Lord Garrows widerspenstige Braut
ihr Vater tot ist, denkt sie, erbt sie alles." Sie schnalzte mit der Zunge.
"Mein Vater hat mich auf die Idee gebracht", meinte Miranda vergnügt. "Aber ihm hätte schon der Tod des Earl genügt. Er hat sich am Gründungskapital vergangen, weißt du. Da hatte er Angst, dein Vater würde ihm auf die Schliche kommen."
Susanna schüttelte wieder den Kopf. "Dein kluger Plan wird nicht funktionieren, Miranda – so oder so. Dein Vater hatte offensichtlich keine Ahnung von dem Testament, das mein Vater gemacht hat. Ein entfernter Cousin in Wales wird den Titel meines Vaters erben. Und nicht nur den, sondern auch die Landgüter und seine Besitzungen – einschließlich Drevers und des Schifffahrtsgeschäfts. Das Vermögen ist an den Titel gebunden."
"Du lügst!" rief Miranda und sah nervös von Susanna zu Mr. Colin und zurück. Die Hand, in der sie die Pistole hielt, zitterte, so dass sie sie mit der anderen festhielt. "Sie lügt, Frank! Sie hat gar keinen Cousin. Und es gibt auch kein Testament! Das hat mein Vater abgeklärt."
"Offenbar hat er wenig Sorgfalt dabei walten lassen", lächelte Susanna und hob spöttisch die Augenbrauen. "Nun, du wirst ja sehen, was passiert. Aber dann wird es zu spät sein." Mr. Colins Gesicht wurde rot vor Wut. Er nahm Susanna den erfundenen Cousin offenbar ab. "Es ist alles umsonst", fügte sie mit Nachdruck hinzu. "Es gibt keinen Grund, warum wir sterben sollten."
"Sie lügt wie gedruckt", warnte Miranda Mr. Colin. "Sie versucht nur, Zeit zu gewinnen."
"Einen Earl zu ermorden, wird Sie beide teuer zu stehen kommen", gab Susanna zu bedenken. "Auf Raubmord steht der Galgen, guter Mann. Und dann noch einen Baron und seine Frau zu ermorden – ich glaube, Sie werden nicht einmal die Verhandlung überleben. Man wird sie lynchen."
"Niemand wird wissen, wer hierfür verantwortlich war", versicherte Miranda abschätzig. "Wir haben Zimmer im Hotel. Sobald wir euch aus dem Weg geräumt haben, werden wir uns dorthin zurückziehen. Ein Mr. und Mrs. Smythe werden nicht verdächtig sein. Wir haben dem Namen nach keine Verbindung zum Earl of Eastonby oder zu Garrow. Die Person, die euch erschossen hat, wird in der Stadt gesucht werden. Wir werden die Fenster aufreißen, bevor wir gehen."
Erneut schüttelte Susanna den Kopf, während sie Miranda amüsiert anblickte, um vorzutäuschen, diesen Plan lächerlich zu finden, was aber nicht der Fall war. Möglicherweise hatte Miranda wirklich Erfolg.
"Genug geschwätzt", erklärte Mr. Colin mit drohender Stimme. Seine Schusshand zitterte nicht. "Halten Sie endlich den Mund. Wir können Sie auch gleich erledigen."
Sie werden James in dem Moment erschießen, indem er ins Zimmer kommt. Panische Angst stieg in ihr auf. "Dann schießen Sie doch! Na los! Worauf warten Sie? Bringen Sie uns ruhig um. Lord Garrow wird uns rächen! Sie werden keine ruhige Minute mehr haben in Ihrem kurzen Leben", rief sie mit dem Mut der Verzweiflung.
"Lord Garrow! Bitte warten Sie!" rief Snively, als er durch die Eingangshalle des Royal Arms schritt. James hielt inne und drehte sich ungeduldig am Treppenabsatz um.
Snively gestikulierte wild. "Am Empfangsschalter hat jemand sich erkundigt, welche Zimmer Sie haben. Das ist noch keine Stunde her."
"Der Mann auf der Miniatur?"
"Nein, ein Paar. Ich war vorhin kurz außer Haus, um nachzuprüfen, ob Mr. Durston schon im Shipman's Inn eingetroffen ist. Aber ich habe mir die Freiheit genommen, ein paar der Bediensteten hier in Ihre Nöte einzuweihen und ihnen die Miniaturen gezeigt. Der Herr war nicht Durston, so viel ist sicher. Aber die Dame war dieselbe."
"Mr. Fowler und Miranda Durston", meinte James nachdenklich. "Hat man Ihnen Auskunft gegeben?"
Thomas Snively verzog den Mund. "Ich fürchte ja, Mylord. Beide haben Zimmer im selben Stockwerk wie Sie verlangt, nur ein paar Meter von Ihren entfernt. Raum 206. Sie haben sich als Mr. und Mrs. Smythe eingetragen."
"Danke, Thomas. Das war sehr aufmerksam von Ihnen."
James sah keinen Anlass zur Besorgnis. Mr. Fowler und Miss Durston waren vermutlich hier, um ihn und Susanna im Auge zu behalten, bis Mr. Durston kam. Das bedeutete, dass sein Eintreffen erwartet wurde. Nun, er würde die Gelegenheit nutzen, Mr. Fowler ein wenig zu ärgern.
Er schritt an seiner Suite vorbei zu Zimmer Nummer 206. Dort klopfte er an die Tür. Niemand antwortete. Vorsichtig drückte er die Türklinke herunter. Zu seiner Überraschung war der Raum nicht abgeschlossen. "Mr. Fowler?" rief er leise in
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