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Lola Bensky

Lola Bensky

Titel: Lola Bensky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lily Brett
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sein? Sie glaubte nicht. Sein Gesicht wirkte zu aufrichtig, um etwas Verletzendes zu sagen.
    »Das Aussehen lässt einen manchmal für ein, zwei Sekunden wünschen, mit einem Mädchen zusammen zu sein, aber das ist auch schon alles«, sagte Jimi Hendrix. »Es gibt mehr, was ein Mädchen zu bieten hat, außer ihrem Aussehen. Ich weiß nicht genau was, aber man spürt Kleinigkeiten an einem Menschen, die weniger offensichtlich sind als ihr Aussehen.«
    »Ich bin deiner Meinung«, sagte Lola. »Sich aufgrund des Aussehens für jemanden zu entscheiden ist ziemlich oberflächlich.«
    »Aber du glaubst immer noch nicht, dass du groovy bist, oder?«, sagte er.
    »Nein«, sagte Lola.
    Ein Typ mit hellen Haaren und einem Federstirnband kam auf Jimi Hendrix zu. »Hey, Mann, ich hab dich vor ein paar Jahren in Buffalo kennengelernt«, sagte er. »Du kommst doch aus Buffalo, oder?«
    »Nein«, sagte Jimi Hendrix. »Ich komme aus Seattle, Washington. Ich war ein paar Monate in Buffalo, bin aber wieder weg, es war mir zu kalt dort.«
    Lola fragte sich, wie es kam, dass Jimi Hendrix immer so höflich war. Zu viele Männer in der Rockmusik waren arrogant. Die Rockstars, die Tourmanager, die Assistenten. Es schien, als riefe das Leben in der Umlaufbahn einer berühm
ten Persönlichkeit Verachtung für alle hervor, die sich außerhalb dieses kleinen Kosmos bewegten.
    »War es in Seattle nicht genauso kalt?«, fragte der Mann mit dem Federstirnband.
    »Nein«, sagte Jimi Hendrix. »In Seattle herrscht eine andere Kälte. Eine gute Kälte. Sie beißt einen nicht wie die in Buffalo.«
    »Mein Vater sagt das Gleiche über Polen«, sagte Lola. »Er sagt, in Polen habe er nie gefroren. Er sagte, in Polen herrsche eine gute Kälte. Eine Kälte, die einem nicht in die Knochen dringt. Ich glaube, dass er die Kälte nicht spürte, weil er dort zu Hause war.«
    »Vielleicht«, sagte Jimi Hendrix.
    Mr. Federstirnband schlenderte davon, wahrscheinlich nicht gerade gefesselt von dem, was Edek zu der Kälte in Polen zu sagen hatte. Lola zupfte an den Seiten ihres lila-weißen Kleides. Sie war sich sicher, dass das Kleid letzten Monat noch nicht so eng gewesen war. Gerade hatte sie Renia eine Postkarte geschickt, auf der sie verkündete, dass sie eine Diät machte. Bis zur Ankunft der Postkarte hatte sie noch ungefähr zehn Tage Zeit, um mit ihrer Diät zu beginnen. Auf diese Weise würde sie wenigstens nicht lügen.
    Allmählich füllte sich das Gelände. Die Menschen strömten herbei. Niemand achtete besonders auf Jimi Hendrix. Trotz seiner Hits in England hatten in Amerika nur wenige von ihm gehört. Seine Band, The Jimi Hendrix Experience, war noch nie im amerikanischen Fernsehen aufgetreten, kaum im Radio zu hören gewesen und selten in der Presse aufgetaucht.
    »Schön, dich wiederzusehen«, sagte Jimi Hendrix zu Lola.
    »Und schön, dich zu sehen«, sagte Lola. Sie winkte ihm im Davongehen zu und kam sich blöd vor. Sie hatte gewunken
wie ein kleines Kind, viel zu lange. Sie blickte zurück. Jimi Hendrix winkte und lächelte.
    Das Monterey International Pop Festival war geplant als eine Begegnung von Menschen aus aller Welt im Namen der Liebe. Bands aus Amerika, England, Südafrika und Indien hatten ihre Auftritte zugesagt. Es war das erste große Festival, das Bands aus ganz Amerika zusammenbrachte. Viele dieser Bands waren einander trotz ihrer Berühmtheit noch nie begegnet.
    Das Programm des Festivals forderte jeden auf, glücklich und frei zu sein, Blumen zu tragen, Glöckchen mitzubringen und ein Fest zu feiern. Lola hatte den Eindruck, dass die Tausenden, die zum Festival kamen, die Aufforderung beherzigt hatten.
    Sie hatte noch nie so viele Menschen gesehen, die so glücklich wirkten. Lauter lächelnde Gesichter. Ein breites Lächeln, das Optimismus ausstrahlte und Brüderlichkeit. Lola hatte noch nie so viele Menschen gesehen, die so entspannt miteinander umgingen. Bäume, Autos und Lieferwagen, Babys und Kleinkinder sowie große und kleine Hunde waren mit »Love« und »Peace« geschmückt. Und dann die vielen Blumen. Alles war voller Blumen. Beinahe jeder hatte Blumen dabei. Blumen im Haar, um den Hals, an der Kleidung oder der Sonnenbrille oder aufs Gesicht gemalt.
    Und die Kleidung. Die Kleidung war wild. Lola war von der Kleidung fasziniert. Sie beobachtete eine Frau in einer lila Paisleyjacke mit passenden lila Paisleyschuhen, die sich mit ihrem Hund ein Sandwich teilte. Der Hund trug eine lila Paisleyweste. Lola sah Männer in

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