Lords und Ladies
saßen verdrießlich auf dem Boden und
tranken aus einem Krug. Eine nicht sehr zufriedenstel ende Probe lag
hinter ihnen.
»Könnte besser sein, was?« fragte Dachdecker.
»Ich find’s nich’ sehr komisch«, brummte Weber. »Kann mir nich’ vor-
stel en, daß sich der König totlacht, wenn er einigen mechanischen
Handwerkern zusieht, die sich beim Schauspielern ungeschickt anstel-
len.«
»Du bist nicht gut genug mit dem nicht gut sein«, meinte Jason.
»Wir soll’n uns ungeschickt anstellen«, sagte Weber.
»Ja, aber du trittst nicht wie jemand auf, der schlecht auftritt«, gab Kes-
selflicker zu bedenken. »Irgendwie bringst du’s nicht fertig. Du kannst
doch nicht erwarten, daß al die noblen Herren und Herrinnen…«
Eine Brise seufzte übers Moor, brachte den Duft von Eis mit sich.
»… über uns lachen, weil wir nicht gut genug schlecht spielen.«
»Ich weiß überhaupt nich’, was an einigen einfachen Handwerkern, die
ein Theaterstück aufführen, komisch sein sol «, sagte Weber.
Jason zuckte mit den Schultern.
»Angeblich haben in Ankh-Morpork die feinen Leute…«
Wieder flüsterte jäher Wind und trug in seinen Armen den Geruch von
Schnee…
»…wochenlang darüber gelacht. Drei Monate lang hat man das Stück
am Breiten Weg gezeigt.«
»Am Breiten Weg?«
»Dort gibt’s die bekanntesten Theater: die Scheibe, Lord Wynkins
Mannen, die Bärengrube…«
»In Ankh-Morpork lacht man über al es«, brummte Weber. »Dort hält
man uns für Einfaltspinsel und so. Die Leute glauben, daß wir dauernd
Oh-ah sagen, irgendwelche dummen Volkslieder singen und nur drei
Hirnzel en haben, die sich furchtsam in einer Ecke des Kopfes verstek-
ken, weil wir dauernd Knieweich trinken und so.«
»Ja. Gib mal den Krug rüber.«
»Blöde Städter.«
»Wissen überhaupt nich’, wasses bedeutet, in einer kalten Nacht bis zur
Achsel im Hinterteil einer Kuh zu stecken. Ha!«
»Und außerdem haben sie… He, wovon redest du da? Du hast doch
gar keine Kuh.«
»Nee, aber ich kenne mich trotzdem damit aus.«
»Und, und, und sie wissen nicht, wie’s ist, wenn man auf ‘ner zugefro-
renen Jauchegrube steht und es unter einem knackt und man genau weiß:
Beim nächsten Schritt geht’s nach unten.«
Es gluckerte, als der Krug weitergereicht wurde.
»Schtimmt. Ja, das schtimmt. Und habt ihr die Schtädter beim Mo-
riskentanz gesehen? Eine echte Katastrophe.«
»Was, Moriskentanz in einer Stadt ?«
»Nun, drüben in Sto Helit. Einige Zauberer und Händler hüpften um-
her. Hab’ ihnen eine Schtunde lang zugesehen. Die Burschen schtöhnten
nicht einmal.«
»Arrogante Stadttypen. Kommen hierher, klauen uns die Dschobs.«
»Unsinn. Die wissen doch gar nicht, was ‘n richtiger Dschob is’.«
Es gluckerte erneut, aber etwas tiefer auf der Tonleiter. Die Botschaft
lautete: Es dauert nicht mehr lange, bis ich leer bin.
»Und sie haben nie bis zur Achsel im…«
»Die Sache ist die. Die Sache ist. Die Sache. Sie ist. Ha! Lachen dau-
ernd über anständige einfache Handwerker, wie? Ich meine. Ich meine.
Ich meine. Was soll’s eigentlich? Ich meine. Ich meine. Ich meine. Bei
dem Schtück geht’s um einige mechanische… Dummköpfe, die ein
Theaterstück vermasseln, in dem irgendwelche Herren und Herrin-
nen…«
Plötzlich lag Kälte in der Luft, scharf wie die Spitzen von Eiszapfen.
»Dem Theaterdingsbums fehlt was.«
»Genau. Genau.«
»Ein mythisches Element.«
»Stimmt. Ganz meine Meinung. Meine Meinung. Meine Meinung. Ja.
Esch fehlt was, über dasch man beim Heimweg fröhlich vor sich hin
pfeifen kann. Genau.«
»Und deshalb sol te das Schtück hier aufgeführt werden. Unter freiem
Himmel. Aufm Hügel.«
Jason Ogg runzelte die Stirn. Es zeigten sich praktisch immer Falten
darin, wenn es um die vielen komplizierten Dinge des Lebens ging. Nur
in Hinsicht auf Eisen wußte er genau, worauf es ankam. Nun hob er den
Finger und versuchte, die anderen Thespisjünger zu zählen. Das fiel ihm
nicht leicht, denn inzwischen war der Krug fast leer. Durchschnittlich
schienen ihm sieben andere Personen Gesel schaft zu leisten. Dennoch
gewann er den unangenehmen Eindruck, daß irgend etwas nicht mit
rechten Dingen zuging.
»Hier draußen«, sagte er unsicher.
»Gute Idee«, erwiderte Weber.
»War’s nicht deine Idee?« fragte Jason.
»Ich dachte, du hättest esch gesagt.«
»Und ich dachte, daß der Vorschlag von dir schtammt.«
»Was spielt’s für ‘ne Rol e, wer
Weitere Kostenlose Bücher