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Lolita (German)

Lolita (German)

Titel: Lolita (German) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Nabokov
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amerikanischer Ethnologe leitete. Das Experiment sollte die menschlichen und rassischen Reaktionen auf eine Diät von Bananen und Datteln bei ständiger Haltung auf allen vieren ermitteln. Mein Gewährsmann, ein Arzt, schwor, er habe meine beleibte Waleria mit ihrem inzwischen ergrauten und ebenfalls recht korpulenten Oberst emsig auf dem gutgefegten Fußboden einer hellerleuchteten Zimmerflucht (in einem Zimmer Obst, im zweiten Wasser, im dritten Matten, und so weiter) umherkriechen sehen, in Gesellschaft mehrerer anderer gemieteter Vierfüßler, die ebenfalls aus mittel- und ratlosen Schichten stammten. Sogleich suchte ich in der Review of Anthropology nach Resultaten dieser Tests, aber sie scheinen bisher noch nicht veröffentlicht worden zu sein. Natürlich brauchen derartige wissenschaftliche Produkte ihre Zeit, um zu reifen. Ich hoffe, sie werden mit guten Photographien illustriert sein, wenn sie erscheinen, obschon nicht anzunehmen ist, daß eine Gefängnisbücherei derlei gelehrte Bücher beherbergen wird. Die Bibliothek, auf die ich, trotz der Fürsprache meines Rechtsanwalts, hier beschränkt bin, gibt ein gutes Bild von dem faden Eklektizismus, der die Auswahl der Bücher in Gefängnisbibliotheken bestimmt. Es gibt die Bibel, natürlich, und Dickens (eine alte Gesamtausgabe, New York, Verlag G. W. Dillingham, MDCCCLXXXVII), und die Enzyklopädie für Kinder (mit einigen hübschen Photographien von sonnenscheinhaarigen Pfadfindermädchen in Shorts), und Ein Mord wird angekündigt von Agatha Christie; aber sie haben auch so glänzende Nichtigkeiten wie Ein Vagabund in Italien von Percy Elphinstone, dem Verfasser von Wiedersehen mit Venedig, Boston 1868, und eine verhältnismäßig späte (1946) Ausgabe von Wer ist wer im Rampenlicht? - Schauspieler, Regisseure, Dramatiker und Standphotos. Beim Durchblättern dieses Bandes wurde mir gestern eines jener blendenden Zusammentreffen beschert, das Logiker verabscheuen und Dichter lieben. Ich schreibe den größten Teil der Seite ab:

    Pym, Roland. Geboren in Lundy, Mass., 1922. Ausbildung amElsinorePlayhouse, Derby, N. V. Erstes Auftreten in Son-nendurchbruch. Spielte unter anderem in Zwei Straßen weiter, Das Mädchen in Grün, Vertauschte Ehemänner, Der seltsame Pilz, Drittenabschlagen, Johann Lieblich, Ich träumte von dir.

    Quilty, Cläre, amerikanischer Dramatiker. Geboren in Ocean City, N.J., ipii. Studium an der Columbia-Universität. Nachdem er zunächst kaufmännisch tätig gewesen war, wandte er sich dem Stückeschreiben zu. Autor von Die kleine Nymphe, Die Dame, die den Blitz liebte (gemeinsam mit Vivian Darkbloom), Dunkle Zeiten, Der seltsame Pilz, Vaterliebe u. a. Bekannt durch seine vielen Kinderstücke. Die kleine Nymphe (iß^o) erlebte auf einer Winter-Tournee von 14000 Meilen 280 Vorstellungen, ehe das Stück nach New York kam. Hobbys: schnelle Autos, Pho-tographieren, Haustiere.

    Quirn, Dolores,geboren 1882 inDayton, Ohio. Bühnenausbildung an der American Academy. Erstes Auftreten in Ottawa, ißoo. Erste Rolle in New York 1904 in Sprich nie mit Fremden. Ist abgetreten in ... [es folgt eine Liste von etwa dreißig Stücken].

    Wie tief noch immer der bloße Anblick des geliebten Namens, selbst wenn er nur dem einer alten Hexe von Schauspielerin beigefügt ist, in mir ohnmächtigen Schmerz aufwühlt! Vielleicht wäre auch sie Schauspielerin geworden. Geboren 1935. Aufgetreten (ich sehe, daß ich mich im letzten Absatz verschrieben habe, aber bitte, Clarence, berichtigen Sie es nicht) in Der ermordete Stückeschreiber. Quine das Schwein. Killte Quilty. Ach, meine Lolita, ich habe nur noch Worte, mit denen ich spielen kann.

9
    Die Formalitäten der Scheidung verzögerten meine Abreise, und die Düsternis eines weiteren Weltkrieges hatte sich auf den Erdball gesenkt, als ich nach einem langweiligen Winter in Portugal, wo ich eine Lungenentzündung durchmachte, endlich in den Staaten landete. In New York nahm ich mit Freuden den leichten Job an, den das Schicksal mir bot: Er bestand hauptsächlich darin, Parfumanzeigen zu ersinnen und zu redigieren. Das Seichte und das Pseudoliterarische daran sagten mir zu, und sooft ich nichts Besseres zu tun hatte, widmete ich mich dieser Aufgabe. Andererseits drängte mich eine im Krieg gegründete New Yorker Universität, meine vergleichende Geschichte der französischen Literatur für englischsprachige Studenten fertigzustellen. Für den ersten Band brauchte ich gut zwei Jahre, in denen ich selten weniger

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