Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition)
an“, sagte sie, „es ist schon besser, direkt zu sein.“
„Gut.“ Er zog wieder an ihrem Knöchel.
Sie vergrub die Hände in den Laken, um zu verhindern, dass sie sich einfach so auf ihn stürzte. „Nur weil du gefragt hast, heißt das nicht, dass ich einverstanden bin!“
Schwarze Schatten krochen über sein Gesicht, wunderschön und doch tödlich. „Wenn es dir nicht gefallen hat, sag es mir. Dann küsse ich dich auf andere Weise.“
Hitze entfaltete sich tief in ihrem Körper, so sündig und wild, dass sie kaum noch zwei Worte aneinanderreihen konnte. „Ich weiß nicht, ob ich geküsst werden will!“
Er funkelte sie wütend an und hielt sie noch fester. „Warum lügst du mich an, Liliana?“
Oh, Gnade.
„Weil du mich verwirrst“, platzte sie heraus. „Küssen ist … Ich muss mich erst daran gewöhnen.“
Daran, dass du mich willst, obwohl du weißt, was Schönheit ist. Obwohl es da draußen andere Frauen gibt, die du in dein Bett nehmen könntest.
Er zog noch einmal fest an ihrem Knöchel, sodass sie das Gleichgewicht verlor und auf den Rücken fiel. Sie keuchte, als er sich über sie beugte und seine Handflächen neben ihrem Kopf abstützte, und sie kämpfte dagegen an, die Beine zu spreizen und ihn in sinnlicher Nähe zu spüren. „Ich gebe dir“, sagte er mit dieser sanften Stimme, die das Blut der Leute so effektiv gefrieren ließ, „bis morgen früh Zeit, dich an den Gedanken zu gewöhnen.“
Sie erschauerte, aber nicht, weil ihr Blut gefror. „Bis übermorgen.“ Früher hätte sie vielleicht über den Befehl diskutiert, aber sie hatte gelernt, dass man von ihm so nicht bekam, was man wollte.
„Nein.“
Sie setzte eine rebellische Miene auf.
„Morgen Abend.“ Sein Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass dies sein letztes Angebot war.
„Und wenn ich entscheide, dass Küssen mir nicht gefällt?“, fragte sie, weil er groß war und überwältigend und weil sie dabei jeden Sinn für Selbsterhaltung verlor.
Langsam, ganz langsam legte sich ein Lächeln auf seine Lippen, und sie musste sich mit Fingern und Zehen in den Laken festkrallen. „Oh, du magst meine Küsse, Liliana. Ich habe deine Zunge an meiner gespürt.“
„Micah!“
Er legte den Kopf zur Seite, und das Schwarz zog sich zurück und legte das Wintergrün frei, das in der Dunkelheit leuchtete. „Darf ich das auch nicht sagen?“
„Nein.“
„Ich bin Lord der Schwarzen Burg. Ich kann sagen, was ich will.“
Sie wusste nicht, ob sie schreien oder lachen sollte. „Du bist überhaupt nicht zivilisiert, was?“
Er sah sie merkwürdig an, als hätte sie eine sehr dumme Frage gestellt. Aber zu ihrer Überraschung antwortete er trotzdem. „Ich lebe an der Pforte zum Abgrund.“
„Ja, wahrscheinlich ist zivilisiertes Benehmen hier nicht gerade nützlich.“ Wenn sie nicht aufpasste, würde er sie genauso wild machen. Und um ehrlich zu sein, sie wusste nicht, ob sie das störte.
Der Wächter des Abgrundes schlief in jener Nacht. Er träumte. Von Feuertänzern und einer Burg mit Bannern, die wild im Wind flatterten. Von einer Burg, deren Fenster voll goldenem Licht waren, und von glitzernder Musik, die über den nachtschwarzen See schwebte und ihm in den Ohren kitzelte, während er auf dem Rücken in einem kleinen Ruderboot lag.
„Ist es schon so weit, Nicki?“, fragte er den Mann mit den silbernen Augen mit goldenen Flecken darin, der neben ihm saß.
Nachdem er die Paddel gut verstaut hatte, damit sie nicht mitten auf dem See verloren gingen, schüttelte sein Bruder den Kopf und legte sich neben Micah. Er streckte den großen muskulösen Körper auf der Decke aus, die sie aus den Ställen geborgt hatten. Sie war ein wenig kratzig, aber wenigstens würde Mutter sie diesmal nicht schelten, weil sie ihre weiche flauschige Decke schmutzig gemacht hatten, so wie letztes Mal.
„Ist es jetzt so weit?“ Micah wand sich vor Aufregung.
„Noch nicht.“
Micah mochte es, dort mit Nicolai an seiner Seite zu liegen. Nicolai war der Stärkste mit der mächtigsten Magie. Breena war die Liebste, und Dayn brachte die besten und interessantesten Dinge mit, um sie ihm zu zeigen. Micah war, auch wenn er der Kleinste von ihnen war, auch der „Sturste“, das sagten sie alle. Er mochte es, der Sturste zu sein, besonders wenn Mama aufseufzte und dann lachte. Und lachte.
„Ist es
jetzt
so weit?“
Endlich sagte Nicolai: „Ja. Sieh nur.“
Micah atmete scharf ein, als der erste Stern über den Himmel schoss. Er sprach
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