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Long Reach

Long Reach

Titel: Long Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cocks
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nutzte sein Schweigen, um das Gespräch selbst in die Hand zu nehmen.
    »Also, was soll das Getue um Sophie Kelly?«, erkundigte ich mich und nickte in ihre grobe Richtung.
    »Weißt du das nicht?« Benjy quietschte beinahe und senkte dann die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. »Ihr Alter soll so eine Art Gangsterboss sein. Chwerer Raub, Rauchgift, Fälchung   … das volle Programm.«
    Wie Benjy sich mit seinen
Schs
herumplagte, gab der ganzen Liste etwas Komisches, und ich musste mir ein Lächeln verkneifen. Seine Stimme wurde noch leiser. »Wenn einer Ärger macht, kümmert er sich um ihn   … du weißt chon, legt ihn um.«
    Ich zuckte mit den Achseln, wie um zu sagen, nein, wusste ich nicht. Natürlich hatte ich mir einiges zu Sophie Kellys Familie angelesen, aber hier war Ahnungslosigkeit das Beste.
    »Reizend«, sagte ich. »Und, hat sie einen Freund?«
    Benjy schnaubte. »Ancheinend gab es da mal einen, so vor ein paar Jahren. Dem Gerücht zufolge hat man ihn vom Parkhausdach gechmissen, weil er ihr unters T-chirt wollte.«
    T-chirt
… ich musste mir auf die Zunge beißen.
    »Also, selbst wenn sie sich für irgendeinen Typen interessieren würde«, fuhr Benjy fort, »keiner würde sich an sie rantrauen, aus Angst vor ihrem Alten.«
    Ich blickte auf und bemerkte, dass Sophie Kelly mich von der anderen Seite des Raumes aus direkt ansah. Es war, alshätten mich mitten auf der Straße auf einmal Scheinwerfer erfasst, und mein Magen rebellierte ein bisschen. Ich wagte ein kleines Lächeln und sie drehte sich wieder weg. Einen Moment lang lag mein Blick noch auf ihr.
    Sie hatte wirklich eine tolle Figur. Kurvig, wie gesagt. Ich fragte mich, ob sie das Parkhausrisiko wert war   …

Vierzehn
    Gegen fünf war ich zurück in Deptford. Der erste Tag in meinem neuen Job lag hinter mir und vielleicht war es keine schlechte Idee, mir Notizen zu machen. Ich schlug eine leere Seite in einem der neuen Notizbücher auf und starrte eine Weile darauf. Dann fummelte ich an meinem Kuli herum und starrte weiter vor mich hin. Ich hatte keinen Schimmer, wo ich anfangen sollte.
    Ein kleines Geheimversteck hatte ich mir schon ausgeguckt. Am Boden des Einbauschranks im Schlafzimmer hatte ich eine Diele angehoben, unter der ein Kabelschacht verlief. Da unten war es ganz geräumig, und wenn ich das Teppichstück wieder drüberlegte, war es praktisch unsichtbar.
    Ich lüpfte den Teppich und hob die Diele an. Darunter lagen zusätzliche SI M-Karten und Speicherkarten, mein falscher Pass, weitere Papiere und der US B-Stick , den Tony Morris mir gegeben hatte. Ich steckte ihn in den Laptop und klickte auf das Symbol. Es waren einige MP 3-Dateien drauf, die als
Verschlusssache
bezeichnet und zwei oder drei Jahre alt waren. Ich klickte die erste an.
    Die Stimme meines Bruders.
    Es war ein mündlicher Bericht, etwas monoton, aber eindeutig Steve. Ich versuchte, mich auf den Inhalt zu konzentrieren, aber alles, was bei mir ankam, war der Klang seiner Stimme. Ich klickte zurück an den Anfang und begann von Neuem.
     
    »Bin wieder zurück in Belfast, eine Woche vor Semesterbeginn. Nur, um ein bisschen reinzukommen, paar Grundlagen zu schaffen, bevor die Meute wieder an die Uni zurückkehrt. Die Technische Chemie scheint so eine Art Auffangbecken für Bekloppte und Außenseiter zu sein   … Die Chemiker verbringen mehr Zeit im Pub als Studenten aus jedem anderen Fach, und diejenigen, die keine Bomben basteln, basteln hauptsächlich Stoff, um sich selbst die Birne wegzuknallen   …«
     
    Ich sprang ein bisschen vor.
     
    »Den spätberufenen Studenten vom Royal Holloway auf Forschungsjahr in Belfast haben sie mir auf jeden Fall abgekauft. Deckt sich mit dem, was sie über London wissen: meine Wohnung in Kilburn, meine Sympathie für die Sache. Mein Akzent klingt stark nach London, aber meine ›Eltern‹ sind Iren. Für sie heiße ich James Boyle. Jimmy. Passt alles, und keiner von ihnen scheint besonders misstrauisch zu sein   … hoff ich mal.«
     
    Er beschrieb weiter, wie er einen Abend mit den Iren aus seinem Wohnheimflur weggegangen war, mit Dessie undPaul. Wie sie ihn in einen Pub in der Gegend von Falls Road mitgenommen hatten:
     
    »Paul bestellt Guinness für alle und wir sitzen an einem Resopaltisch im hinteren Eck, beim Billardtisch. Dessie füllt das Dreieck und macht den Anstoß. Die ganze Zeit über lässt mich Paul nicht aus den Augen. Mir wird langsam ziemlich unwohl. Mein Mund ist ganz trocken und ich

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