Lord Tedric 03 - Die Raumfestung
dafür haßte, daß sie während der Rebellion nicht zu ihrer Familie gehalten hatte, wollte er doch nicht, daß sie sterben sollte. »Was würde das schon beweisen? Tedric könnte der größte Verräter im Universum sein und sich dennoch weigern, Alyc umzubringen.«
»Das bezweifeln wir. Tedric ist kein gewöhnlicher Mann. Wenn er liebt, dann kann er unserer Sache nicht dienen.«
»Und wenn er Alyc tötet?«
»Dann muß er uns dienen, und die anderen – von denen wir glaubten, daß er ihnen dienen würde – wären gescheitert.«
»Ich verstehe«, sagte Carey, obwohl das nicht wahr war. »Und wie wollen Sie das durchführen, dieses… dieses Attentat?«
»Alyc lebt zur Zeit auf dem Planeten Milrod Elf. Vor kurzem ist eine Waffe von großer Macht in meine Hände gefallen. Diese Waffe hat ein weitaus größeres Vernichtungspotential als alles, was in Ihrem Reich bisher bekannt ist.«
»Wieviel größer?« Carey spürte, wie er zitterte. Er ahnte, daß das, was das Tier enthüllen würde, wirklich äußerst beunruhigend sein würde.
»Diese Waffe kann einen ganzen Planeten vernichten.«
Carey versuchte zu lachen. »Das ist ja absurd!«
»Ist es das?« fragte das Tier in scharfem Ton.
»Ja«, sagte Carey. »Wo haben Sie diese angebliche Waffe denn her?«
»Alle paar Jahrhunderte taucht unweigerlich ein Genie auf. Dieses Genie wird meistens unterdrückt, ignoriert und vernichtet. Sein Talent ist schlichter Art: Es ist die Fähigkeit, das Gewebe des Kosmos mit nie dagewesener Klarheit zu durchschauen. Solch ein Mann existiert im Augenblick, und die, denen ich diene, haben ihn ausfindig gemacht. Dieser Mann hat die Waffe entwickelt, von der ich gesprochen habe.«
»Und wo ist er jetzt?«
»Im All, zusammen mit Tedric, auf dem Weg zu Milrod Elf.«
»Den er vernichten wird?«
»Den Tedric vernichten wird, ja.«
Carey bemühte sich, den Eifer in seiner Stimme zu überspielen. Er wollte nicht, daß das Tier merkte, wie wichtig diese Angelegenheit für ihn war. Milrod Elf war sein Zuhause, Alyc war seine Schwester, doch im Augenblick war nur eins wichtig. »Können Sie mir diese Waffe beschaffen?«
Das Tier lachte laut, und Carey merkte, daß sein Versuch der Tarnung gescheitert war. »Sie haben also immer noch nicht aufgegeben?« fragte das Tier. »Sie wollen also immer noch das Reich zurückerobern und Ihren Thron neu besteigen? Immer mit der Ruhe, Matthew Carey, alles zu seiner Zeit. Die, die ich vertrete, werden mich wieder schicken, um mit Ihnen zu reden. Zunächst muß diese Sache mit Tedric erledigt werden. Solange er lebt, kann man nichts mit Bestimmtheit versprechen.«
»Aber dieser Mann ist doch ein Nichts!« rief Carey.
Das Tier zwinkerte ihm zu. Carey hatte noch nie gesehen, daß es so etwas je getan hätte. »Das, so hoffen wir, wird sehr bald stimmen.«
Dann war es verschwunden. Nur leere Luft wirbelte in die Lücke, wo es gestanden hatte. Carey taumelte vor, schrie aus Leibeskräften und hieb mit seinen Fäusten hilflos durch die Luft.
Die Tür ging auf. Eine Submenschenfrau stand auf der Schwelle, ihr Unterkiefer war erstaunt heruntergeklappt. »Ich… ich bin gekommen, um hier sauberzumachen, Sir.«
»Raus!« schrie Carey. Er stürzte auf die verschreckte Frau zu, die zurückwich. »Ich will nichts von dir – ich will von niemandem etwas! Verschwinde und bleib draußen!« Er schlug ihr die Tür vor der Nase zu.
Als Carey sich umwandte, um zurückzugehen, trat er in den klebrigen Haufen, der einmal sein Frühstück gewesen war. Er warf die Hände über den Kopf und stieß einen verzweifelten, zornigen Ruf ungezügelter Wut aus. Das Tier würde zurückkommen. Es mußte zurückkommen.
VII
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Der Materiezerrütter
Nun, da er wieder im All war, wurde vieles besser, dachte Tedric. Er konnte klarer denken und die Leute und Ereignisse aus der richtigen Perspektive betrachten. Tedric saß allein in der Pilotenkabine des kleinen, namenlosen Raumschiffs, das ihn und seine Mannschaft mit einer hundertfachen Lichtgeschwindigkeit durch die Leere beförderte. Nur hier, umringt vom grauen Vakuum des N-Raums, fernab von den lärmenden, bevölkerten Welten der Menschheit, fand seine Seele etwas wie Ruhe und Ausgeglichenheit. Tedric blickte durch die Sichtscheibe auf die alles umfassende Leere vor ihm. Er wußte, daß manche Menschen angesichts dieser unendlichen Leere zu stammelnden Idioten geworden waren, aber Tedric fand den Anblick entspannend, keineswegs beängstigend, beruhigend
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