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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hätte sich dabei fast selbst außer Gefecht gesetzt,
    weil er sich den Speerschaft ziemlich hart an den Kopf stieß.
    »Sofort, Frau Wetterwachs.«
    Sein rundes, ehrliches Gesicht verschwand hinter den Zinnen. Etwa
    eine Minute später rasselten die Ketten des Fal gatters.
    »Wie hast du das angestellt?« fragte Nanny Ogg.
    »Ganz einfach«, erwiderte Oma Wetterwachs. »Er weiß, daß du seinen
    hohlen Schädel nicht platzen läßt.«
    »Nun, dazu würdest du dich ebensowenig hinreißen lassen. Das weiß
    ich genau.«
    »Nein, das weißt du nicht. Du weißt nur, daß ich bisher keine derartigen Maßnahmen ergriffen habe.«

    Magrat hatte diese Sache bisher für einen Witz gehalten, doch jetzt stellte
    sie sich als gar nicht so lustige Realität heraus. Im großen Saal des
    Schlosses gab es einen sehr langen Tisch: Verence saß am einen Ende
    und die zukünftige Königin am anderen.
    Dabei ging es um die Etikette.
    Dem König gebührte der Platz am oberen Ende des Tisches. Ganz
    klar. Doch wenn Magrat rechts oder links von ihm saß, so mußten sie
    beide den Kopf drehen, um miteinander zu reden, was sehr unbequem
    war. Also kam nur das andere Ende des Tisches und Rufen in Frage.
    Und dann die Logistik der Anrichte. Die leichte Möglichkeit hätte dar-
    in bestanden, einfach hinüberzugehen und sich zu bedienen, aber das
    ließ sich nicht mit der königlichen Tradition vereinbaren. Wenn Könige
    damit begannen, sich selbst die Teller zu füllen, so stand das Ende der
    Monarchie unmittelbar bevor.

    Unglücklicherweise bedeutete das, sie mußten sich von Herrn Sprig-
    gins bedienen lassen, der an einem schlechten Gedächtnis, nervösen
    Zuckungen und einem Gummiknie litt. Um die Speisen aus der Küche
    zu holen, benutzte er einen uralten und nervenaufreibend knarrenden
    Aufzug. Der betreffende Schacht funktionierte dabei wie eine sehr lei-
    stungsfähige Kühlanlage: Warme Mahlzeiten waren kalt, wenn sie den
    Saal erreichten, kalte noch kälter. Niemand wußte, was mit Eiscreme und
    dergleichen geschehen würde; wahrscheinlich hätte das Phänomen eine
    Neuformulierung der thermodynamischen Gesetze erfordert.
    Die Köchin schien einfach nicht zu begreifen, was vegetarische Kost
    bedeutete. Die traditionel e Schloßküche bestand zum größten Teil aus
    arterienverkleisternden Spezialitäten und bot so viele saturierte Fette an,
    daß sie auf den Tel ern kleine Lachen oder wabbelige Klümpchen bilde-
    ten. Gemüse diente nur dazu, Öl aufzusaugen, und in den meisten Fäl en
    war es so gründlich gekocht, daß es sich als undefinierbare gelbe Masse
    präsentierte. Magrat hatte der Köchin Frau Scorbic gewisse Dinge zu
    erklären versucht, doch bei Worten wie »Vitaminen« wackelte das Drei-
    fachkinn der Frau so drohend, daß die Fast-Königin aus der Küche floh.
    Magrat nahm sich jetzt einen Apfel vor. Mit Äpfeln kannte sich die
    Köchin aus. Sie fül te sie mit Rosinen und Creme und machte große,
    gebratene und mehlige Dinge daraus. Magrat hatte aus purer Verzweiflung einen rohen Apfel aus der Speisekammer gestohlen und plante auch, herauszufinden, wo die Karotten aufbewahrt wurden.
    Verence zeichnete sich undeutlich hinter silbernen Kerzenständern
    und diversen Büchern ab.
    Gelegentlich wechselten sie einen Blick und lächelten. Zumindest sah
    es nach einem Lächeln aus – angesichts der großen Entfernung konnte
    man nicht ganz sicher sein.
    Offenbar hatte der König gerade etwas gesagt.
    Magrat wölbte die Hände trichterförmig vorm Mund.
    »Wie bitte?«
    »Wir brauchen ein…«
    »Ich habe dich nicht verstanden.«
    »Was?«

    »Was?«
    Schließlich stand Magrat auf und wartete, während Spriggins ihren
    Stuhl zum anderen Ende des Tisches schob, wobei die natürliche Blässe
    seiner Wangen einer purpurnen Tönung wich. Die ehemalige Hexe hätte
    ihren Stuhl auch selbst bewegen können, aber für Königinnen geziemte
    sich so etwas nicht.
    »Wir sol ten uns einen Poeta laureatus zulegen«, sagte Verence und
    klopfte mit dem Zeigefinger auf eine bestimmte Stelle im Buch. »Jedes
    königliche Schloß braucht einen Hofdichter. Solche Leute schreiben
    Gedichte für besondere Anlässe.«
    »Ja?«
    »Ich habe dabei an Frau Ogg gedacht. Als Sängerin sol sie recht amü-
    sant sein.«
    Magrat verzog keine Miene.
    »Ich, äh, ich glaube, sie kennt viele Reime für bestimmte Worte«, erwiderte sie.
    »Das übliche Honorar beträgt vier Taler und ein kleines Faß Sherry.«
    Verence sah auf die Seite. »Viel eicht kann

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