Lord Stonevilles Geheimnis
und strich Maria eine Haarsträhne hinters Ohr.
Als sie wohlig erschauerte, fragte sie sich, warum ausgerechnet er eine derartige Wirkung auf sie hatte. Es war einfach ungerecht. »Ach ja?«, stieß sie hervor.
»Rockton weiß, dass er nicht alles haben kann, was er will«, sagte Oliver heiser und streifte ihre Wange mit seinen Fingern. »Er kann beispielsweise die Heldin nicht haben. Sie würde seinen … schlechten Charakter nicht ertragen. Trotzdem begehrt er sie, und dieses Verlangen frisst ihn auf.«
Maria stockte der Atem. Es war Tage her, seit Oliver sie zuletzt berührt hatte, und sie hatte nicht eine Sekunde lang vergessen, wie es sich anfühlte. Dass er ihr nun plötzlich wieder so nah war und solche Dinge sagte …
Sie mühte sich, ihre schwankenden Gefühle zu beherrschen. »Das Verlangen frisst ihn auf, eben weil er sie nicht haben kann. Wenn er davon überzeugt wäre, dass er sie haben könnte, würde er sie gar nicht wollen.«
»Das ist nicht wahr.« Oliver strich so zärtlich an ihrem Kinn entlang, dass ihr das Herz weh wurde. »Selbst Rockton erkennt, wenn eine Frau anders ist als alle anderen Frauen. Die Güte und Tugendhaftigkeit, die sie seiner Verdorbenheit entgegensetzt, bezaubert ihn. Er denkt, wenn sie ihm gehört, übt sie einen guten Einfluss auf ihn aus und vertreibt so die dunkle Wolke, die seine Seele überschattet.«
»Dann täuscht er sich.« Marias Puls raste, als Oliver mit dem Finger ihren Hals hinabfuhr. »Der Einzige, der die dunkle Wolke vertreiben kann, ist er selbst.«
Er hielt inne. »Dann ist er also verloren?«
»Nein!« Sie sah ihm in die Augen. »Niemand ist verloren und Rockton ganz gewiss nicht. Es gibt noch Hoffnung für ihn. Die gibt es immer.«
Olivers Augen funkelten, und bevor sie den Blick abwenden konnte, beugte er sich zu ihr vor und gab ihr einen Kuss. Er war gefühlvoll, zärtlich … köstlich. Jemand stöhnte, Maria wusste nicht genau, wer. Sie wusste nur, dass sein Mund wieder von ihrem Besitz ergriffen hatte und er mit seinem Kuss eine Begierde in ihr entfachte, wie nur er es zu tun vermochte.
»Maria …«, flüsterte er und zog sie in seine Arme. »Mein Gott, seit der Kutschfahrt kann ich an nichts anderes mehr denken als an Sie.«
Er küsste sie abermals und machte damit alle Einwände zunichte. Marias Hände fanden wie von selbst den Weg in seine Jacke und umschlangen seine Taille. Sie wusste kaum, wie ihr geschah. Was um alles in der Welt stimmte nicht mit ihr? Warum konnte sie ihm einfach nicht widerstehen? Es war einfach, Anstand und Disziplin zu predigen, aber wie schwer war es, sich an die eigenen Prinzipien zu halten! Mit nur einem Kuss weckte Oliver in ihr den Wunsch, alle Bedenken in den Wind zu schlagen.
Nein, es war nicht einfach nur ein Kuss. Oliver verschlang sie förmlich, und sein Mund nahm sich forsch und zielstrebig, was er wollte. Seine Hände erkundeten ihren Körper, als entdeckte er alle Rundungen und Kurven neu. Jedes empfindliche Stückchen Haut fing Feuer, sobald er es berührte. Und Maria genoss es über die Maßen. Oliver war so energisch und dominant, ganz anders als der bedächtige Nathan.
Er weckte in ihr das Verlangen, ihn zu berühren und jeden Zentimeter seines Körpers zu erforschen. Und genau wie er sie erkundete, erkundete sie ihn durch sein Hemd hindurch und staunte über die Muskeln, die sich unter ihren Händen anspannten. Es verwunderte sie immer wieder, dass er kein verweichlichter, träger Aristokrat war, sondern ein starker Mann mit straffem Körper.
Doch wenn er seinen Körper im Griff hatte, warum dann nicht auch seine Seele? Warum erkannte er nicht, wie viel mehr er sein könnte, wenn er es nur zuließe?
Als wollte er ihr zeigen, wie wenig ihm daran lag, ein besserer Mensch zu werden, legte er die Hände um ihr Gesäß und zog sie zwischen seine Beine, sodass sie den Beweis für seine Begierde deutlich spürte.
Das gab ihr die Kraft, ihre Lippen von seinen zu lösen. »Wir dürfen das nicht tun!«
Er übersäte ihren Hals mit warmen, sinnlichen Küssen. »Wir können machen, was wir wollen!«
Sie befreite sich aus seinen Armen. » Sie können machen, was Sie wollen. Ich kann es nicht. Ich bin immer noch einem anderen Mann versprochen. Das mag ich vergessen haben, als wir letztes Mal zusammen waren, aber so etwas darf nie wieder vorkommen.«
Als sie sich der Tür zuwendete, legte Oliver von hinten einen Arm um ihre Taille und zog sie an
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