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Long Reach

Long Reach

Titel: Long Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cocks
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unseren Treffen an den Kram erinnerst«, fuhr Baylis fort. »Und die halten wir lieber persönlich hier im Büro ab, statt dieser amüsanten Abendschwätzchen am Telefon. Und denk dran: Wir müssen irgendwas finden, was ihn direkt mit den großen Dingern in Verbindung bringt.«
    »Okay«, sagte ich. Jetzt wurde die Sache wirklich gefährlich. Sie übergaben mich Tommy Kellys erfahrenen Händen und zogen gleichzeitig meine Verstärkung ab. Das ergab für mich keinen Sinn.
    »Du wirst auch weniger Kontakt mit Tony und Anna haben«, fügte er hinzu. »Deine erste Anlaufstelle bin jetzt ich, unter allen Umständen.«
    »Du kappst mir meine Rettungsleinen«, protestierte ich.
    »
Ich
bin deine Rettungsleine«, sagte er. »Jetzt, wo dich die Firma Kelly aufgenommen hat, ist jeder Kontakt nach draußen eine potenzielle Gefahr. Je mehr Kontakte du hast, desto größer das Risiko, dass wir auffliegen. Du ziehst jetzt komplett in die Wohnung in der Hauptstraße   – das sichere Haus ist nur noch für Notfälle. Außerdem nennst du mich von jetzt an nur noch Nimrod.«
    »Was?«, fragte ich.
»Nimrod?«
    »Aus Elgars ›Enigma‹-Variationen. All unsere Codes für diesen Fall werden sich darauf beziehen.«
    Ich stierte stumm vor mich hin. Ich hatte ungefähr so viel Ahnung von Elgar wie von Beethovens Arsch.
    »Vielleicht solltest du deinen Mr Kelly mal danach fragen«, sagte Baylis. Er kicherte hässlich. Mehr Lachen war bei ihm einfach nicht drin. »Der ist doch ein Freund der klassischen Musik, nicht?«
    »Keine Ahnung.« Ich fühlte mich wie ein eingeschnappter Teenager. War ich wahrscheinlich auch.
    »Mach’s weiter so gut, Eddie.«
    Und das war es dann. Ich war auf mich allein gestellt.
    Natürlich rief ich Tony an, um mich auszuheulen. Er war etwas einfühlsamer, meinte, aus ihrer Sicht würde ich mich hervorragend schlagen. Endlich hätten sie einen Mann in den inneren Zirkel eingeschleust, was vorher noch nie der Fall gewesen sei. Er sagte mir, ich solle mich ordentlich anstrengen und alles tun, was von mir verlangt werde, so illegal es auch sein mochte. Es würde ihnen nur helfen.
    Nichts würde gegen mich verwendet werden.
    Er sagte, er würde heute Abend mal in der Wohnung vorbeischauen, vielleicht auf ein Bier. Ich antwortete, ich tränke nicht. Schon das bisschen bei der Hochzeit hatte mich völlig unvorsichtig gemacht und seitdem hatte ich keinen Alkohol mehr angerührt. Ich wollte nicht mehr so eiskalt erwischt werden. Tony sagte, ich würde fantastische Arbeit leisten, und legte auf.
    Mir persönlich kam es vor, als würde mir jemand die Eier in mindestens drei verschiedene Richtungen rupfen.
     
    Gegen sieben kam Tony vorbei. Ich hing gerade vor dem Fernseher und genoss meine verbleibenden Stunden in derWohnung, als er leise die Tür aufschloss. Tony hatte es wirklich raus, einfach so aus dem Nichts aufzutauchen.
    Ich holte ihm ein Bier aus dem Kühlschrank und mir selbst eine Cola Light. Zuerst sagten wir nicht viel. Er sah mich nur unverwandt an. War wohl gekommen, um mir einen Motivationsvortrag zu halten.
    »Hör mal«, sagte er. »Ich wollte dir nur noch mal persönlich sagen, wie stolz ich auf dich bin. Du hast ziemlich Mist gebaut letzte Woche, aber dann hast du den Mut gehabt, dafür einzustehen und es zu deinem eigenen Vorteil auszuspielen. Das Risiko hat sich ausgezahlt und das hat uns weit vorangebracht.«
    Ich musste daran denken, wie Tommy Kelly mir das Telefon zurückgegeben hatte und mich gewarnt hatte, besser aufzupassen. Langsam fragte ich mich, ob er sich vielleicht mehr um mich sorgte als Tony und seine Leute.
    »Ich finde nicht, dass es mutig war«, sagte ich. »Ich glaube, ich hatte einfach keine Wahl   – genau wie bei allem anderen, was seit Steves Tod passiert ist. Ich bin manipuliert worden.«
    »Tut mir leid, dass du das so siehst, Kumpel«, sagte Tony. Er nahm einen Schluck von seinem San Miguel. »Bei diesem Spiel müssen wir   … Situationen entstehen lassen. Wir müssen Sachen so arrangieren, dass die Wahrscheinlichkeit, an Informationen zu gelangen, möglichst groß ist.«
    »Also Leute wie Marionetten bewegen?«
    »Das hast du jetzt gesagt.«
    »Okay. Dann sag mir bitte, dass ihr nichts mit Anna arrangiert habt, dass sie sich an mich ranmacht.«
    »Tja   …« Er kratzte sich am Kinn. »Das hat vielleicht mitreingespielt. Wir wollten, dass sie sich um dich kümmert. Dich bei Laune hält.«
    »Mich bei Laune hält?« Ich lachte. »Die Bezeichnung kannte ich dafür noch gar

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