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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Herr, töte mich nicht. Ach,
    herrje!«
    Oma rollte sich zusammen und schluchzte. Diamanda bedachte sie mit
    einem verblüfften Blick und fragte sich, wie jemand ernsthaft erwarten
    konnte, daß ein derart offensichtlicher Trick funktionierte.
    Nun, Elfen waren ziemlich lange von Menschen isoliert gewesen. Der
    erste Elf erreichte Oma Wetterwachs, packte sie an der Schulter, zerrte
    sie hoch und…
    Und wurde von einer knochigen Faust getroffen. Nanny Ogg hätte es
    sicher sehr überrascht, wo die Faust traf: Sie hatte geglaubt, daß Oma
    Wetterwachs von diesem Teil der männlichen Anatomie nichts wußte.
    Diamanda lief bereits. Omas El enbogen traf den zweiten Elfen vor die
    Brust, als er das Mädchen verfolgen wol te.
    Weiter hinten hörte sie das glucksende Lachen der übrigen Krieger.

    Diamanda war verblüfft gewesen, als Oma um Gnade flehte. Ihre Ver-
    blüffung wuchs nun, als die alte Hexe zu ihr aufschloß. Nun, für Oma
    gab es mehr, vor dem die Flucht lohnte…
    »Die Elfen haben Pferde!«
    Oma Wetterwachs nickte. Nun, Pferde können schnel er laufen als
    Menschen, aber das gilt nur, wenn die Entfernungen über ein bestimm-
    tes Mindestmaß hinausgehen. Unter dieser kritischen Distanz sind Men-
    schen schneller, weil sie nicht so viele Beine sortieren müssen.
    Oma griff nach Diamandas Arm.
    »Zur Lücke zwischen dem Flötenspieler und Trommler!«
    »Welche Steine meinst du?«
    »Nicht einmal das weißt du?«
    Ja, unter gewissen Umständen sind Pferde langsamer als Menschen.
    Doch Oma Wetterwachs dachte nun daran, daß Menschen kaum schnel-
    ler sein können als Pfeile.
    Etwas zischte an ihrem Ohr vorbei.
    Bis zum Steinkreis schien es noch immer sehr weit zu sein.
    Es gab nur eine Möglichkeit, und die erschien unmöglich. Bisher hatte
    Oma diese Fähigkeit nur verwendet, wenn sie lag oder sich an etwas leh-
    nen konnte.
    Aber jetzt…
    Vier Elfen verfolgten sie. Oma Wetterwachs hielt sich nicht damit auf,
    in Erwägung zu ziehen, ihr Denken zu manipulieren. Aber die Pferde…
    Ja, die Pferde…
    Sie waren karnivor, und ihre Selbstsphären erinnerten an Pfeilspitzen.
    Die Regeln des Borgens lauteten: Man füge kein Leid zu; man lasse
    sich nur von den fremden Gedanken tragen; man übe keinen Einfluß
    aus…
    Nun, es waren keine Regeln, an die man sich unbedingt halten mußte.
    Es handelte sich um Richtlinien…
    Ein Pfeil bohrte sich in Omas Hut.
    Selbst die Bezeichnung »Richtlinien« erschien ein wenig übertrieben.

    Wenn man genau darüber nachdachte…
    Ach, verflixt.
    Oma Wetterwachs schickte ihr Ich in den Geist des ersten Pferds und
    durchdrang verschiedene Schichten aus Fast-Wahnsinn – so etwas be-
    fand sich praktisch in jedem Pferde-Selbst. Für einen Sekundenbruchteil
    sah sie durch die blutunterlaufenen Augen des Tiers und beobachtete
    eine alte, ganz in Schwarz gekleidete Frau, die durch den hohen Schnee
    stapfte. Aus einem Reflex heraus versuchte sie, sechs Beine gleichzeitig
    zu steuern, wobei zwei zu einem anderen Körper gehörten.
    Der Versuch, auf einem Musikinstrument eine bestimmte Melodie zu
    spielen und eine ganz andere zu singen*, war im Vergleich dazu kinder-
    leicht.
    Oma wußte, daß sie die mentale Verbindung höchstens einige Sekun-
    den lang aufrechterhalten durfte, wenn sie nicht völliger Verwirrung zum
    Opfer fallen wollte. Doch einige Sekunden genügten. Sie ließ die Desori-
    entierung in sich gedeihen, griff nach ihrer Frucht und stopfte sie in das
    Selbst des Pferds. Anschließend zog sie sich sofort zurück und brachte
    den eigenen Körper unter Kontrol e, als er gerade das Gleichgewicht
    verlor.
    Im Kopf des Pferds herrschte totale Konfusion.
    Es wußte nicht mehr, was es war und wie es an diesen Ort gekommen
    war. Schlimmer noch: Die Anzahl der Beine schien ein unlösbares Rätsel
    darzustellen. Es konnte wählen zwischen zwei, vier und vielleicht auch
    sechs. Das Roß schloß einen Kompromiß und entschied sich für drei.
    Oma hörte, wie es schrie und ziemlich laut fiel. Der Lärm deutete dar-
    auf hin, daß auch andere Pferde stürzten.
    »Ha!«
    Sie riskierte einen Blick über die Schulter.
    Diamanda weilte nicht mehr neben ihr.
    Sie lag einige Meter weiter hinten und versuchte gerade, wieder auf die
    Beine zu kommen. Ihr Gesicht war fast ebenso weiß wie der Schnee.
    Aus ihrer Schulter ragte ein Pfeil.

    * Nanny Ogg brachte das problemlos fertig, wenn auch unabsichtlich.

    Oma Wetterwachs eilte zurück und zog das Mädchen hoch.
    »Komm! Es ist nicht mehr

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