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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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welche ausgekommen.«
    »Oh.«
    »Wenn du möchtest, singe ich dir statt dessen ein lustiges Liedchen«,
    bot Nanny an.
    »Äh, nein. Äh.« Perdita hatte Nanny nie singen gehört, aber gewisse
    Dinge sprachen sich herum.
    »Dein Taschentuch aus schwarzer Spitze gefäl t mir«, sagte Nanny und
    schämte sich nicht ein bißchen. »Damit kann man prächtig angeben.«
    Perdita starrte wie hypnotisiert zum Kreis. »Äh. Sollen wir jetzt anfan-
    gen?«
    »Meinetwegen.«
    Nanny Ogg kehrte zur Bank zurück und stieß Oma Wetterwachs mit
    dem Ellenbogen an.
    »Aufwachen!«
    Oma zog ein Lid hoch.
    »Ich habe nicht geschlafen, sondern nur die Augen ausgeruht.«
    »Die Sache ist ganz einfach: Du brauchst das Trockley-Mädchen nur
    anzustarren, bis es blinzelt oder wegsieht.«
    »Wenigstens weiß es um die Bedeutung richtigen Starrens. Ha! Für wen
    hält sich die Göre? Mein ganzes Leben lang habe ich Leute mit Blicken
    durchbohrt!«
    »Ja, genau, da hast du völlig… Aaahhh, da ist ja Omas kleiner Liebling!«
    Der Rest des Ogg-Clans traf ein.
    Oma Wetterwachs mochte den kleinen Pewsey nicht besonders. Prak-
    tisch al e kleinen Kinder waren ihr unsympathisch, und gerade deshalb
    kam sie gut mit ihnen zurecht. Was Pewsey betraf: Sie vertrat den Stand-
    punkt, daß niemandem – auch keinem vierjährigen Knaben – erlaubt
    sein durfte, sich nur mit einer Weste bekleidet in der Öffentlichkeit zu
    zeigen. Außerdem lief dem Jungen dauernd die Nase; er brauchte ein
    Taschentuch – oder zwei kleine Korken.

    Nanny Ogg verwandelte sich sofort in eine gutmütige Glucke, wenn sie
    eins ihrer Enkelkinder sah, selbst dann, wenn es sich als so klebrig erwies
    wie Pewsey.
    »Möchte Bonbon«, knurrte Pewsey in jener sonderbar tiefen Stimme,
    die manche kleinen Kinder haben.
    »Gedulde dich ein wenig, Engelchen«, gurrte Nanny Ogg. »Ich spreche
    gerade mit dieser netten Frau hier.«
    »Möchte Bonbon sofort.«
    »Verschwinde, Schatz. Omi ist beschäftigt.«
    Pewsey zog an Nanny Oggs Rocksaum.
    »Jetzt Bonbon sofort!«
    Oma Wetterwachs bückte sich, bis ihre beeindruckend krumme Nase
    auf einer Höhe mit Pewseys feuchtem Exemplar war.
    »Wenn du nicht gehst, reiße ich dir persönlich den Kopf ab und fül e
    ihn mit Schlangen«, verkündete sie ernst.
    »Na bitte!« ließ sich Nanny vernehmen. »Viele arme Kinder in Klatsch
    wären für eine solche Drohung sehr dankbar.«
    Pewseys kleines Gesicht brachte ein oder zwei Sekunden lang Verwir-
    rung zum Ausdruck, bevor er wie ein Honigkuchenpferd grinste.
    »Witzige Frau«, freute er sich.
    Nanny tätschelte Pewseys Kopf und wischte sich dann geistesabwe-
    send die Hand am Rock ab. »Hast du die jungen Damen auf der anderen
    Seite des Platzes gesehen, Engelchen? Sie haben viele Bonbons.«
    Pewsey watschelte davon.
    »Das ist bakteriologische Kriegsführung«, meinte Oma Wetterwachs.
    »Komm«, sagte Nanny. »Unser Jason hat zwei Stühle in den Kreis ge-
    stellt. Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja.«
    Perdita Nitt schlurfte näher.
    »Äh… Frau Ogg?«
    »Ja, Teuerste?«

    »Äh. Diamanda meint, du hättest das nicht richtig verstanden. Bei dem
    Duell geht es nicht darum, sich gegenseitig anzustarren…«

    Magrat langweilte sich. Als Hexe hatte sie sich nie gelangweilt. Sie war
    zwar ständig verwirrt und überarbeitet gewesen, aber nie gelangweilt.
    Immer wieder sagte sie sich, daß es bestimmt besser wurde, wenn sie
    nach der Hochzeit tatsächlich den Titel »Königin« trug. Doch manchmal
    fragte sie sich, was sich dadurch noch verändern würde…
    Ziellos wanderte sie durch die vielen Zimmer des Schlosses, und das
    Rascheln ihres Kleids verlor sich fast im dumpfen Dröhnen, das von den
    Turbinen der Eintönigkeit und Monotonie stammte:
    SummbrummSummbrummSummbrumm…
    Den ganzen Morgen über hatte sie sich mit Tapisserien beschäftigt,
    weil Millie mehrmals betont hatte, so etwas gehöre zu den Lieblingsbe-
    schäftigungen von Königinnen. Jetzt lag das Stichtuch mit den Mustern
    und der Botschaft »Mögen die Götter dieses Hauses segnigen« unbeach-
    tet auf einem Stuhl.
    In der langen Galerie hingen Wandteppiche, die historische Schlachten
    zeigten und von anderen gelangweilten Königinnen stammten. Magrat
    fragte sich, wie man die Kämpfer dazu gebracht hatte, lange genug in
    Reglosigkeit zu verharren. Sie betrachtete Dutzende von Gemälden, die
    ihre Vorgängerinnen zeigten: Gemahlinnen früherer Könige, hübsch,
    nach der Mode ihrer jeweiligen Epoche gekleidet –

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