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Lola Bensky

Lola Bensky

Titel: Lola Bensky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lily Brett
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nicht so leicht war zu leben.
    »Letzte Woche wäre ich vor Angst beinahe gestorben«, sagte Lola zu Jimi Hendrix. »Ich war mit dem Auto unterwegs und wurde von einem bewaffneten, bedrohlich aussehenden Bullen an den Straßenrand gewunken. Er sagte, er könne mich festnehmen, weil ich ohne Pass unterwegs war. In Australien tragen Polizisten keine Waffen, deshalb war diese Nähe zu einer Waffe und einem bedrohlich dreinschauenden Polizisten so beängstigend.«
    »Was meinst du, wie es ist, schwarz zu sein in Amerika«, sagte Jimi Hendrix. »Sie winken dich raus, schlagen dich zusammen, verhaften dich, für nichts.«
    »Das muss beängstigend sein«, sagte Lola.
    »Das ist es, Mann«, sagte Jimi Hendrix. »Das ist es wirklich.«
    Lola hatte das Gefühl, sie sollte das Thema wechseln. Sie schien die Fähigkeit zu haben, jeder Unterhaltung eine unerfreuliche oder düstere Wendung zu geben. Wahrscheinlich wäre selbst Mickey Mouse nach einem Gespräch mit ihr mürrisch und wortkarg.
    »Du musst froh sein, wie es in Monterey lief«, sagte Lola zu Jimi Hendrix. »Alle sagen, das war dein großer Durchbruch in Amerika.«
    »Ich bin froh«, sagte Jimi Hendrix. »Ich bin sogar sehr froh, wenn es bedeutet, dass wir mehr Geld in unsere Aufnahmen investieren können. Ich möchte das, was ich sehe und fühle, in Musik umsetzen können. Ich möchte Geld verdienen, um die Musik besser zu machen. Nicht dass ich Geld nicht auch anderweitig zu schätzen wüsste. Natürlich weiß ich Geld zu schätzen. Aber ich möchte Geld verdienen, damit ich meine Alben nicht mehr wie bisher in kürzester Zeit einspielen muss, weil nicht genug Geld da ist, um es richtig zu machen. Man kann immer noch etwas verbessern. Manchmal bin ich mit einer Aufnahme fertig, und plötzlich habe ich hundert völlig neue Ideen und möchte nochmal von vorne anfangen und es anders aufnehmen. Wenn du Geld hast, geht das. Ich hasse eindimensionale Sounds. Guter Sound ist richtig tief, nur er kann die Tiefe deiner Gedanken und Gefühle einfangen.«
    »Ich glaube, du wirst genügend Geld haben, um deine Platten genau so aufzunehmen, wie du sie aufnehmen willst«, sagte Lola.
    »Danke, dass du das sagst«, sagte Jimi Hendrix.
    »Mein Vater hätte jetzt gesagt: Dein Wort in Gottes Ohr«, sagte Lola. »Das ist ein altes jüdisches Sprichwort.«
    »Das gefällt mir«, sagte Jimi Hendrix. »Dein Wort in Gottes Ohr.« Er sah Lola an. »Denkst du immer noch viel an die Vernichtungslager?«, fragte er.
    »Ob ich viel daran denke?«, sagte Lola.
    »Ich glaube nämlich schon«, sagte Jimi Hendrix. »Das würde mir auch so gehen«, fügte er hinzu. Lola überlegte. Sie hatte nicht das Gefühl, dass sie viel an die Vernichtungslager dachte. Sie verbrachte weit mehr Zeit damit, Diäten zu planen.
    »Ich habe gehört, du wohnst bei Peter Tork«, sagte Lola.
    »Ja«, sagte Jimi Hendrix. »In dem Haus gibt es tausend oder zweitausend Zimmer, einen niedlichen gelben Welpen und Balkone, von denen aus man Seattle und den Picadilly Circus sehen kann.« Lola sah, dass Noel Redding Jimi zuwinkte. »Zeit zu gehen«, sagte Jimi. »Es war nett, mit dir zu plaudern.«
    Das Whisky a Go Go war jetzt voll. Viele Berühmtheiten waren gekommen. Mama Cass saß neben Jim Morrison. Jim Morrison sah genauso schlecht gelaunt aus wie in New York. The Jimi Hendrix Experience begann zu spielen. Lola blickte sich um. Jimi Hendrix hatte auf das Publikum die gleiche Wirkung wie in Monterey. Die Leute wirkten überrascht und elektrisiert.
    Ungefähr in der Mitte von »Purple Haze« driftete Lola in einen Tagtraum. Sie war mit ihrem Volkswagen irgendwo im Laurel Canyon unterwegs, als sie ein Auto bemerkte, das in einem seltsamen Winkel in einen Baum verkeilt war, als wäre es hineingerutscht. Sie stellte fest, dass die Windschutzscheibe zersprungen und jemand über das Lenkrad gesunken war. Lola wurde panisch. Weil sie in ihrem gemieteten Volkswagen unterwegs war und nicht in Melbourne in ihrem gebrauchten rosa Valiant, hatte sie keinen Erste-Hilfe-Kasten dabei. Sie hatte kein Verbandsmaterial, kein Antiseptikum, keine Gummihandschuhe, keine Pinzette, kein Thermometer und keinen sterilen Verbandsmull. Zum Glück hatte sie eine Taschenlampe mit neuen Batterien. Lola parkte den Volkswagen mit Sicherheitsabstand zur Straße. Sie wusste, die erste Regel für Helfer bei einem Verkehrsunfall war, den eigenen Wagen so abzustellen, dass er nicht den Verkehr behinderte.
    Lola rannte zum Unfallauto und schaute hinein. Was

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