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Lola Bensky

Lola Bensky

Titel: Lola Bensky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lily Brett
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alltäglich galt, als häusliche Angelegenheit oder kleiner Ehekrach, wenn ein Mann seine Frau oder Freundin verprügelte.
    Drei Monate vor dem Monterey International Pop Festival hatte Anita Pallenberg Brian Jones nach zwei Jahren Keith Richards zuliebe verlassen. Sie trennte sich von ihm, während er im Krankenhaus war, in Marokko, wo sie zu dritt gemeinsam unterwegs gewesen waren.
    Brian Jones erschien pünktlich zum Interview. Sie setzten sich nebeneinander auf eine Bank unter einem Baum nicht weit vom Festivalbüro entfernt. Lola sah Brian Jones an. Seine Haare waren so kräftig und gesund wie eh und je. Es sah nicht so aus, als fehlte die Hand Anita Pallenbergs. Er wirkte ein wenig blass, aber vielleicht lag das nicht am fehlenden Make-up, vielleicht sah er immer blass aus.
    »Das Festival ist schon jetzt ganz schön aufregend, oder?«, sagte Lola zu Brian Jones. »Glaubst du, es wird ein außergewöhnliches Ereignis?« Brian Jones sah sie an. Er machte den Mund auf. Es kam kein Wort heraus. Lola wartete.
    »Drei Tage. Drei Tage«, sagte er.
    »Ja«, sagte Lola. »Es ist ein dreitägiges Festival. Was hat dich veranlasst, den weiten Weg hierherzukommen?«
    »Jimi«, sagte er. »Gemeinschaft.«
    Lola überlegte. Wollte er sagen, er sei gekommen, um Jimi Hendrix zu sehen und die Gemeinschaft der Leute zu erleben? Lola war daran gewöhnt, scheinbar unverständliche Sätze zu interpretieren und zu übersetzen. Das Englisch ihrer Eltern bedurfte der ständigen Interpretation und Korrektur.
    »Jimi Hendrix ist großartig«, sagte Lola.
    »Beste Welt«, sagte Brian Jones langsam.
    »Die Leute hier sind die besten der Welt?«, sagte Lola. Brian Jones schaute noch verwirrter. »Jimi Hendrix ist der Beste der Welt?«, sagte Lola. Brian Jones starrte sie an. Hält Jimi Hendrix für den besten Gitarristen der Welt, schrieb Lola in ihr Notizbuch.
    »Ich glaube«, sagte Brian Jones. »Ich glaube«, wiederholte er.
    Er glaubt, schrieb Lola und wartete.
    Sie hob den Kopf und sah ihn an. Er kippte langsam nach rechts. Er lehnte jetzt beinahe an Lola. Sie versuchte, ihn wieder aufzurichten. »Gemeinschaft«, sagte er. »Eine Gemeinschaft bilden.«
    »In Monterey?«, fragte sie. Er antwortete nicht. »Meinst du, die Leute auf diesem Festival werden eine Gemeinschaft bilden?«, fragte Lola.
    Brian Jones blinzelte. Lola kam zu dem Schluss, dass er das gemeint haben musste. Brian Jones hat das Gefühl, dass die Leute hier beim Monterey International Pop Festival in drei gemeinsamen Tagen eine Gemeinschaft bilden werden, schrieb Lola in ihr Notizbuch.
    »Ich glaube, ich verstehe, was du meinst«, sagte Lola zu
Brian Jones. »Und ich glaube, du hast recht, ich glaube, dass sich eine Gemeinschaft bilden wird, vielleicht auch in anderen Teilen der Welt.« Er gab Lola keine Antwort. Seine Augen waren geschlossen. Er schien zu schlafen. Sie betrachtete ihn. Er war so hinüber, er bemerkte nichts mehr von dem, was um ihn herum geschah. Lola betrachtete sein Gesicht prüfend aus der Nähe. Seine Haut war glatt. Sie war von beinahe unschuldiger Makellosigkeit.
    Selbst in der Ohnmacht saß jedes Teil von Brian Jones Garderobe tadellos. Seine Schals waren mit lässiger Perfektion drapiert. Sein Cape mit dem pelzbesetzten Kragen verströmte weiter eine romantische Aura. Und jedes einzelne seiner vielen Schmuckstücke war auf Hochglanz poliert und saß an Ort und Stelle.
    Die Unordnung, hatte Lola gehört, fand bei ihm zu Hause statt. Offenbar war dort alles voller Klamotten, Unterwäsche, schmutzigem Geschirr, verdorbenem Essen und Kosmetika, jede freie Fläche. Mick Jagger, so hieß es, fand es unerträglich, ihn zu besuchen. Lola konnte sich das gut vorstellen. Sie glaubte nicht, dass Mick Jagger allzu viel Toleranz gegenüber Unordnung aufbrachte.
    Lola schüttelte Brian Jones vorsichtig. Er schlug die Augen auf. »Glaubst du, dass die Welt im Wandel ist?«, fragte Lola. »Dass es der jungen Generation weniger um Geld und materielle Werte geht, mehr um Ideale?«
    »Geld«, sagte Brian Jones und sah Lola direkt an. »Ich glaube nicht«, sagte er langsam und versuchte, eine Hand in die Tasche seiner Satinhose zu stecken.
    »Nein«, sagte er nuschelnd.
    Plötzlich begriff Lola, dass Brian Jones glaubte, sie bäte ihn um Geld. Sie war entsetzt. »Ich will kein Geld«, sagte sie.
    »Geld«, sagte er, während sich seine Augen verdrehten, bis man nur noch das Weiße sah.
    »Ich meinte, ob du denkst, wenn du dich hier umsiehst, dass es eine soziale

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