Lords und Ladies
die Idee hatte?« warf Dachdecker ein.
»Es ist eine gute Idee. Erscheint… angemessen.«
»Und die Sache mit der müslischen Qualität?«
»Was für ‘n Müsli?«
»Darauf kann man nicht verzichten«, betonte der Theaterexperte We-
ber. »Haben große Bedeutung, die müslischen Qualitäten.«
»Meine Mutter hat gesagt, niemand sol hierher…«, begann Jason.
»Wir tanzen doch nicht, oder?« entgegnete Fuhrmann. »Ich kann ja
verstehen, dasch es besser ist, hier keine Magie zu beschwören und so.
Aber wasch kann schon passieren, wenn man hierherkommt, ohne irgend etwas anzuschtel en? Ich meine, der König und so. Und auch deine Mutter. Ha! Beschtimmt kommen keine jungen Frauen ohne Schlüpfer an ihr
vorbei!«
»Ich glaube nicht, daß es nur…« Weiter kam Jason nicht.
»Und außerdem gibt’s da noch die andere«, ließ sich Weber verneh-
men.
Sie dachten über Oma Wetterwachs nach.
»Mann, sie is’ mir nich’ ganz geheuer«, sagte Dachdecker nach einer
Weile. »Ihr Blick scheint einen regelrecht zu durchbohren. Natürlich
käme esch mir nie in den Sinn, schlecht über sie zu reden«, betonte er
laut, um dann leiser hinzuzufügen: »Aber esch heißt, daß sie des Nachts
als Hase oder Fledermaus umherstreift. Verändert ihre Geschtalt und
so.« Er hob die Stimme. »Ich glaube kein Wort davon.« Und flüsternd:
»Aber der alte Weezen drüben in Schnitte hat mir erzählt, daß er einmal
auf der Jagd einen Hasen am Bein verletzt hat. Am nächsten Tag ist sie
ihm auf der Straße entgegengekommen, hat ›Autsch‹ gesagt und ihm eine
ordentliche Kopfnuß verpaßt.«
»Einmal hat mein Vater unsere alte Kuh schum Markt gebracht«, lallte
Weber. »Unterwegs wurde schie krank und ist am Weg in der Nähe ihrer
Hütte zu Boden gesunken, und er konnte sie nicht daschu bewegen, wie-
der aufzustehen, und scho ging er zur Hütte, und die Tür ging auf, noch
bevor er angeklopft hatte, und sie schagte: ›Deine Kuh ist krank, Weber.‹
Einfach so. Und dann schagte sie…«
»Meinst du die alte scheckige Kuh, die dein Vater früher hatte?« erkun-
digte sich Fuhrmann.
»Nein, die scheckige Kuh gehörte meinem Onkel«, sagte Weber. »Wir
hatten die mit dem krummen Horn. Nun…«
»Ich hätte schwören können, daß es eine scheckige Kuh war«, brumm-
te Weber. »Weisch noch, daß mein Vater eines Tages schagte: ›Das ischt
eine prächtige scheckige Kuh. So prächtige scheckige Kühe schieht man
heute nur noch selten.‹ Das war damalsch, als ihr das alte Feld neben
Cabbs Brunnen hattet.«
»Wir hatten dasch Feld nie«, meinte Weber. »Mein Vetter hatte es. Wie dem auch sei…«
»Bist du sicher?«
»Wie dem auch sei«, wiederholte Weber. »Sie sagte: ›Warte hier, ich gebe dir wasch für sie.‹ Und dann ging sie in die Küche und kehrte mit zwei
großen roten Pillen zurück, und…«
»Um wasch für eine Krankheit handelte es sich eigentlich?« fragte
Fuhrmann. »Ich meine, warum sank die Kuh zu Boden?«
»Und sie gab ihm die beiden Pillen und schagte: ›Heb den Schwanz der Kuh und schieb eine dieser beiden Pillen dorthin, wo die Sonne nicht
scheint. Ich garantiere dir: Nach wenigen Sekunden schpringt das Tier
auf und läuft scho schnel es kann.‹ Und mein Vater dankte ihr und fragte: ›Wozu dient die andere Pille?‹ Und die Antwort lautete: ›Nun, du
willscht die Kuh doch einholen, oder?‹«
»Sie hat vermutlich dasch tiefe Tal in der Nähe von Schnitte gemeint«,
sagte Fuhrmann.
Al e sahen ihn an.
»Wovon redest du da?« fragte Weber.
»Befindet sich direkt hinterm Berg«, erklärte Fuhrmann und nickte wei-
se. »Ziemlich schattig dort. Das hat sie gemeint. Der Ort, an dem die Sonne nicht scheint. Ziemlich weit für eine Pille. Typisch für Hexen –
schorgen dafür, daß al es rätselhaft ischt.«
Weber zwinkerte den anderen zu.
»Ich weiß besser als du, wasch gemeint ist. Die Pille sollte dorthin
geschteckt werden, wo… wo der Affe seine Nuß verschtaut.«
Fuhrmann schüttelte den Kopf.
»Es gibt keine Affen nich’ in Schnitte«, sagte er. Dann veränderte sich
sein Gesichtsausdruck, und ein Lächeln durchdrang den Nebel der Be-
nommenheit. »Oh, ich verstehe. Die Hexe war blöd!«
»Die Schtückeschreiber in Ankh-Morpork«, sagte Bäcker. »Glauben
wirklich, sich mit uns auszukennen, was? Gebt mir den Krug.«
Jason drehte den Kopf. Sein Unbehagen wuchs immer weiter. Seine
Hände, die jeden Tag Eisen berührten, prickelten und juckten.
»Ich
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