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Lola Bensky

Lola Bensky

Titel: Lola Bensky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lily Brett
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aber du legst deine Seele in den Song.«
    »Vielen Dank«, sagte Lola zu Sam und Dave.
    Sie ging zurück an ihren Tisch. Die Leute redeten immer noch über Jimi Hendrix. Sie hoffte, dass es für Sam und Dave nicht schwierig würde, nach Jimi Hendrix aufzutreten. Lola sah ein Mädchen, das sie an Linda Eastman erinnerte, doch es war nicht Linda. Lola musste an ihre Freundin Lillian Roxon denken. Sie hatte Lillian am Abend zuvor von einem öffentlichen Telefon vor ihrem Haus aus angerufen.
    »Ich mag New York definitiv lieber als L. A.«, hatte Lola zu Lillian gesagt.
    »Ich auch«, sagte Lillian. »Es gibt auf der ganzen Welt keine Stadt, die es mit New York aufnehmen kann.«
    Lola wurde klar, dass es nicht besonders schlau gewesen war, New York anzusprechen. Lillian würde bestimmt wieder vorschlagen, dass sie nach New York käme, anstatt nach Australien zurückzukehren.
    »Willst du immer noch nach Australien zurück?«, fragte Lillian.
    »Ja, ich glaube schon«, sagte Lola.
    »Bitte tu es nicht«, sagte Lillian. »Du kannst nicht einfach diesem Schmock zuliebe wieder zurückgehen.«
    »Er ist kein Schmock«, sagte Lola. Schmock , ein häufig verwendeter jiddischer Ausdruck, hieß im übertragenen Sinne Idiot oder Tölpel. Wörtlich bedeutete es Penis, und es konnte auch im Sinne von Arschloch benutzt werden.
    »Und ob er ein Schmock ist«, sagte Lillian. »Er vögelt eine andere, also ist er ein Schmock. Du kannst zu mir ziehen. Ich weiß, dass du hier Erfolg haben würdest. Die Leute, die du interviewst, die noch nicht berühmt sind, werden bald weltberühmt sein. Dann kennen sie dich schon, und ich bin sicher, dass sie dir vertrauen, damit wärst du in einer sehr guten Position für fantastische Interviews. Was willst du in Melbourne überhaupt machen?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Lola. »Weiter für Rock-Out arbeiten.«
    »Ich wette, du heiratest und bekommst drei Kinder«, sagte Lillian. »Dazu bist du viel zu jung. Ich stelle dich ein paar Zeitschriftenredakteuren vor. Du wirst erfolgreich sein. Komm nach New York. Bitte.«
    »Ich glaube, das geht nicht«, sagte Lola.
    »Warum denn nicht?«, fragte Lillian.
    »Ich weiß es eigentlich nicht«, sagte Lola. Sie hätte selbst
gerne gewusst, warum sie wieder nach Hause wollte, nach Australien. Es kam ihr vor wie etwas, das sie tun musste. Vielleicht machte sie sich Sorgen, dass sie nie einen neuen Freund finden würde. Und das würde bedeuten, dass sie nie heiraten würde und immer allein bliebe. Lola hatte sich nach dem Gespräch mit Lillian miserabel gefühlt.
    Sam und Dave sollten gleich anfangen. Unterstützt von Saxofonen und einer mit Ausnahme des weißen Gitarristen und des weißen Bassisten schwarzen Band. Sam und Dave rannten auf die Bühne. Vom ersten Ton an riss es die Leute beinahe von den Sitzen. Lola verstand, warum Sam Moore und Dave Prater den Spitznamen Double Dynamite hatten.
    Sie tanzten und wirbelten und sangen im Duett und in rasendem Tempo. Eine gospelartige Euphorie umgab die beiden und ihre Musik. Sams und Daves Musik konnte einen dazu bringen, dass man in die Kirche gehen wollte. Sie konnte einen dazu bringen, dass man glauben wollte. Sie konnte einen dazu bringen, dass man beten wollte. Sie konnte einen aufbauen, wenn man deprimiert war.
    »Hold on, I'm comin', hold on, I'm comin'«, sangen sie. In ihren Stimmen, ihren Bewegungen und Gesten lag eine predigerhafte Ekstase. Ihre Stimmen lösten sich voneinander und vereinten sich wieder. Sie bewegten sich, Seite an Seite und umeinander herum, als wäre jeder ein Teil des anderen. Es schien, als wären ihre Seelen ebenso in Harmonie und Einklang miteinander wie ihre Stimmbänder, ihre Arme und Beine.
    Es musste an der Musik liegen, die sie zusammenschweißte. Jenseits der Bühne redeten Sam und Dave nicht miteinander. Keiner wechselte ein Wort mit dem anderen. Sie hatten schon lange nicht mehr miteinander gesprochen und würden es auch viele weitere Jahre lang nicht tun.

 
    8  »Wie wäre es mit Maine-Hummer und Küchlein von Kaltwassershrimps mit japanischer Panko-Panade?«, fragte der Kellner Lola Bensky und hielt ihr ein Tablett mit Hummer und Krabbenküchlein hin.
    »Kaltwassershrimps?«, fragte Lola. »Leben nicht alle Shrimps und Fische in kaltem Wasser? In heißem Wasser würden sie gekocht oder zumindest blanchiert.«
    Der Kellner holte tief Luft. »So wie es Hummer und Krabben gibt, gibt es Kaltwassershrimps und Warmwassershrimps«, sagte er. »Kaltwasserkrustentiere und

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