Aber immerhin war der einzige CSU-Politiker auf diesem Posten der
große Franz Josef Strauß.
    Als die
Verteidigung für die CSU frei wird, ist zugleich entschieden, dass Guttenberg
sie übernehmen wird. Denn die FDP beansprucht nach alter Gewohnheit das schon
früher von ihr besetzte Wirtschaftsressort für sich. Somit ist das

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