Lord Tedric 03 - Die Raumfestung
lachte er, ein scharfes, bitteres Geräusch, das ihn jedoch auf der Stelle erleichterte. Er wußte, was er tun würde, er wußte jetzt, was seine Pflicht war. Nicht die Abstraktionen – der menschlichen Rasse –, auch nicht die Prinzipien. Leute waren es – seine Freunde und Gefährten. Und vor allem er selbst. Er würde nichts tun, was seiner eigenen Existenz entgegenlief, und das schloß ganz besonders ein, Lady Alyc Carey zu schaden.
Er dachte an Yod Cartwright, der sich hinten im Schiff aufhielt. Yod hatte seine eigenen Motive, seine eigenen Wünsche, Pflichten und Ziele. Yod wollte Fra Villion sicherlich genauso gern tot wissen wie es die Wissenschaftler taten, und dies mit wesentlich mehr Grund. Auf der Fahrt zum Raumhafen hatte Yod erzählt, was mit ihm los war. Er war nur aus einem Grund von Drexons Welt nach Nykzas gereist: um Fra Villion umzubringen. Es hatte vor einigen Monaten angefangen, als ein Piratenschiff auf der Suche nach Nahrungsmitteln Drexons Welt überfallen hatte. Das Schiff stand angeblich unter dem Kommando von Fra Villion.
»Hast du es selbst gesehen?« fragte Juvi. Tedric nahm nicht an der Unterhaltung teil, hörte jedoch aufmerksam zu.
»Nein«, sagte Yod. »An dem Tag war ich weit draußen auf den Feldern und habe eine Mannschaft Submenschen beim Einholen der Ernte beaufsichtigt. Ich habe einmal etwas gehört, das ein Schiff hätte sein können, aber ich habe es zu der Zeit nicht weiter beachtet. Später habe ich dann den Lärm der Hitzestrahlen gehört.«
»Dann hat Villions Schiff eure Farm angegriffen?« fragte Juvi ihn.
»Nein, nicht das Hauptschiff. Das hat die Stadt überfallen. Da war noch ein kleinerer Shuttleraumer. Er ist gelandet, hat sich genommen, was er finden konnte, und ist wieder fortgeflogen.«
»Und du hast sie nie wirklich gesehen?«
»Ich konnte nicht schnell genug da sein.«
»Woher weißt du denn dann, daß Villion dort war?«
»Das weiß ich nicht, aber es waren seine Leute«, sagte er. »Wem soll ich es denn anlasten?«
»Haben sie dein Zuhause niedergebrannt?«
Er nickte zögernd. »Ja.«
»Ist das alles?«
»Nein.« Yod sprach jetzt sehr leise.
»Was denn noch?«
»Sie haben meine Eltern, zwei Brüder und drei Schwestern umgebracht.«
»Oh.«
»Ich habe die Leichen gefunden… verbrannt… getötet…«
»Ich verstehe. Ich…«
Er unterbrach sie, hob den Kopf und schrie fast: »Und deshalb muß ich ihn töten. Er oder ich. Verstehst du?«
Juvi wollte sagen, daß sie ihn verstünde, doch Tedric antwortete zuerst. »Das ergibt für mich keinen Sinn.«
Yod starrte ihn an, als sei er verrückt geworden. »Hast du nicht gehört, was ich gerade erzählt habe!«
Tedric nickte. »Ich habe schon zugehört, aber ich verstehe es trotzdem nicht. Du wirst Villion nicht töten – er wird dich umbringen. Wie soll das deinen Eltern oder Geschwistern noch helfen? Sie sind doch schon tot. Dein Sterben wird sie auch nicht wieder zurückbringen.«
»Und wieso bist du so sicher, daß ich Fra Villion nicht umbringen werde?«
Tedric seufzte. Er war schon beunruhigt genug, weil Villion die Vernichtung von Milrod Elf befohlen hatte, und Yods jugendliche Naivität irritierte ihn nur noch mehr. »Weil er dir bereits eine Möglichkeit gegeben hat, dein Leben zu retten, und du hast sie ausgeschlagen. Du hast schon einmal versucht, ihn zu töten. Das wird er bestimmt nicht vergessen. Glaubst du, daß Villion weich ist, voller Barmherzigkeit? Nein. Er wollte nur sichergehen, daß du wirklich eine echte Bedrohung darstellst, bevor er etwas unternimmt. Wenn du dich geweigert hättest, uns zu begleiten, dann hätte er dich gern am Leben gelassen, aber da du ja gesagt hast, muß er davon ausgehen, daß du es noch einmal versuchen wirst. Er wird dich umbringen müssen. Ich schätze, daß er handeln wird, sobald wir am Ziel sind, wo immer das auch sein mag.«
»Das Risiko gehe ich ein«, sagte Yod stoisch, aber seine Stimme klang hohl. Tedrics Logik war unanfechtbar, und selbst Yod merkte das. Dennoch blieb er entschlossen, mit seinem Vorhaben fortzufahren, auch wenn das für ihn den sicheren Tod bedeuten sollte. Irgendwie bewunderte Tedric den jungen Mann. Er hielt ihn auch für einen richtigen Narren. Irgendwie beneidete er ihn auch.
Denn Yod hatte gute Gründe für das, was er tat. Er wurde von seinen eigenen Urinteressen angetrieben, von einem persönlichen Rachebedürfnis. Tedric bedauerte es, daß sein eigenes Leben nicht in solch einfachen Bahnen verlaufen
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