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Long Reach

Long Reach

Titel: Long Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cocks
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sich eine Fluppe ansteckte, war so ein Hampelmann
auf dem Fahrrad vor ihm ausgeschert und ihm über die Kühlerhaube gesegelt.
    Donnie war aus dem Auto ausgestiegen und hatte den Typen unter Schnaufen und Keuchen von der Straße geschleppt. Wirklich verletzt war er nicht gewesen; nur die Knie und Ellbogen bluteten. Dann hatte Donnie das Fahrrad aufgehoben und auf den Gehsteig geschleudert. Das Vorderrad hatte einen Achter.
    Der Radfahrer hatte ihn einen Idioten genannt. Gesagt, er habe nicht hingeguckt. Nannte ihn bescheuert. Donnie versuchte, die Sache mit einem Tausender in Ordnung zu bringen, aber der Radheini wollte nicht sein Geld, sondern seine Versicherungsdaten.
    Mit Versicherungen hatte Donnie nichts am Hut. Langsam kam er auf hundertachtzig, besonders, als er das zerschmetterte Glas an seinem Scheinwerfer und den Kratzer auf der Motorhaube entdeckte. Er sagte dem Radler, es würde einen Arsch voll Geld kosten, das zu richten.
    Der Radfahrer machte einfach weiter   – kannte seine Rechte und so. Wahrscheinlich Sozialarbeiter oder so was, dachte Donnie. Er ging ihm auf die Nerven, also semmelte er ihm eine rein. Dann stieg Donnie wieder in den Wagen und fuhr weiter, während sich der Radfahrer auf dem Boden wand und jetzt neben seinen blutigen Ellbogen und Knien auch noch eine blutige Nase hatte.
    Es war schon spät, als Donnie in Croydon ankam. Das Büro der Kelly’schen Vermögensverwaltung, Goldaward Holdings, lag im siebten Stock eines Bürogebäudes. Als Donnie aus dem Aufzug trat, stieß er mit Saul Wynter, dem Buchhalter, zusammen. Wynter grüßte ihn kurz, sagte aber sonst
nicht viel. Es war offensichtlich, dass Donnie nicht in Plauderlaune war. Donnie ging zum Bürosafe, holte sich das Gewünschte und verzog sich wieder.
    Er machte einige Abholungen und Lieferungen in Thornton Heath, South Norwood und Crystal Palace. Zwei Lieferungen waren für Clubs, wo es zur Schließzeit dunkel war und nach schalem Bier roch, und eine ging an eine private Adresse gleich außerhalb von East Dulwich. Ein schickes Haus, wo er viel Zeug abwarf. Hatten ein Restaurant und eine Weinbar. Die Geschäfte liefen eindeutig gut   – sie zahlten bar. Noch zwei Eintreibungen fälliger Zahlungen gingen relativ schmerzlos über die Bühne und dann war die Arbeit für den Vormittag erledigt.
    Bei Peckham Rye ging Donnie auf ein schnelles Bier gegen den Vormittagsstress. Und dann noch eins auf den Weg. Und einen Scotch. Das krönte er mit einem Mittagessen in einer Arbeiterkneipe in Nunhead, um für den Nachmittag Energie zu tanken.
    Das Auto hatte in der Sonne gestanden, und als Donnie wieder drinnen saß, wurde ihm ganz warm und schläfrig zumute. Etwas zum Wachwerden, das brauchte er jetzt. Er griff ins Handschuhfach und zog ein Döschen hervor. Eigentlich zweigte er normalerweise kaum was für sich selbst ab, aber von ein paar großen Lieferungen hier und da hatte er sich für Gelegenheiten wie diese genug aufgespart. Die Mengen waren zu klein, um aufzufallen, aber groß genug, um Donnie nie auf dem Trockenen sitzen zu lassen.
    Er nahm den kleinen Löffel, der am Deckel befestigt war, hob ein Häufchen Pulver heraus und sog es direkt mit dem Nasenloch ein. Die Bewegung war so gekonnt und unauffällig,
dass jeder zufällige Zeuge geschworen hätte, der Hüne im Mercedes habe nur in der Nase gebohrt.
    Donnie schnüffelte und zündete sich eine Zigarette an, drehte den Zündschlüssel um und fuhr Richtung Catford. Jetzt konnte es losgehen.
     
    Hyrone Browns Club, das Chilli Peppa, lag auf halber Strecke zwischen Catford und Lewisham, etwas versteckt in einer Seitenstraße. Früher war es mal ein Varietétheater gewesen, dann ein Kino und zuletzt ein Bingoclub.
    Hyrones Klientel war genauso bunt gemischt wie seine eigenen Vorfahren. Unter seiner Kundschaft waren nicht ausschließlich Schwarze, sondern auch ein paar Weiße von den Colleges und Mittelschichtspießer vom Stadtrand, die sich unters gemeine Volk mischen wollten. Hyrones Club lag beinahe schon im Einzugsgebiet der jamaikanischen Mafia, aber seine Kunden und deren liebstes Aufputschmittel brachten es mit sich, dass das Chilli Peppa den Schutz des langen Kelly-Arms in Anspruch nehmen durfte.
    Solange Hyrone seine Rechnungen pünktlich zahlte.
    Donnie stellte den Wagen auf dem engen Parkplatz an der Rückseite des Clubs ab. Am Maschendrahtzaun türmten sich Bierkästen und Fässer und daneben stand ein nagelneu aussehender schwarz glänzender Mazda CX-7 mit

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