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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wünschte sich den Mut, ihren Arm wie Amanita mit einer Toten-
    kopftätowierung zu zieren – auch wenn das Bild nur mit Tinte aufgemalt
    war und jeden Abend abgewaschen werden mußte, damit die Mutter es
    nicht sah.
    Eine leise, gemeine Stimme aus Perditas innerem Selbst wies darauf
    hin, daß Amanita kein guter Name war.
    Was auch für Perdita galt.
    Sie fügte hinzu, daß sich Perdita nicht in Dinge einmischen sol te, von
    denen sie keine Ahnung hatte.
    Unglücklicherweise war damit praktisch alles gemeint.
    Sie wünschte sich, schwarze Spitze mit der gleichen Anmut tragen zu
    können wie Diamanda.
    Diamanda erzielte Resultate.
    Es war kaum zu fassen. Natürlich hatte Perdita immer gewußt, daß es
    Hexen gab: alte Frauen, die sich wie Vogelscheuchen kleideten – wenn
    man einmal von Magrat Knoblauch absah, die einfach verrückt war und
    immer so aussah, als würde sie im nächsten Augenblick in Tränen aus-
    brechen. Perdita erinnerte sich daran, daß Magrat bei einer Silvesterparty
    Gitarre gespielt und mit geschlossenen Augen Volkslieder gesungen hat-
    te, an die sie zu glauben schien. Sie hatte nicht richtig gespielt, aber das fiel kaum ins Gewicht, weil sie auch nicht singen konnte. Das Publikum ap-plaudierte nur deshalb, weil ihm nichts anderes einfiel.
    Nun, Diamanda hatte Bücher gelesen. Sie wußte über Dinge Bescheid.
    Zum Beispiel über die Beschwörungen bei den Steinen… Die funktio-
    nierten tatsächlich.
    Derzeit erklärte sie die Karten.

    An diesem Abend wehte recht heftiger Wind. Er ließ die Fensterläden
    klappern und Ruß durch den Kamin fal en. Perdita meinte zu spüren,
    wie die Böen alle Schatten im Zimmer in eine Ecke trieben…
    »Paßt du auf, Schwester?« fragte Diamanda kühl.
    Das kam hinzu: Man mußte sich mit »Schwester« ansprechen, aus rei-
    ner Brüderlichkeit.
    »Ja, Diamanda«, erwiderte Perdita verlegen.
    »Dies ist der Mond«, wiederholte Diamanda. »Für jene von uns, die
    nicht richtig aufgepaßt haben.« Sie hob die Karten. »Und was sehen wir
    hier? Du, Muscara.«
    »Äh… der Mond ist darauf abgebildet?« fragte Muscara (geborene Su-
    san) hoffnungsvol .
    »Natürlich handelt es sich nicht um den Mond, sondern um eine nichtmimetische Konvention, die keine Verbindungen zu üblichen Bezugssy-
    stemen unterhält«, erklärte Diamanda.
    »Aha.«
    Zorniger Wind zerrte an den Wänden der Hütte. Die Tür flog auf;
    draußen zeigten sich dunkle Wolken an einem finsteren Himmel, an dem
    auch eine sichelförmige nichtmimetische Konvention leuchtete.
    Diamanda winkte mit der einen Hand. Oktarines Licht schimmerte
    kurz, und die Tür schloß sich ruckartig. Daraufhin lächelte das Ober-
    haupt dieses jungen Hexenzirkels auf eine Weise, die Perdita für wissend und klug hielt.
    Diamanda legte eine weitere Karte auf das schwarze Samttuch vor sich.
    Perdita betrachtete sie bedrückt. Die Karten sahen ja ganz hübsch aus
    – wie bunt bemalte Pappe –, und sie hatten auch interessante Namen.
    Doch die leise verräterische Stimme in ihr flüsterte: Woher sol en Karten
    von der Zukunft wissen? Pappe ist nicht sehr intelligent.
    Andererseits: Der Zirkel half den Leuten – mehr oder weniger. Be-
    schwörungen und so… Was sol ich machen, wenn sie mich fragt? fuhr es Perdita durch den Sinn.

    Sie spürte, wie Besorgnis in ihr wuchs. Etwas stimmte nicht. Etwas
    ging nicht mit rechten Dingen zu. Das Wie und Was blieb Perdita ver-
    borgen. Sie wußte nur, daß sich ihr Unbehagen immer mehr verdichtete.
    Sie hob den Kopf.
    »Dieses Haus sei gesegnet«, sagte Oma Wetterwachs.
    Andere Leute benutzten einen derartigen Tonfal , um »Jetzt pumpe ich
    dich vol Blei, Kincaid!« oder »Ich verfluche dich und al e deine Nach-
    kommen bis zum Ende der Welt!« zu sagen.
    Diamanda fiel das Kinn herunter.
    Nanny Ogg sah ihr über die Schulter. »Das stellst du falsch an, glaube
    ich. An einem solchen Blatt sol test du nicht herumpfuschen. Hast da ‘ne
    Doppelte Zwiebel.«
    »Wer seid ihr?«
    Sie waren ganz plötzlich da, fand Perdita. Im einen Augenblick waren
    nur Schatten dagewesen, und im nächsten hatten sie sich im Zimmer
    materialisiert.
    »Wer hat denn hier mit Kreide auf den Boden gemalt?« fragte Nanny
    Ogg. »Überal Kreide auf dem Boden. Und dann auch noch heidnische
    Symbole. Was nicht heißen sol , daß ich was gegen Heiden habe«, fügte
    sie hinzu und erweckte den Anschein, einige Sekunden lang nachzuden-
    ken. »Gehöre eigentlich dazu. Aber ich schreibe nicht auf den Boden.
    Was

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