Lords of Salem: Roman (German Edition)
Vermieterin über den Weg gelaufen. Wir sind ins Gespräch gekommen, und sie hat mir erzählt, dass sie eine Wohnung frei habe, und mich gefragt, ob ich interessiert sei. Ich war absolut zufrieden mit dem, was ich hatte, deshalb habe ich zunächst abgelehnt, aber dann hat sie mir gesagt, wie wenig sie dafür haben wollte. Was sollte ich da anderes tun, als zuzusagen?«
» Dir blieb nichts anderes übrig«, sagte Whitey. » Es sei denn, du hättest den Verstand verloren.«
» Genau«, sagte sie. » Aber sie ist ziemlich durchgeknallt. Als wir uns unterhalten haben, bei unserer allerersten Begegnung, hat sie meine Hand genommen und sie gestreichelt, als wäre sie ein Tier oder so. Sie wollte sie einfach nicht wieder loslassen. Ich bekam allmählich Angst, als sie mir sagte, dass ich für dreihundert einziehen könne. Ich konnte es kaum glauben.«
Whitey zuckte die Achseln. » Alte Damen haben andere Ansichten darüber, wie lange sie einem die Hand halten dürfen. Meine Oma war auch so. Bei der Miete kannst du dich nicht beschweren«, sagte er.
Heidi verteilte den Ahornsirup mit der Gabel auf ihrem Teller. » Vielleicht ist meine Vermieterin scharf auf mich«, sagte sie. » Das wäre eine Erklärung. Du hast sie ja gesehen. Sie steht bestimmt auf freie Liebe und solchen Hippiekram. Ich meine, sie ist nett, aber … Ich weiß nicht.«
» Meine Wohnung geht mir auf den Sack«, sagte Whitey. » Ich bezahle ein Vermögen für nichts. Mein Vermieter ist ein Russe, Kazmir Yakov … ein totales Arschloch.« Er richtete sich gerade auf und ahmte ihn nach. » Vitey, Vitey, hast du Miete? In Ukraine ist Miete fällig, wenn Vermieter an der Tür klopft. Wenn Vermieter zweimal klopfen muss, dann klopft als Nächstes KGB .«
Doch Heidi hörte ihm nicht zu. Sie starrte auf einen undefinierbaren Punkt hinter ihm. » Sendepause«, sagte sie.
» Was?«
» Die Musik.«
Ah, klar , dachte Whitey, die Platte ist zu Ende. Er stand auf, nahm sie vom Plattenteller, schob sie zurück in die Hülle und kniete sich hin, um sie einzuräumen.
» Hier kannst du die Sachen richtig sortieren«, sagte Heidi. » Warum kriegst du das im Sender nicht hin?«
» Was?«, fragte Whitey. » Ach, hier ist es mir nicht egal.« Innerlich zuckte er zusammen. Was sollte das denn bedeuten? Sie muss mich für einen Idioten halten.
Er blätterte durch den nächsten Plattenstapel, um etwas auszusuchen, und zerbrach sich den Kopf. Wie sollte er etwas finden, wenn sie ihn nach seiner Wahl beurteilte? Heidis Tasche lehnte gleich neben ihm an der Seite der Milchkiste. Sie stand halb offen, und die Holzkiste ragte heraus. Keiner von ihnen hatte die Platte darin gehört, also sagte es auch nichts über einen von ihnen aus, wenn er sich dafür entschied.
Er ahmte wieder den Akzent seines Vermieters nach. » Wie wär’s damit? In Ukraine wird Musik immer in Holzkiste geliefert. Wie toter Mann.«
» Klar, wie du meinst«, sagte Heidi.
Whitey zog die Kiste heraus und versuchte, sie zu öffnen, doch der Deckel saß fest. Er sah, wo der Deckel endete und die Kiste anfing, aber es gab anscheinend keinen Riegel oder Haken, um die beiden Teile voneinander zu lösen. Wie hatte sie das gemacht? Beschämt zerrte er an dem Deckel.
» Siehst du die beiden Punkte in dem Zeichen oben drauf?«, fragte Heidi. » Du musst sie gleichzeitig drücken.«
» Wieso?«, sagte Whitey, aber als sie nicht antwortete, drückte er darauf. Mit einem Klicken löste sich der Deckel. » Raffiniert.« Er hob ihn vorsichtig ab und nahm die Schallplatte heraus.
Er hielt sie an den Rändern zwischen den Handflächen und sprach weiter mit russischem Akzent. » Ah, sehr dickes Vinyl … stark wie Bär.«
Es war wirklich ungewöhnlich dick und auch stabil. Er stand auf und legte die Platte auf.
Er hob den Tonarm und setzte die Nadel in die Rille. Doch kaum hatte er losgelassen, rutschte die Nadel quer über die gesamte Platte. Was zum Teufel? , dachte er.
» Oh, tut mir leid.« Er hob den Tonarm hoch und hoffte, dass Heidi nicht so genau hingesehen hatte. » Versuchen wir’s noch mal.«
Doch als er die Nadel absetzte, geschah wieder dasselbe; sie rutschte in die Mitte der Scheibe, als wäre nichts darauf. Aber er sah die Rillen, also musste auch etwas darauf gepresst sein.
» Das ist komisch«, sagte er und streckte erneut die Hand nach dem Tonarm aus. » Die Nadel rutscht immer zum Ende …«
Ehe er den Tonarm abheben konnte, begann die Platte zu spielen, während die Nadel sich langsam
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