Loreley - Basalt
ununterbrochen an die beiden Morde denken«, erklärte Kommissar Schuster ihr. Auch seine Stimme klang verschlafen.
Jil blickte auf ihre Küchenuhr. Es war gerade sechs Uhr. Heute Morgen schienen alle etwas durcheinander zu sein. Dann hörte sie wieder Kommissar Schuster zu. »Vor fünf Minuten habe ich bereits mit dem Bürgermeister in Kamp-Bornhofen telefoniert. Von ihm habe ich erfahren, dass Sie gestern Abend auch schon mit ihm telefoniert hatten«, klang seine Stimme ungehalten darüber. Jil räusperte sich. Der Kollege hatte recht. Sie hätte noch gestern Abend versuchen müssen, auch ihn zu erreichen. Genau dies sagte sie dem Kommissar auch.
»Ja, ist schon gut. Aber über den Journalisten muss ich noch etwas mehr erfahren«, verlangte der Kollege anschließend.
»Ich komme am Nachmittag nach Kamp-Bornhofen. Was halten Sie davon, sich dort mit mir zu treffen?«, schlug Jil vor. »Sagen wir gegen vier Uhr?«
Schuster war einverstanden und beide vereinbarten als Treffpunkt die Fabrik des ermordeten Fred Müller.
Jil trank im Stehen einen Kaffee, sprang anschließend unter die Dusche und saß bereits 15 Minuten später in ihrem Auto. Während der Fahrt nach Montabaur hörte die Kommissarin Musik von den Beatles.
Im Büro angekommen, ließ Jil sich alle Angaben über den Ermordeten am Loreleyfelsen bringen. Sie wollte nicht unvorbereitet zu dem Treffen am Nachmittag mit Schuster fahren.
Eine gute Stunde später erschien Jil in Hansens Büro.
»Ich möchte noch einmal Luck befragen«, erklärte sie nervös.
»Soll ich dieses Mal bei der Befragung dabei sein?«, erkundigte Hansen sich.
»Ja«, war Jils knappe Antwort. Dann griff sie zum Telefonhörer. »Manfred, hier Jil. Ich habe noch einige Fragen an dich. Es wäre gut, wenn du in einer Stunde in meinem Büro sein könntest.« Jil holte tief Luft. Sie hatte eigentlich noch etwas Nettes zu ihm sagen wollen, doch in Anwesenheit ihres Kollegen fand Jil das unangebracht. Hansen hatte damals hautnah mitbekommen, wie sehr Jil unter der Trennung von dem Journalisten gelitten hatte. Seitdem war Hansen nicht gut auf Manfred Luck zu sprechen.
»Ich werde mich gleich auf den Weg machen«, antwortete Luck. Seine Stimme klang immer noch recht mitgenommen. Jil bedankte sich und beendete rasch das Gespräch.
»Spukt er immer noch durch Ihren Kopf?«, meinte Hansen.
Jil zuckte mit ihren Schultern, sah ihm kurz in die Augen und ging zurück in ihr Büro.
Knapp vierzig Minuten später klopfte Manfred Luck bereits an die Bürotür der Kommissarin. Hansen, der dies bemerkt hatte, war sofort in Jils Büro geeilt.
Die Kommissarin kam noch einmal auf das Gespräch vom gestrigen Abend zurück.
»Du warst also in der Kanzlei von Doktor Wagner, als der Fabrikant Müller kam. Doktor Wagner hat dich als Klient vorgestellt und bist du dir sicher, dass Herr Müller ihm das geglaubt hat?« Jil blickte Manfred Luck erwartungsvoll an.
»Müller war sehr aufgeregt. Ich denke schon, dass er Wagner geglaubt hat«, vermutete Luck. Er sah Jil an und lächelte für einen Moment. Doch die Kommissarin versuchte, dies zu ignorieren.
»Was hatte Müller mit dem Anwalt zu tun?«, warf Hansen in die Runde.
Luck drehte seinen Kopf zu ihm. »Der Anwalt hat mir erzählt, dass Müller erpresst werde. Deshalb hatte er sich vertrauensvoll an ihn gewandt. Und mich hatte Doktor Wagner wegen des Drohbriefes bestellt.«
»Erklär uns die Sache mit dem Drohbrief. Hast du bereits eine Ahnung, von wem er war und was genau in dem Brief stand«, wollte Jil wissen.
Luck verzog sein Gesicht und machte eine unwissende Miene. »Von wem der Brief war, weiß ich nicht. Der Inhalt handelte von angeblichen Giftfässern, die Müller unsachgemäß gelagert haben soll. Angeblich bereits in den neunziger Jahren.«
Hansen und Jil blickten einander an. Beide dachten an den Brief, den der Verbandsbürgermeister aus Bad Marienberg erhalten hatte.
»Was stand noch in dem Brief?«, forderte Hansen den Journalisten auf weiterzureden.
»Sie wissen doch etwas von den Giftfässern? Nicht wahr? Ich habe das an Ihrem Gesicht gesehen«, meinte Luck und sah Hansen fest in seine Augen.
»Das tut im Augenblick nichts zur Sache. Aber wir müssen mehr über den Inhalt des Briefes erfahren«, erwiderte Hansen.
»Die Giftfässer sollen angeblich vor etwa zwanzig Jahren illegal gelagert worden sein. Aber wo, das kann ich nicht sagen, da nichts davon im Brief erwähnt war. Müller konnte meines Erachtens auch nichts damit zu tun
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