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Long Dark Night

Long Dark Night

Titel: Long Dark Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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folgten ihnen.
    »Die Veranstalter haben Kameras und Wachhunde«, sagte Luis. »Ich weiß nicht, wie sie so schnell und problemlos reinkamen.«
    Trotzdem waren, als die Beamten in den eigentlichen Bereich des Rings vorstießen, schon einige der falschen Wände zurückgeschoben worden und flohen die Organisatoren des Ereignisses bereits über die Dächer und durch Kellergänge, von denen einer zur Harris Avenue hinausging und ein weiterer unterirdisch zu einem Schönheitssalon neben dem Parkhaus führte. Die Polizei erwischte nur einen der Veranstalter, einen Mann namens Anibal Fuentes, der verhaftet und zweier Kapitalverbrechen angeklagt wurde.
    »Das dürfte man nicht zulassen«, sagte Luis und schüttelte den Kopf. »Wußten Sie, daß Könige und Kaiser Hahnenkämpfe besucht haben? Sogar amerikanische Präsidenten! Thomas Jefferson! George Washington! Der Vater der Nation, nicht wahr? Er sah sich gern Hahnenkämpfe an. Was sie da tun, ist eine Sünde. Leute anklagen, die Spaß an einem echten Sport haben!«
    In seinem Bericht an den Polizeichef hatte Captain Forsythe festgehalten, daß seine Männer auf der Straße hinter dem Kino fünfundzwanzig blutige Hähne gefunden hatten, alle mit Metallklauen versehen, zwanzig davon tot, die anderen noch lebendig und im Todeskampf zuckend. In Räumen hinter den falschen Wänden hatten Beamte vom 48. Revier weitere vierzig Vögel in Käfigen gefunden, mit Kissenbezügen über den Köpfen, damit sie in der Dunkelheit ruhig blieben, bevor sie in den Ring geworfen wurden.
    »Sie kamen von überall her«, sagte Luis. »Aus Florida und Pennsylvania, Connecticut und Washington, DC. Einige Trainer sind mit ihren Vögeln sogar aus San Juan und Ponce gekommen! Das war ein großes Ereignis, Mann! Aus dem ganzen Land kamen Vögel in den Ring! Wie die Toreadors!«
    »Sie haben nicht zufällig eine schwarze Limousine bemerkt, oder?« fragte Carella.
    Verdammt, dachte er, wie die Toreadors! »Doch, klar«, sagte Luis. »Was für ein Fabrikat?« fragte Carella sofort. »Ein Caddy.«
    »Wo haben Sie sie gesehen?«
    »Hinter dem Kino. Als ich vom Parkhaus rüberkam. Zu der Tür, durch die wir gegangen sind. Da bringen die Trainer nämlich die Vögel rein. Der Bühneneingang, so haben sie es wohl genannt. Die Tür, die sie eingetreten haben.«
    »Sie haben gesehen, wie ein Trainer ein Huhn aus einem schwarzen Caddy holte?«
    »Kein Huhn. Einen Hahn. Einen Kamphahn!«
    »Der Trainer hat ihn jedenfalls in einem schwarzen Caddy hergefahren?«
    »Genau. Hat ihn vom Rücksitz geholt.«
    »In einem Käfig, oder wie?«
    »Kein Käfig. Nur ein Kissenbezug über dem Kopf. Ich konnte nur die Beine sehen.«
    »Sie kennen diesen Trainer nicht zufällig, oder?«
    »Nicht persönlich.«
    »Aber?«
    »Ich habe seinen Namen nachgeschlagen.«
    »Verzeihung, was haben Sie?«
    »Im Programm.«
    »Im Programm.«
    »Ja, im Programm stehen die Namen der Besitzer. Ich hab ihn erkannt, als er den Vogel in den Ring brachte. Mir fiel wieder ein, daß er in einem Caddy gekommen war. Dachte mir, das muß ein hohes Tier sein. Ich meine, ein Vogel in einer Limousine, wie ein verdammter Filmstar, verstehen Sie? Also habe ich seinen Namen im Programm nachgeschlagen.«
    »Und wie hieß er?« fragte Carella und hielt den Atem an.
    »Jose Santiago«, sagte Luis.
     
    11
     
    Priscilla und die Jungs fanden den Club einfach nicht.
    Ihr Taxi fuhr immer wieder die Harris Avenue entlang und öfter am dunklen Schirmdach des Kinos Alhambra vorbei, als ihnen lieb war. Als sie erneut daran vorbeikamen, stiegen zwei Männer - beide ohne Hut, einer davon rothaarig - in ein Auto ein. Irgendwie kamen sie Priscilla bekannt vor, doch als sie sich umdrehte, um einen Blick durch die beschlagene Heckscheibe zu werfen, schlugen hinter den beiden schon die Wagentüren zu. Auf dem Bürgersteig stand ein dritter Mann und beobachtete, wie der Wagen losfuhr. Er war kleiner, schmaler und trug eine grüne Steppjacke, die aussah, als wäre sie von L.L. Bean oder Land’s End.
    »Fahren Sie ein Stück zurück«, befahl Priscilla dem Taxifahrer.
    »Ich wird hier auf keinen Fall die ganze Nacht lang diesen Club suchen«, sagte der Fahrer.
    »Setzen Sie einfach zurück, ja?« sagte sie. »Bevor er auch noch verschwindet.«
    Der Fahrer warf den Rückwärtsgang ein und fuhr langsam zu der Stelle, an der Luis Villada über den Bürgersteig ging, die Hände in den Jackentaschen. Zu dieser Zeit und in dieser Gegend wäre Luis normalerweise wie der Teufel gerannt,

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