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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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brachten ständig den Text durcheinander. Der größte Teil des
    Abends ging für die Suche nach einem Ort drauf, an dem man einiger-
    maßen ungestört üben konnte.
    Selbst im Wald schien seit einiger Zeit reger Verkehr zu herrschen. Er-
    staunlich, wie viele Leute rein zufäl ig vorbeikamen.
    Weber schob nicht mehr und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Man hätte meinen sollen, daß wir bei der Vom-Blitz-getroffenen-
    Eiche sicher sind«, brummte er. »Fast einen Kilometer vom nächsten
    Pfad entfernt. Aber nach fünf Minuten wimmelt’s dort von Köhlern,
    Einsiedlern, Fal enstel ern, Baumzapfern, Jägern, Trollen, Leimern, Hür-
    denmachern, Schweinehirten, Trüffelsuchern, Zwergen, Flickern und
    verdächtig wirkenden Typen mit dicken Mänteln. Man wundert sich, daß
    im Wald noch genug Platz ist für die Bäume. Wohin jetzt?«
    Sie hatten eine Art Kreuzung erreicht.
    »An diese Stelle erinnere ich mich überhaupt nicht«, sagte Tischler, der
    Wilderer. »Bisher dachte ich, hier alle Wege zu kennen.«
    »Weil du sie nur im Dunkeln siehst«, erwiderte Jason.
    »Ja, al e wissen, daß du die Nacht bevorzugst«, meinte Dachdecker, der
    Fuhrmann.
    »Deine Vorliebe gilt praktisch jeder Nacht«, fügte Jason hinzu.
    »He«, meinte Bäcker, der Weber, »inzwischen kommen wir mit dem
    einfachen mechanischen Kram gut zurecht, oder?«

    »Ich schlage vor, wir gehen nach rechts«, sagte Jason.
    »Nein, da wachsen zu viele Dornbüsche und so.«
    »Na schön. Dann eben nach links.«
    »Zu viele Kurven«, gab Weber zu bedenken.
    »Was ist mit dem mittleren Weg?« ließ sich Fuhrmann vernehmen.
    Jason spähte nach vorn.
    Es handelte sich um einen recht schmalen Pfad, und er führte durch
    die recht finster wirkenden Schatten von Bäumen. Zu beiden Seiten
    wuchs dichter Adlerfarn. Der al gemeine Eindruck ließ sich am besten
    mit dem Wort »unheimlich« beschreiben.
    Jasons Schmied-Instinkt schlug Alarm.
    »Nein, lieber nicht«, sagte er.
    »Ach, komm schon«, ließ sich Weber vernehmen. »Warum denn
    nicht?«
    »Jener Weg führt zu den Tänzern«, erklärte Jason. »Meine Mutter hat
    mir verboten, den Ort aufzusuchen. Weil dort junge Frauen tanzen, und
    zwar ohne al es.«
    »Sie haben dort getanzt«, meinte Dachdecker. »Aber dann hat Oma
    Wetterwachs ein Machtwort gesprochen und dafür gesorgt, daß die jun-
    gen Frauen ihre Schlüpfer wieder anziehen, und den Rest auch.«
    »Und al e halten sich von den Steinen fern«, fügte Fuhrmann hinzu.
    »Dort können wir ungestört proben.«
    »Meine Mutter hat’s verboten«, sagte Jason, nun mit einem Hauch von
    Unsicherheit in der Stimme.
    »Ja, aber vermutlich bezieht sich das Verbot nur auf Leute, die… mit
    magischen Absichten zu den Tänzern wol en«, wandte Fuhrmann ein.
    »Wir tragen nur Perücken und sprechen Text und so. Ist überhaupt
    nichts Magisches dabei.«
    »Genau«, bestätigte Dachdecker. »Und dort beobachtet uns niemand.«
    »Außerdem… «, begann Weber. »Fal s sich junge Frauen zum Steinkreis
    schleichen sol ten, um dort ohne Schlüpfer und so zu tanzen, so werden
    sie unserer Aufmerksamkeit bestimmt nicht entgehen.«

    Einige Sekunden intensiven nachdenklichen Schweigens folgten.
    »Nun…« Dachdecker sprach für al e Anwesenden, als er sagte: »Ich
    schätze, es ist unsere Pflicht der Al gemeinheit gegenüber, bei den Stei-
    nen zu wachen.«
    »Ich weiß nicht.« Jason war noch immer nicht ganz überzeugt. »Meine
    Mutter…«
    »Deine Mutter hat gut reden«, brummte Weber. »Von meinem Vater
    weiß ich: Als er jung war, hat deine Mutter…«
    »Schon gut, schon gut.« Jason gab sich geschlagen. »Ist wahrscheinlich
    nicht weiter schlimm. Immerhin proben wir nur ein Theaterstück.
    Schauspielerei. Wir tun nur so. Es ist keineswegs die Wirklichkeit. Aber es wird nicht getanzt, klar? Erst recht nicht der Stock-und-Eimer-Tanz.«
    »Wir proben nur«, sagte Weber. »Und, äh, passen auf.«
    »Das ist unsere Pflicht der Allgemeinheit gegenüber«, wiederholte
    Dachdecker.
    »Nun, gegen das Schauspielern am Steinkreis gibt es vermutlich nichts
    einzuwenden«, sagte Jason ungewiß.

    Es rasselte und schepperte.
    Die unheilvollen Geräusche hal ten durch Lancre.
    Erwachsene Männer, die im Garten den Boden umgruben, ließen den
    Spaten fal en und flohen in die Sicherheit ihrer Hütten.
    Bing-boing-bang…
    Frauen erschienen in Türen, riefen verzweifelt nach ihren Kindern und
    forderten sie auf, sofort ins Haus zu kommen…
    BUMM-bang-boing. Knirschen und

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