Lord Schmetterhemd im wilden Westen
wiederum ein Teil durch ein Gitter abgetrennt war.
Hinter den Eisenstäben saß mein Onkel Rab auf einer Pritsche. »Also — was ist?
Was hast du — was hat er angeblich verbrochen ?« fragte
ich sowohl ihn als auch den Tödlichen Colt. »Er ist ein Pferdedieb !« rief der Gauner. »Ich habe ihn auf frischer Tat ertappt .«
Onkel
Rab ließ den Kopf hängen und schielte mich treuherzig an. Er sagte: »Ich wollte
nur ein bißchen reiten. Er war ein so schöner schwarzer Mustang .«
»Das
Pferd gehört einem Rancher — eine Meile vor dem Ort. Ich erwischte Ihren Onkel.
Es war einwandfrei Diebstahl. Als er mich sah, gab er dem Pferd die Sporen...«
»Die
Sporen ?« fragte ich mit einem Blick auf Rabs Kaninchenfüße.
»Die
Sporen — oder was er als solche verwendet. Jedenfalls versuchte er zu fliehen .«
»Und
warum das ?« fuhr ich Onkel Rab unfreundlich an. »Warum
bist du nicht stehengeblieben ?«
»Weil
der Sheriff nicht alleine war«, seine Löffellohren zitterten leicht. »Der Große
Koyote jagte nämlich neben seinem Pferd her...«
Der
Tödliche Colt grinste. »Hat mir mächtig viel genutzt, der räudige Köter. Keine
Ahnung, warum er immer wieder meine Nähe sucht. Dabei kriegt er nichts als
Fußtritte. Jedenfalls: den Pferdedieb sehen, hinter ihm hergaloppieren und ihn
zum Stehen bringen, das war eines. Genauso plötzlich hat er sich allerdings
dann wieder aus dem Staub gemacht .«
»Das
stimmt«, sagte Onkel Rab. »Ich brauchte nur einmal laut >Berni< zu rufen,
weg war er .«
»Ich
möchte wirklich wissen, wer hier vor wem die meiste Angst hat«, brummte ich.
»Aber das soll mir gleich sein. Geben Sie meinen Onkel frei. Ich bürge für ihn .«
»Was
fällt Ihnen ein«, rief der Tödliche Colt. »Ein Pferdedieb muß hängen !«
»Aber
doch nicht ohne Gerichtsverhandlung, ohne Schuldspruch!«
»Ich
habe ihn erwischt, das genügt .«
»Vielleicht
Ihnen, aber mir nicht!«
»Regen
Sie sich ab, Mister. Ihr sauberer Herr Onkel hat ja alles bereits zugegeben .«
Jetzt
war ich sprachlos. Der Tödliche Colt zeigte mir einen Wisch, ein Blatt Papier.
Er nannte sein Geschmier stolz: das Protokoll. Es war mit einer großen, zügigen
Unterschrift versehen: >Lord Rabbitt Shnatterman<. 28 »Das reicht wohl aus«, sagte der Tödliche Colt
und ließ die Zähne sehen. »Gelesen und bestätigt. Auf frischer Tat ertappt. —
Morgen muß er hängen .«
»Wieso
morgen, am Samstag?«
»Am
Sonntag wäre es unschicklich .«
»Wieso
diese Eile?«
»Wozu
noch länger warten. Wir bringen es rasch hinter uns .«
»Wieso
überhaupt — es ist doch lächerlich, ein Kaninchen aufzuhängen .«
Jetzt
packte mich der Tödliche Colt unsanft an den Schultern. »Mister«, rief er.
»Versuchen Sie nicht, sich über mich lustig zu machen. Mal Kaninchen — mal
Onkel, ganz wie es Ihnen beliebt, so geht es nicht. Sie haben zugegeben, daß
der Herr Ihr Verwandter ist. Sonst ständen Sie ja nicht hier. Wie er aussieht,
ist mir vollkommen gleichgültig. Verkleidete Gauner seid Ihr alle. Und Euch
alle werde ich nach und nach zur Strecke bringen. Morgen kommt erst einmal der
hier dran. Ich werde für Ordnung sorgen...«
Plötzlich
kam es mir so vor, als ob Onkel Rab leise kicherte. Er stand aber mit der Miene
eines zerknirschten Sünders hinter den Gitterstäben, das Haupt gesenkt, drehte
den Strohhut in den Pfoten und murmelte: »Der Sheriff ist in Ordnung, Mac.
Recht muß Recht bleiben, das habe ich eingesehen und bin bereit, meine Strafe
zu erleiden. Ich habe nur noch ein paar winzige Bitten. Ihr sollt mir meine
Gitarre umhängen. Ich möchte auf dem schwarzen Mustang zum Galgen geführt
werden, den ich heute stehlen wollte. Und Ihr alle sollt bei der traurigen
Handlung dabei sein. Little-Byrd, Zirkus-Joe, Cookie und du, aber auch Mrs.
Miller — und natürlich Tante Turkie — Onkel Berni nicht zu vergessen. Der auf
jeden Fall —«
»Ja«,
sagte ich, »damit dir der Große Koyote nicht in die hängenden Kaninchenbeine
fährt .«
»Genauso
ist es«, antwortete Onkel Rab. Ganz rasch zwinkerte er mir zu. Da wußte ich,
daß er etwas vorhatte und war plötzlich ruhig; ich tat weiter sehr bekümmert,
damit der Tödliche Colt nicht mißtrauisch wurde, ging jedoch bald getröstet ins
Hotel zurück.
Onkel
Berni und Tante Turkie freuten sich so auf Onkel Rabs Hinrichtung, daß ich sie
nur mit Mühe beruhigen konnte. Aber Little-Byrd traten die Tränen in die Augen.
Da knuffte Onkel Berni sie freundschaftlich und brummte: »Unkraut
Weitere Kostenlose Bücher