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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wie es raschelte und leise polterte, als verborgene El-
    fen flohen. Eine pfannenartige Vorrichtung mit heißen Steinen kippte,
    und daraufhin verdichteten sich die Dampfschwaden wieder.
    »Nimm es weg!«
    »Ich nehme es weg, wenn ich gehe«, sagte Nanny. »Hör mir jetzt zu. Sie
    stiftet schon wieder Unruhe. Mach etwas, damit sie aufhört. Wir wol en
    doch fair bleiben, oder? Die Schwierigkeiten von damals dürfen sich
    nicht wiederholen.«
    »Warum sollte ich dir helfen?«
    »Wäre dir daran gelegen, daß sie zu mächtig wird?«
    Es schnaufte in der Finsternis.
    »Du kannst nicht noch einmal über die Welt herrschen«, sagte Nanny.
    »Dort gibt es zuviel Musik. Und zuviel Eisen.«
    »Eisen rostet.«
    »Nicht das Eisen im Kopf.«
    Der König schnaufte erneut.
    »Trotzdem… eines Tages…«
    »Eines Tages.« Nanny nickte. »Ja. Darauf können wir einen trinken.
    Eines Tages. Wer weiß? Eines Tages. Jeder braucht ein ›eines Tages‹.
    Aber nicht heute. Verstehst du? Geh nach oben und stell das Gleichge-
    wicht wieder her. Andernfal s veranlasse ich, daß folgendes geschieht:

    Menschen werden sich mit eisernen Schaufeln ein Loch in den Langen
    Mann graben. Ich höre schon, was sie sagen. Ach, dies ist ja nur ein alter
    Erdhaufen, sagen sie. Und dann kommen pensionierte Zauberer und
    Priester, die nichts Besseres zu tun haben, als al es zu untersuchen und
    langweilige Bücher über Begräbnisrituale und dergleichen zu schreiben.
    Und das ist dann ein weiterer Eisennagel in deinem Sarg. Was mir leid
    tun wird, denn ich hatte immer eine Schwäche für dich. Aber ich habe
    auch Kinder, weißt du. Sie verstecken sich nicht unter der Treppe, weil
    sie den Donner fürchten. Und sie stel en keine Milch für Elfen vor die
    Tür. Und sie eilen nicht heim, nur weil’s dunkel wird. Bevor die dunkle
    Zeit zurückkehrt, sorge ich dafür, daß man dich drankriegt.«
    Die Worte schnitten wie Messer durch die Luft.
    Die Gehörnte stand auf und fing an zu schweben. Das Geweih berühr-
    te die Decke.
    Casanundas Kinnlade klappte nach unten.
    »Nicht heute.« Nannys Stimme klang nun wieder normal. »Eines Tages,
    vielleicht. Bleib hier unten und schwitz schön, bis es soweit ist. Wie ge-
    sagt: Heute ist es noch nicht soweit.«
    »Ich… werde eine Entscheidung treffen.«
    »Ausgezeichnet. Entscheide. Und ich gehe jetzt.«
    Der Gehörnte blickte auf Casanunda hinab.
    »Was starrst du mich so an, Zwerg?«
    Nanny Ogg stieß ihren Begleiter an.
    »Na los. Antworte dem netten Herrn.«
    Casanunda schluckte.
    »Meine Güte«, sagte er. »In Wirklichkeit bist du noch viel beeindruk-
    kender als auf dem Bild.«

    Mehrere Kilometer entfernt, in einem schmalen, kleinen Tal, hatten eini-
    ge Elfen einen Kaninchenbau entdeckt. Die Jungtiere darin sowie ein
    Ameisenhaufen in der Nähe hielten sie eine Zeitlang beschäftigt.
    Selbst die Sanften, Blinden und Stummen haben Götter.

    Hern der Gejagte, Gott der Verfolgten, kroch durchs Gebüsch und
    bedauerte sehr, daß Götter nicht ihrerseits Götter haben konnten.
    Die Elfen kehrten ihm den Rücken zu, als sie sich bückten, um genauer
    hinzusehen.
    Hern der Gejagte schob sich an einem Dornenbusch vorbei, spannte
    die Muskeln und sprang.
    Er bohrte die Zähne so tief in eine Elfenwade, daß sich Oberkiefer
    und Unterkiefer in der Mitte trafen. Eine Sekunde später wurde er zur
    Seite geschleudert, als das betroffene Wesen schrie und sich jäh umdreh-
    te.
    Hern lief los.
    Darin bestand das Problem. Er war einfach nicht für den Kampf be-
    stimmt. In ihm steckte keine dauerhafte Aggressivität. Angreifen und wegrennen, angreifen und wegrennen – mehr kam für ihn nicht in Frage.
    Elfen konnten schnel er laufen.
    Er sauste über umgestürzte Bäume hinweg und rutschte durch Laub-
    ansammlungen. Aus den Augenwinkeln sah er dabei, daß ihn die Elfen
    zu beiden Seiten überholten und ihre Geschwindigkeit der seinen anpaß-
    ten. Sie warteten darauf, daß er…
    Der Wald weiter vorn schien regelrecht zu explodieren. Die kleine
    göttliche Entität nahm eine Gestalt wahr, die praktisch nur aus Zähnen
    und Armen bestand. Hinzu kamen zwei zerzaust aussehende Menschen,
    von denen einer eine Eisenstange schwang.
    Hern wartete nicht, um zu sehen, was als nächstes geschah. Er raste
    zwischen den Beinen der großen Gestalt hindurch, und kurz darauf tönte
    ein Schlachtruf an seine langen Schlappohren:
    »Natürlich, ich nehme die Schnecke! Wie machen wir das? Lautstärke !«

    Nanny Ogg und Casanunda

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