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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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schritten stumm zum Höhleneingang und
    zur Treppe. Als sie in die Nacht traten, sagte der Zwerg: »Donnerwet-
    ter!«
    »Selbst hier oben spürt man es noch«, verkündete Nanny. »Ist sehr
    Matscho, dieser Ort.«

    »Aber ich meine, lieber Himmel…«
    »Er ist intel igenter als sie – oder fauler«, fuhr Nanny fort. »Er wird’s
    einfach abwarten.«
    »Aber er…«
    »Sie können sich uns in jedem beliebigen Erscheinungsbild zeigen«, er-
    klärte Nanny. »Wir sehen die Gestalt, die wir ihnen selbst geben.« Sie ließ
    den Stein fal en und klopfte sich Schmutz von den Händen.
    »Warum sollte ihm etwas daran gelegen sein, sie aufzuhalten?«
    »Immerhin ist er ihr Mann. Er kann sie nicht ausstehen. Führen eine
    Art offene Ehe.«
    »Was will er abwarten?« fragte Casanunda und sah sich nach weiteren
    Elfen um.
    »Oh, du weißt schon.« Nanny winkte. »Eisen, Bücher, Mechanismen,
    Universitäten, Bildung und so. Er glaubt, es geht früher oder später vor-
    bei. Ja, er ist davon überzeugt, daß das alles eines Tages vorbei sein wird
    – daß die Leute eines Tages bei Sonnenuntergang zum Horizont blicken
    werden und ihn dort sehen.«
    Casanunda sah zum Horizont jenseits des Erdhügels und rechnete fast
    damit, dort die Konturen einer riesigen Gestalt zu erkennen.
    »Eines Tages wird er zurückkehren«, sagte Nanny leise. »Wenn auch
    das Eisen im Kopf rostig geworden ist.«
    Casanunda musterte die Hexe. Man verbrachte nicht den größten Teil
    seines Lebens bei einem anderen Volk, ohne zu lernen, dessen Körper-
    sprache zu verstehen – in diesem Fal benutzte sie unübersehbar Block-
    buchstaben.
    »Das tut dir nicht unbedingt leid, oder?« fragte er.
    »Wie? Oh, ich will auf keinen Fall, daß sie zurückkehren! Es sind hinterlistige, gemeine und arrogante Parasiten, die wir hier ganz sicher nicht
    brauchen.«
    »Bist du wirklich davon überzeugt? Wie wär’s mit einer Wette?«
    Nanny schien nervös zu werden.
    »Sieh mich nicht so an! Esme hat recht. Ja, natürlich hat sie recht. Wir wollen keine Elfen in dieser Welt. Hier gibt’s keinen Platz mehr für sie.«

    »Esme ist die Kleine, nicht wahr?«
    »Ha! Nein, Esme ist die Große mit der krummen Nase. Du erinnerst
    dich bestimmt an sie.«
    »Oh, ja.«
    »Die Kleine heißt Magrat. Ist gutmütig und sentimental. Trägt Blumen
    im Haar und glaubt an Lieder. Wäre dazu imstande, einfach so mit den
    Elfen zu tanzen.«

    Weitere Zweifel machten sich in Magrat breit. Sie betrafen zum Beispiel
    Armbrüste. Nun, Armbrüste sind sehr nützliche und brauchbare Waffen;
    sie eignen sich gut, um gerade vom Unerfahrenen mit einiger Aussicht
    auf Erfolg verwendet zu werden – immerhin braucht man nur in die
    richtige Richtung zu zielen und den Finger zu krümmen. Andererseits:
    Derartige Waffen können nur jeweils einmal benutzt werden. Anschlie-
    ßend sollte der Schütze irgendwo in Deckung gehen und möglichst rasch
    nachladen. Fal s er diesen Rat nicht beherzigt, hat er nur ein Ding in der
    Hand, das aus Metall, Holz und einer Sehne besteht.
    Und dann das Schwert. Rein theoretisch wußte Magrat genau, was man
    mit einem Schwert anstel te. Man schwang es zunächst hin und her, um
    dann zu versuchen, das spitze Ende in den Gegner zu stechen – der be-
    müht war, das zu verhindern. Was nach dieser ersten Phase geschah,
    wußte Magrat nicht genau. Sie hoffte, daß man einen zweiten Versuch
    hatte.
    Zweifel in Hinsicht auf die Rüstung gesellten sich hinzu. Mit Helm und
    Brustharnisch war soweit alles in Ordnung, aber der Rest bestand aus
    dem gleichen Material wie ein Kettenhemd. Shawn Ogg wußte: Wenn
    man es aus der Perspektive eines Pfeils sah, bestanden Kettenhemden
    zum größten Teil aus lose miteinander verbundenen Löchern.
    Der Ärger war noch da – ein Zorn, der im Kern von Magrats Ich bro-
    delte. Was jedoch nichts daran änderte, daß die ehemalige Hexe nicht
    nur aus einem Kern bestand. Am Rest von Magrat Knoblauch – bisher
    (und wahrscheinlich auch in Zukunft) Jungfer von Lancre – änderte sich
    nichts.

    In der Stadt zeigten sich keine Elfen, aber sie hatten unübersehbare
    Spuren hinterlassen. Türen hingen schief in den Angeln. Viele Häuser
    erweckten den Eindruck, von Dschingis Cohen besucht worden zu sein.*
    Magrat folgte nun dem Verlauf des Pfads, der zu den Steinen führte.
    Er war breiter als früher: Pferde und Wagen hatten den Boden auf dem
    Weg aufgewühlt, und die Füße der Fliehenden hatten ihn später in
    Schlamm verwandelt.
    Sie

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