Lord Tedric 01 - Lord Tedric
sehr schnell aufgeben zu wollen.«
»Hast du einen besseren Vorschlag? Willst du dich etwa mit deinen bloßen Händen durch die Felswand vor uns durchgraben? Oder werden dir die Wissenden helfen? Sie und dein Schwert?«
»Wir sollten uns nicht streiten«, bemerkte Jania. Sie schien ihre Fassung wiedergewonnen zu haben. »Vielleicht brauchen wir auch nicht zu sterben. Vielleicht kommen eure Freunde und befreien uns, wenn sie erreicht haben, was sie wollen.«
»Tedric und ich haben keine Freunde.«
Jetzt mischte sich auch Keller ein. Seinen Worten war zu entnehmen, daß er längere Zeit scharf nachgedacht hatte.
»Ich glaube, es gibt doch einen Weg nach draußen«, sagte er.
Gleichermaßen erstaunt starrten ihn die drei anderen an.
»Woher solltest du das wissen?«, fragte Jania schließlich irritiert.
Keller brauste auf, aus seiner Stimme sprach echter Zorn. »Ich weiß genausoviel darüber wie du. Ob du magst oder nicht, du hörst mir jetzt zu, auch wenn du wütend, verbittert oder voller Haß auf mich bist, nur weil ich mich geweigert habe, hierzubleiben und mit euch anderen hier zu verrotten. Mir ist es egal, was du sagst oder empfindest, ob du mich als deinen Ehemann wiedererkennst oder mich für einen total übergeschnappten Irren hältst, der nur vorgibt, dein Mann zu sein. Ich habe hier gelebt, hier gearbeitet, doch dann habe ich diesen Planeten verlassen. Was hast du dir vorgestellt? Sollte ich hierbleiben und genauso enden wie alle anderen, ohne Augen oder Beine, mein Leben lang in einer engen Höhle begraben sein und versuchen, das Erz mit bloßen Fingern aus der Erde zu kratzen?«
»Du hättest dich weigern können, denen zu dienen, die schuld an unserem Elend sind«, antwortete sie steif.
»Ich diene niemandem, außer dem Empire, und das Empire hat keinen von uns hierher verschleppt. Solltest du es wirklich vergessen haben? Unsere Eltern tragen die Schuld an unserem Elend, unsere lieben Mütter und Väter, sie haben die Papiere unterschrieben, das Kopfgeld für uns eingestrichen. Sie allein sind schuld an unserer Situation.«
»Dann hättest du wenigstens dein Versprechen halten können. Du hättest deinen Lohn sparen und auch meine Freiheit erkaufen können. Weißt du, wie viele Ehefrauen, Schwestern und Töchter hier unten umgekommen sind, denen ein Mann versprochen hat, sie bei seiner Rückkehr freizukaufen?«
»Ich weiß es nicht, will es auch nicht wissen. Ihr seid einer Lüge aufgesessen, Jania. Ich erhalte für meinen Dienst bei der Marine keine Bezahlung. Auf dem Papier bin ich zwar frei, in jeder anderen Beziehung jedoch immer noch ein Sklave. Aus dem Dienst der Reichsmarine gibt es ebensowenig ein Entrinnen wie aus den Minen von Evron. Doch im Weltraum kann ich wenigstens frei atmen, keine Millionen Tonnen Felsgestein türmen sich dort über meinem Kopf. Das ist wenigstens etwas, wenigstens ein Schritt zum besseren Leben.«
»Für dich vielleicht, aber nicht für mich.«
»Mein Weib«, sagte er mit plötzlicher Zärtlichkeit. »Ich ...«
Sie wandte den Kopf und schaute ihm zum erstenmal gerade in die Augen. Ihre Stimme verriet ihre Niederlage, doch ebenso ihre Erleichterung. »Mein Mann.«
Nolan räusperte sich verlegen. »Ich möchte dich zwar nicht stören, Keller, doch du hast von einem Fluchtweg gesprochen, und obwohl ich die Wiederherstellung eurer Familieneinheit ebenso befürworte wie mein Freund hier, möchte ich dich bitten, uns eine Minute zu opfern und auf diesen Punkt etwas näher einzugehen.«
»Mit Vergnügen, Sir«, antwortete Keller mit einer Stimme, aus der Ärger und Bitterkeit verschwunden waren. »Ich sprach von Notausgängen, die Jania anscheinend vergessen hat. Man nennt sie Fluchtstollen, und ich weiß, daß sie bis auf die untersten Schächte der Minen hinabreichen. Wir müssen nur einen von ihnen finden, dann können wir möglicherweise durch ihn auf die Oberfläche zurückkehren.«
»Stimmt das, was er sagt?«, fragte Nolan, zu Jania gewandt. Sie dachte angestrengt nach.
»Keller hat recht, ich habe nicht mehr an die Fluchtstollen gedacht. Doch sie sind schon seit Jahren geschlossen.«
»Als Kinder haben wir immer in ihnen gespielt«, erklärte Keller. »Wir müssen unbedingt einen von ihnen finden!«
»Aber der Druck. Wenn wir versuchen, aus dieser Tiefe an die Oberfläche zu gelangen, werden wir den Schock nie überleben.«
»Und wenn wir es so machen, wie wir es als Kinder immer taten? Du weißt, was ich meine, langsam, stufenweise.«
Wieder
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