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London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

Titel: London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Harris
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haben Sie gehört?«
    »Acht. Hörte sich an wie ein Jagdgewehr. Aus ziemlich großer Entfernung.«
    »Passanten sagen, sie hätten zehn oder mehr Schüsse gehört.«
    »Nein. Vielleicht haben sie das Echo gehört. Ich würde sagen, nicht mehr als acht.«
    »Von wo kamen die Schüsse?«
    »Keine Ahnung. Aber der oder die Täter hatten es auf das Mädchen abgesehen.«
    »Das Schulmädchen?«
    »Sie ist dreimal getroffen worden, einmal in die Schulter, zweimal in den Oberkörper.«
    »Abwarten.«
    »Ich hab die Einschüsse gesehen.«
    »Was haben Sie hier gemacht?«
    »Ich war auf dem Weg zur Arbeit«, sagte Belsey. Er sah, dass Chief Superintendent Northwood aus dem Fond eines gepanzerten, metallicgrauen BMW stieg, in Uniform, mit Dienstmütze, mit finsterem Blick. Sein Fahrer blieb im Wagen sitzen. Alle Beamten hielten kurz inne, als sei das ganze Ereignis eigens für Northwoods Ankunft arrangiert worden. Die ihn kannten, salutierten beiläufig, die anderen traten zur Seite. Northwood ließ den Blick über den Tatort schweifen, dann sah er Belsey. Anscheinend das einzige Detail, das nicht ins Bild passte. Er ging auf ihn zu.
    »So eine Überraschung«, sagte Northwood in stillem Zorn.
    »Sir.«
    »Was zum Teufel haben Sie hier zu suchen?«
    »Ich wollte mir einen Kaffee holen.«
    Er starrte Belsey an. Dann drehte er sich um und ging zum Tatort.
    »Sie kennen ihn?«, fragte Banks.
    »Sehr gut sogar.«
    »Ziehen Sie sich um und gehen Sie zum Dienst. Wenn wir irgendwelche Anweisungen haben, erfahren Sie das auf Ihrem Revier.«

20
    Vom Tatort zum Revier Hampstead waren es fünf Minuten zu Fuß. Belsey ging durch die Pond Street, vorbei am Krankenhaus, und vermied so das Nadelöhr South End Road, durch das die Krankenwagen zum Tatort fuhren. Im Revier duschte Belsey, lieh sich ein frisches Hemd und ging in den Besprechungsraum. Das routinemäßige Morgengebet – das Treffen vor Schichtbeginn um halb neun – war zur Einsatzbesprechung für eine Morduntersuchung geworden. Gower gab einen kurzen Abriss der Fakten und verlas dann die Namen der Beamten, die der Einsatzzentrale zugeteilt wurden, und derjenigen, die im Revier am Rossyln Hill bleiben sollten, um der Zentrale von dort zuzuarbeiten. Belseys Name wurde nicht verlesen.
    »Es ist so«, sagte Gower zu Belsey, als die anderen Männer und Frauen den Raum verlassen hatten. »Ich warte immer noch auf Nachricht von der Dienstaufsicht, aber ich glaube, es ist besser, Sie machen erst mal eingeschränkten Dienst. Mit Abstand zu Northwood. Außerdem muss ja auch hier jemand die Stellung halten …«
    Belsey ging wieder in sein CID-Büro, lehnte sich auf seinem Schreibtischstuhl zurück und lauschte mit geschlossenen Augen den Sirenen auf der Rosslyn Hill. Er fühlte sich wie früher, als er elf oder zwölf war und unten seinen Vater und dessen betrunkene Freunde hörte. Er hatte in seinem Leben als Polizeibeamter immer herauszufinden versucht, was die Menschen unten anstellten, hatte an die Türen der dunklen Geheimnisse von Männern und Frauen geklopft und dann einen Blick hineingeworfen. Es passte ihm nicht, von einer Morduntersuchung ausgeschlossen zu werden. Nicht wenn das Blut des Opfers immer noch an seinen Schuhen klebte. An Devereux’ Schuhen.
    Er hatte das Land bis heute Abend verlassen wollen. Jetzt wusste er instinktiv, dass dieser Plan vorerst ausgesetzt war. Er brachte es nicht über sich, das Mädchen, das vor seinen Augen gestorben war, einfach so zurückzulassen. Schuld war nicht nur eine Frage des eigenen Handelns, sondern auch des Entschlusses, vor etwas davonzulaufen – selbst wenn es ein Verbrechen war, das man selbst nicht begangen hatte. Mit dem sterbenden Gesicht vor Augen konnte er nicht fliehen. Nicht jetzt.
    Außerdem hatte er sie erkannt.
    Die Kantine war leer. Belsey schaltete den Fernseher ein. Sky News brachte Bilder von dem weißen Zelt und Inter views mit Männern und Frauen, die mit Atemwölkchen vor dem Mund an den Absperrbändern standen. Über den Ticker lief die Meldung: »Schock und Verwirrung nach Schießerei in wohlhabendem Londoner Vorort.« Sie hatten noch kein Foto von dem toten Mädchen.
    Belsey dachte über Muster nach: Frauen werden von Männern getötet, die sie lieben; Arbeitsplätze werden von Ange stellten in Brand gesteckt, denen man gekündigt hat. Ein Café mit fünf Gästen, von denen einer irgendwem Geld schuldet und der nächste mit der Frau eines anderen geschlafen hat. Bei keinem Gedanken machte es klick. Belsey

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