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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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weit!«
    »Ich kann nicht… kn’ht…«
    Diamanda kippte nach vorn. Oma fing sie auf, bevor sie erneut zu Bo-
    den sank, und warf sie sich mit einiger Mühe über die Schulter.
    Nur noch einige Schritte – dann konnte sie sich einfach nach vorn fal-
    len lassen.
    Eine Klauenhand tastete nach ihrem Kleid…
    Drei Gestalten fielen, rol ten durch sommerlichen Adlerfarn.
    Der Elf stand als erster auf, sah sich benommen und triumphierend
    um. Er hielt ein Messer mit langer Kupferklinge in der Hand.
    Sein Blick wanderte zu Oma, die auf dem Rücken gelandet war. Sie
    nahm den Gestank des Wesens wahr, als es das Messer hob, suchte ver-
    zweifelt nach einem Weg ins fremde Bewußtsein…
    Etwas sauste an ihr vorbei.
    Ein Seil schlang sich um den Hals des Elfen, gefolgt von einem recht
    massiven Gegenstand. Das Geschöpf erstarrte entsetzt, als ein Plätteisen
    sein Gesicht in einem Abstand von etwa hundert Zentimetern passierte
    und in einen Orbit schwenkte, dessen Durchmesser sich mit jedem Um-
    lauf verringerte. Schließlich schlug es an den Hinterkopf des Wesens. Die
    Wucht des Aufpral s genügte, um den Elfen von den Beinen zu reißen
    und bewußtlos zu Boden zu schleudern.
    Nanny Ogg erschien in Omas Blickfeld.
    »Potzblitz, riecht ziemlich streng, der Bursche«, sagte sie. »Elfen kann
    man aus zwei Kilometern Entfernung riechen, und zwar gegen den
    Wind.«
    Oma Wetterwachs stand auf.
    Der Steinkreis enthielt nur Gras, weder Schnee noch Elfen.
    Sie wandte sich Diamanda zu, und das gleiche tat Nanny. Das ohn-
    mächtige Mädchen rührte sich nicht.
    »Von einem Elfenpfeil getroffen«, sagte Oma.
    »Üble Sache.«

    »Die Spitze steckt noch in der Wunde.«
    »Ich kann sie entfernen – das ist kein Problem«, meinte Nanny Ogg.
    »Aber das Gift… Wir könnten eine Aderpresse anlegen.«
    »Ha! Etwa am Hals?«
    Oma setzte sich, zog die Knie an und stützte das Kinn darauf. Ihre
    Schultern schmerzten.
    »Muß erst wieder zu Atem kommen«, brummte sie.
    Vor ihrem inneren Auge formten sich Bilder. Es geht schon wieder los, dachte Oma. Sie wußte, daß es alternative Zukunftsstrukturen gab – das
    hatte es schließlich mit der Zukunft auf sich. Aber alternative Vergan-
    genheiten… Ein wenig Konzentration genügte, um sich daran zu entsin-
    nen, daß sie gerade aus dem Steinkreis gekommen war, doch diesen Re-
    miniszenzen gesel ten sich andere hinzu. Sie erinnerte sich zum Beispiel
    daran, daheim im Bett gelegen zu haben, nicht in einer Hütte, sondern in
    einem richtigen Haus, ja, und es waren keine fremden Erinnerungen, sondern ihre eigenen. Irgend etwas ließ sie ahnen, zu schlafen und zu träu-
    men…
    Sie versuchte, den Blick auf Nanny Ogg zu richten. Gytha bot eine be-
    ruhigend stabile und solide Realität.
    Nanny holte gerade ein Taschenmesser hervor.
    »Was hast du damit vor?«
    »Ich will das Wesen von seinem Leid erlösen.«
    »Auf mich erweckt es nicht den Eindruck, sehr zu leiden.«
    Nanny Ogg schürzte nachdenklich die Lippen. »Das könnte ich schnell
    ändern, Esme.«
    »Es gehört sich nicht, das Geschöpf zu quälen, nur weil es hilflos auf
    dem Boden liegt, Gytha.«
    »Ich warte nicht, bis es aufsteht und sich wehren kann, Esme.«
    »Gytha!«
    »Damals haben die Elfen kleine Kinder verschleppt. So etwas darf
    nicht noch einmal geschehen. Wenn ich mir vorstel e, daß jemand unse-
    ren Pewsey entführt…«

    »So dumm sind nicht einmal Elfen. Habe in meinem ganzen Leben
    kein klebrigeres Kind gesehen.«
    Oma zog behutsam ein Lid des Mädchens hoch.
    »Weilt in einer völlig anderen Welt«, kommentierte sie und hob Dia-
    manda hoch.
    »Ich trage sie. Kümmere du dich um den Burschen dort.«
    »Es war sehr tapfer von dir, das Mädchen zu retten«, sagte Nanny. »Si-
    cher bist du dadurch langsamer vorangekommen. Und Pfeile sind
    schnell.«
    »Ich hatte einen guten Schild«, erwiderte Oma.
    Diese Worte schockierten Nanny Ogg.
    »Was? Daran hast du bestimmt nicht gedacht, oder?«
    »Nun, das Kind war bereits getroffen«, brummte Oma Wetterwachs.
    »Und wenn es mich ebenfal s erwischt hätte, wäre eine Flucht nicht mehr
    möglich gewesen.«
    »Aber das… das ist herzlos, Esme!«
    »Es mag herzlos sein, aber nicht kopf los.Es ging mir nicht um irgendwelche Nettigkeiten, sondern um Vernunft. Warum siehst du mich so
    an? Kommst du jetzt? Oder willst du den ganzen Tag mit offenem Mund
    dort herumstehen?«
    Nanny schloß den Mund – und öffnete ihn wieder, um zu sagen:
    »Was wil st du jetzt

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