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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ein Muster in dieser Wolke. Die Droh-
    nen flogen an den Flanken, brummten wie Bomber. Die Arbeiterinnen
    bildeten einen langen Kegel, der aus Tausenden von kleinen Körpern
    bestand. Ganz vorn, an der Spitze, flogen hundert Königinnen.
    Stille senkte sich auf die Wiesen hinab, als die Schwärme fort waren.
    Blumen neigten sich einsam im Wind hin und her. Nektar floß unge-
    trunken. Es blieb den Blüten überlassen, sich selbst zu befruchten.
    Die Bienen waren zu den Tänzern unterwegs.

    Oma Wetterwachs kniete und preßte beide Hände an die Schläfen.
    »Nein…«

    »O doch«, erwiderte die Königin.
    Esme Wetterwachs hob die Arme. Anstrengung und Schmerz krümm-
    ten ihre Finger wie Krallen.
    Magrat stellte fest, daß sie die Augen bewegen konnte. Der Rest ihres
    Körpers fühlte sich schwach und nutzlos an, trotz Kettenhemd und
    Brustharnisch. Jetzt war es also soweit. Mindestens tausend Jahre trenn-
    ten sie von Ynci, aber trotzdem glaubte sie, das spöttische Lachen der
    Kriegerin zu hören. Sie hätte nicht einfach so aufgegeben. Magrat war nur eine weitere jener einfältigen und apathischen Frauen, die bloß lange
    Gewänder trugen und sich um die Sache mit der Thronfolge kümmer-
    ten…
    Bienen strömten vom Himmel herab.
    Oma Wetterwachs wandte sich an Magrat.
    Ganz deutlich hörte die jüngere Frau eine Stimme hinter ihrer Stirn:
    »Möchtest du Königin sein?«
    Und dann war sie frei.
    Die Müdigkeit fiel von ihr ab. Ynci schien aus dem Helm zu strömen,
    um die Leere in Magrat mit Kraft und Entschlossenheit zu fül en.
    Es regnete noch mehr Bienen, und sie bedeckten die zusammengesun-
    kene Gestalt der alten Hexe.
    Die Königin drehte sich um, und das Lächeln in ihrem Gesicht erstarr-
    te, als Magrat die Gestalt straffte und vortrat. Gedankenlos hob sie die
    Streitaxt und holte damit aus.
    Die Königin bewegte sich noch schnel er. Ihr Hand zuckte nach vorn
    und schloß sich um Magrats Unterarm.
    »Hast du wirklich geglaubt, daß es so einfach ist?« fragte sie und lächel-
    te.
    Anschließend drückte sie noch etwas fester zu und verdrehte die Hand.
    Es bliebt Magrat nichts anderes übrig, als die Axt loszulassen.
    »Und du willst eine Hexe sein?«
    Die Bienen bildeten unterdessen einen braunen Nebel, hinter dem sich
    nur noch vage die Gestalten von Elfen abzeichneten. Mit Pfeilen ließ
    sich gegen die Insekten kaum etwas ausrichten – sie waren viel zu klein.

    Darüber hinaus kamen sie mit natürlicher Immunität Glamour gegen-
    über, und mit dem festen Willen zu töten.
    Magrat spürte, wie es in ihren Knochen vibrierte.
    »Die alte Hexe ist erledigt«, sagte die Königin und zwang Magrat nach
    unten. »Ich will keineswegs behaupten, sie sei nicht gut gewesen. Aber
    sie war eben nicht gut genug. Und du bist es ganz gewiß nicht.«
    Magrat sank immer mehr dem Boden entgegen.
    »Warum versuchst du nicht, ein wenig Magie gegen mich zu beschwö-
    ren?« fragte die Königin spöttisch.
    Die Frau in der Rüstung trat zu. Ihr Fuß traf die Königin am Knie, und
    ganz deutlich hörte sie, wie etwas knackte. Als die Elfe taumelte, warf
    sich Magrat nach vorn, stieß an die Hüfte der Gegnerin und riß sie mit
    sich ins Gras.
    Die Zartheit der Königin verblüffte sie. Auch sie selbst war ziemlich
    dünn, doch dieses Geschöpf schien kaum etwas zu wiegen.
    Sie zog sich nach oben, bis sich ihr Gesicht auf einer Höhe mit dem
    der Königin befand. »Du bist nichts « , brachte sie hervor. »Es spielt sich al es nur im Kopf ab, oder? Ohne den Glamour…«
    Magrat sah ein fast dreieckiges Gesicht mit winzigem Mund, einer nur
    angedeuteten Nase und sehr großen Augen, in denen nun Entsetzen
    flackerte.
    »Eisen«, hauchte die Königin. Ihre Hände griffen nach Magrats Armen,
    doch jetzt steckte keine Kraft mehr in ihnen. Die Stärke der Elfen lag
    darin, andere Leute von deren Schwäche zu überzeugen.
    Magrat fühlte, wie das Wesen verzweifelt versuchte, einen Weg in ihr
    Bewußtsein zu finden. Aber es klappte nicht. Der Helm…
    … lag knapp einen Meter entfernt im Schlamm.
    Ihr blieb gerade noch Zeit genug zu bedauern, diesen Umstand zur
    Kenntnis genommen zu haben. Die Königin griff erneut an und bohrte
    ihr Selbst in eine sich rasch ausdehnende Unsicherheit.
    Sie war nichts, noch weniger als bedeutungslos. Sie war so wert- und
    bedeutungslos, daß sogar ein absolut wert- und bedeutungsloses Ge-
    schöpf sie für unter seiner Würde gehalten hätte. Ihr Versuch, die Pläne

    der Königin zu vereiteln,

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