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Lord Gamma

Lord Gamma

Titel: Lord Gamma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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ein, was auf dem Zettel steht:
     
    ARIOSNOMA\SAMAGODENS\ABATA\STEIG EIN\STEIG EIN!
     
    Steig ein! … Ich werfe einen Blick über die Schulter, stehe auf, laufe durch die Räume, weil ich das Gefühl habe, beobachtet zu werden. Fühle mich wie ein Affe, dem man eine Kiste Bauklötze in den Käfig gestellt hat. Natürlich ist niemand da. Aber der Begriff ›natürlich‹ besitzt an diesem Ort eine neue Bedeutung. Zurück am Notebook, drücke ich die Retum-Taste, warte. Nach einigen Sekunden erstrahlt das Display in sattem Blau.
     
    ICH BIN HIER
     
    verkündet eine weiße Systemschrift. Wahrscheinlich ein Übersetzungsfehler des ausländischen Softwareanbieters. Soll wohl soviel bedeuten wie: ›Programm erfolgreich installiert‹. Eine Weile starre ich auf den Bildschirm, ohne einen Gedanken fassen zu können. Dann tippe ich: WER IST HIER?
    Das Programm reagiert augenblicklich.
     
    SEETHA
     
    Ich bin überrascht, habe nicht damit gerechnet, eine Antwort zu erhalten. Jedenfalls nicht auf eine individuelle Frage. Dient die Software meiner Unterhaltung, oder ist sie ein Intelligenztest? Seetha klingt weiblich, aber ist sie ein lebendes Wesen oder lediglich der Name dieses Programms? Gehört sie zu denen dort draußen?
    HALLO SEETHA, gebe ich ein, denke mir, ein wenig Konversation kann nicht schaden, DEFINIERE ›HIER‹.
     
    HINTER IHNEN
     
    Ich kann nicht verhindern, daß mich ein äußerst störendes Gefühl überkommt. Zuerst glaube ich, Seetha will mir mitteilen, daß sie sich bei den Fremden befindet, irgendwo dort draußen, hinter ihren Reihen, oder so etwas in der Art – vorausgesetzt natürlich, sie ist ein lebendes Wesen. Ein Schauder überkommt mich, als ich erahne, daß sie mit ›Ihnen‹ mich meint.
    Ich blicke hinter mich; zuerst erkenne ich eine Farbe, dann eine Form. Am anderen Ende des Korridors liegt ein Mensch! Ich blicke auf den Bildschirm und wieder hinüber zu der Gestalt, die zusammengekauert wie ein Fötus auf dem Boden liegt. Es ist eine Frau; sie scheint zu schlafen. SEETHA, tippe ich verstört in das Notebook, SIND SIE DAS?
     
    ES IST SO KALT
     
    lese ich als Antwort.
    Ich stehe auf, nähere mich langsam der reglosen Frau. Bei ihr angekommen, knie ich nieder, streiche ihr das halblange welligbraune Haar aus dem Gesicht. Ihre Haut ist eiskalt, aber ihre Halsschlagader pocht. Sie lebt. Ich betrachte sie eine Weile unschlüssig. Was soll ich tun? Medizinische Hilfe scheint sie nicht zu benötigen, höchstens eine wärmende Decke. Die Frau ist nur mit einer moosgrünen Leinenbluse und einer dunkelgrünen Stretchhose bekleidet. Ihre Füße sind nackt, wie meine.
    Das Zuklappen des Aktenkoffers am anderen Ende des Korridors knallt wie ein Pistolenschuß in der Stille. Ich sehe erschrocken hinüber. Der zwergenwüchsige Glatzkopf im grauen Anzug ist wieder da, hat das Notebook in den Koffer gepackt und ihn geschlossen. Er richtet sich auf, den Koffer in der Linken. Die rechte Hand steckt er wieder in die Hosentasche.
    »Arr!« ruft er mir zu.
    Ich blinzle, er ist verschwunden.

 
Alphard 4
     
     
    »BIST DU OKAY?«
    Prills Gesicht schwebte mit großen Augen über mir wie ein sorgenvoll dreinblickender Mond-Lampion.
    »Natürlich«, antwortete ich verdattert. Dann fiel mir auf, daß ich auf dem Boden lag. Prill kniete neben mir und hielt meinen Kopf auf ihrem Schoß.
    »Du bist einfach zusammengeklappt«, erklärte sie. »Ich glaubte schon, du seist … du hast nicht mehr geatmet.« Sie wischte ihre Augenwinkel trocken.
    Ich dachte nach, erinnerte mich aber nur noch an Prills Äußerung bezüglich der Läufer. »Wann war das?« wollte ich wissen.
    »Vielleicht vor einer Minute. Passiert dir so etwas öfter?«
    Ich setzte mich auf, fühlte weder Schwindel noch Schmerz, und sah mich im Zimmer um. »War sicher nur eine Nachwirkung dieses Saufgelages von heute abend«, beruhigte ich Prill, die mich aufmerksam beobachtete, als befürchtete sie, ich könne wieder umkippen. »Hab’ ’nen ziemlich üblen Drink erwischt.«
    Prill runzelte die Stirn. »Auch eine gute Ausrede«, meinte sie.
     
    Wir hatten Rita im Nebenzimmer auf ein Kanapee gelegt. Sie schlummerte selig. Zuerst hatte ich befürchtet, die Betäubungsmittel-Dosis sei zuviel für ihr Alter gewesen und hätte sie ins Klon-Nirvana geschickt, doch sie lebte, ihr Kreislauf war stabil. Ganz im Gegensatz zu dem von Prill. Sie saß kreidebleich auf Ritas Bett und war bemüht zu verdauen, was sie gesehen und ich ihr während der vergangenen

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