Lokale Erschuetterung
verbrannt und mit seiner Sekretärin gevögelt. Um sich die Dinge hinzusortieren, wie man sie haben will, braucht man keine Zeitung, denkt Hanns und grinst.
Aus der Tuchmachergasse kommt eine Gestalt gelaufen und schickt sich an, den Marktplatz zu überqueren. Hanns erkennt Katja Schwenker schon am Gang. Üppige Frauen haben eine besondere Art zu gehen. Als schlügen sie permanent Schlagsahne beim Laufen. Katja Schwenker kommt direkt auf ihn zu und bleibt ein paar Schritte vor ihm stehen. Bist du betrunken, Hanns Grabowski, oder willst du dir das Leben nehmen?
Hanns schüttelt den Kopf. Nichts. Nichts. Nichts von beidem. Was machst du hier in tiefer Nacht?
Ich suche einen Mann.
So direkt hat sie es noch nie gesagt, denkt Hanns und starrt auf ihre Schenkel, die sich unter dem bordeauxroten Kleid abzeichnen. Zwei starke Säulen, die nicht den Eindruck machen, als bestünden sie aus zu weichem |277| Fleisch. Hanns spürt der orangefarbenen kleinen Lust nach, die sich in seinem Körper breitmacht. Er legt seine rechte Hand auf Katja Schwenkers Oberschenkel, fühlt festes Fleisch und eine erstaunliche Wärme. Sie rafft mit beiden Händen das Kleid, so dass es eine Stoffwulst in ihrem Schoß bildet. Bietet Hanns an, was er vielleicht gar nicht haben will. Er ist sich nicht sicher. Sein Leben lang ist er mit Frauen ins Bett gegangen, die schlank waren. Die meisten konnten als wahre Hungerhaken durchgehen. Da war Vroni noch eher eine Ausnahme mit ein wenig Fleisch auf den Rippen. Eine Katja Schwenker wäre der wahre Tabubruch. Hanns schiebt die Hand etwas höher, und die Marktfrau zuckt ganz leicht mit den Beinen. Sie beugt sich zu ihm hinab, greift zu, und das gibt dann den Ausschlag.
Lass uns zu mir gehen, sagt Hanns und steht auf. Ist ja nicht weit.
Dies ist die Nacht der Nächte. Erst fraternisiert er mit den neuen Rechten, und gleich wird er zwischen den großen Brüsten von Katja Schwenker ersticken. Morgen kann er Vronis Sohn verprügeln, und was er dann abends macht, sollte er sich rechtzeitig überlegen.
Katja Schwenker macht es ihm leicht. Sie arbeitet mit sanften Händen und legt ihn auf sich, als sei er ein kostbares Kleidungsstück. Später dreht sie sich um, und ihr großer, weißer, makelloser Rücken, der in einen großen, weißen, makellosen Hintern übergeht, macht, dass Hanns sich im Kopf und überall, wo es gebraucht wird, orange füllt, bis er die üppige Marktfrau zum Jammern bringt und sich zu einem nicht üblen Höhepunkt. Dann tut er noch das, was er schon immer tun wollte. Legt seinen Kopf zwischen ihre Brüste, atmet ihren Geruch ein, schließt die Augen und driftet tatsächlich ab ins bodenlos Schwarze. Die Farbe der Ruhe.
|278| 23. Kapitel
Martin Wagemut ist bereit, gegen jede Regel zu verstoßen, machte es Veronika nur glücklich. Er verspricht, gleich nach der Arbeit für sie da zu sein. Das ganze Leben, wenn du willst, denkt er. Nur ein Gedanke. Von dem wird sie nie erfahren.
Sie treffen sich im Park hoch oben auf der Aussichtsplattform. Von hier aus kann man nur im Winter die Stadt sehen. Im Sommer lässt das Laub der Bäume keinen Durchblick zu. Auf der Plattform liegt eine beachtliche Anzahl gebrauchter Kondome, alle in der Nähe der hüfthohen Mauer, die ringsherum verläuft. Martin Wagemut stellt sich all die Pärchen vor, die in immergleicher Körperhaltung ihre Lust befriedigen. Das Mädchen mit dem Rücken an die Mauer gelehnt, die Hände zwischen Steinen und Hintern, damit es nicht weh tut, wenn der Junge versucht, einen harten Riff zu spielen. Ob man so was mit Veronika tun könnte?
Sie kommt zehn Minuten zu spät, zerzaust, zermürbt, verschwitzt. Kommt auf ihn zu und bleibt einen Meter vor ihm stehen, als seien sie Fremde. Martin streckt die Hand aus und streicht ihr übers Haar. Legt die Hand in ihren Nacken und zieht ganz leicht, um herauszubekommen, ob sie unberührbar ist. Ist sie nicht. Ist sie doch. Veronika nähert sich ein Stück und legt ihre Stirn an seine. Eine Geste der Resignation? Ein Angebot? Eine Verzweiflung? Wer weiß das schon. Martin schiebt die traurige Frau zur Mauer, hebt sie hoch und setzt sie hin, |279| so dass sie auf ihn herabschauen kann, wenn sie möchte. Das tut sie auch. Und sie lächelt.
So geht es schon mal nicht, sagt sie und drückt Martin einen Kuss auf die Stirn. Die Mauer hat die falsche Höhe.
Ein Mäuerchen in meiner Schritthöhe wäre ideal. Dann könnten wir uns jeden Abend hier treffen und es heimlich tun. Martin meint es
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