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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Tricks«, betonte die Königin. »Keine när-
    rischen Frauen mit Tüten vol er Süßigkeiten.«

    »Das ist deiner Aufmerksamkeit nicht entgangen, wie?« erwiderte Oma.
    »Nun, Gytha hat’s vermutlich gut gemeint. Dummes Weib. Was dagegen,
    wenn ich mich setze?«
    »Nimm ruhig Platz«, gestattete die Königin. »Immerhin bist du eine al-
    te Frau.«
    »Es hat mit der Hexerei zu tun«, sagte Oma. »Sie erhält die Jugend
    zwar nicht, sorgt al erdings dafür, daß man länger alt ist. Nun, du alterst
    natürlich überhaupt nicht«, fügte sie hinzu.
    »Da hast du recht.«
    »Aber viel eicht kannst du verkleinert werden, im übertragenen Sinne.«
    Das Lächeln der Königin verschwand nicht, aber es gefror gewisser-
    maßen – auf diese Weise lächeln Leute, die zwar die Worte, nicht jedoch
    ihren Sinn verstanden haben.
    »Du hast dich in ein Theaterstück eingemischt«, fuhr Oma fort. »Viel-
    leicht weißt du nicht, was es mit solchen Dingen auf sich hat. Theater-
    stücke und Bücher… Damit muß man sehr vorsichtig umgehen. Sonst
    wenden sie sich gegen einen. Genau das sol bei dir geschehen.« Freund-
    lich nickte sie einem Elf zu, der Waid und schlecht gegerbtes Leder trug.
    »Was meinst du dazu, Elf Erbsenblüte?«
    Die Königin runzelte die Stirn.
    »So heißt er nicht«, sagte sie.
    Oma Wetterwachs lächelte.
    »Das wird sich zeigen«, lautete ihre Antwort. »Heute sind die Men-
    schen anders als damals. Viele von ihnen leben in Städten und wissen
    praktisch nichts mehr von den Elfen. Außerdem haben sie Eisen im
    Kopf. Du bist zu spät zurückgekehrt.«
    »Nein. Die Menschen brauchen uns immer.«
    »Da irrst du dich. Manchmal wünschen sie sich eure Gegenwart, das ist
    etwas anderes. Und ihr könnt ihnen höchstens Gold geben, das am
    nächsten Morgen verschwindet.«
    »Manche Leute geben sich mit Gold für eine Nacht zufrieden.«
    »Nein.«

    »Das ist besser als Eisen, du dumme alte Vettel, du dummes Kind, das
    alt geworden ist, ohne etwas geleistet zu haben, ohne etwas geworden zu
    sein.«
    »Nein. Was hat es schon mit Gold auf sich? Es ist nur weich und
    glänzt. Es sieht gut aus – aber es erfül t keinen Zweck .«Omas Stimme klang noch immer völlig ruhig. »Dies hier ist die Wirklichkeit, werte Da-me. Das mußte ich lernen. Wirkliche Menschen leben in ihr. Du kannst
    bei ihnen keine Rechte irgendeiner Art geltend machen. Die Menschen
    haben schon genug damit zu tun, Menschen zu sein. Sie können darauf
    verzichten, daß du mit glänzendem Haar, glänzenden Augen und glän-
    zendem Gold angibst, während du dich mit ewiger Jugend durchs Leben
    mogelst und immer nur singst, ohne jemals zu lernen .«
    »So hast du nicht immer gedacht.«
    »Ja, das stimmt. Früher einmal habe ich mich Illusionen hingegeben.
    Nun, werte Dame, inzwischen bin ich alt und vielleicht auch eine Vettel,
    aber dumm bin ich gewiß nicht. Du bist keine Göttin. Ich respektiere
    Götter und Göttinnen, solange sie wissen, wo ihr Platz ist. Und solange
    wir sie selbst schaffen. Es bedeutet, daß wir sie verkleinern können, indem wie nur die Teile von ihnen verwenden, die wir tatsächlich brauchen.
    Was die Elfen aus dem Märchenland betrifft… Viel eicht sind sie wich-
    tig, um gut durch die Zeit des Eisens zu kommen. Viel eicht braucht
    man sie, um die Phantasie zu bewahren. Aber hier dulde ich sie nicht. Ihr weckt in uns Wünsche nach dem, das wir nicht haben können. Was ihr
    uns gebt, ist völlig wertlos, und dafür nehmt ihr alles. Schließlich bleibt
    uns nur der kalte Hügel und Leere und das Lachen der Elfen.«
    Oma holte tief Luft. »Deshalb sage ich: Verschwindet!«
    »Sorg doch dafür, daß wir verschwinden, Alte .«
    »Mit einer solchen Antwort habe ich gerechnet.«
    »Wir wol en nicht die ganze Welt. Dieses kleine Königreich genügt uns.
    Und wir nehmen es, ob es uns willkommen heißt oder nicht.«
    »Nur über meine Leiche, werte Dame.«
    »Wenn du dir so sehr den Tod herbeisehnst…«
    Die Königin schlug mental zu, wie eine Katze.

    Oma Wetterwachs zuckte zusammen und neigte sich ein wenig nach
    hinten.
    »Werte Dame?«
    »Ja?« fragte die Königin.
    »Es gibt keine Regeln, oder?«
    »Regeln?« wiederholte die Königin. »Was ist das?«
    »Dachte ich mir«, murmelte Oma. Und lauter: »Gytha Ogg?«
    Es gelang Nanny, den Kopf zu drehen.
    »Ja, Esme?«
    »Meine Schatul e. In der Schublade. Du weißt, was damit geschehen
    soll.«
    Oma Wetterwachs lächelte. Die Königin schwankte zur Seite, als hätte
    ihr jemand

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