Loreley - Basalt
niemals. Ich mitten in einem echten Kriminalfall.«
Schuster vermied es sich noch einmal umzusehen und eilte zum Parkplatz.
»Zu doof aber auch, dass wir den Diebstahl nicht bemerkt haben«, fluchte Jil leise vor sich hin.
»Es ist schon sehr eigenartig, dass ausgerechnet in dem Moment diese Gruppe auf uns zukam und wir bestohlen wurden, als der Mann auftauchte. Fast wie in einem schlechten Film«, jammerte Schuster und setzte sich auf einen Stein.
Wenige Minuten später sprang er wieder auf. Jil wollte etwas sagen, verkniff sich aber ihre Bemerkung, da Hoffmann mit seinem Wagen angefahren kam. Er hatte einen Ersatzschlüssel für Kommissar Schusters Wagen mitgebracht. Jil musste ihren Wagen auf dem Besucherparkplatz stehen lassen und fuhr gemeinsam mit Schuster nach St. Goarshausen.
»Darf ich ihr Autotelefon benutzen?«, erkundigte sich Jil bei ihrem Kollegen. »Ich möchte den Journalisten Manfred Luck anrufen.«
»Natürlich«, murmelte Schuster.
Jil griff zum Hörer und wählte Manfreds Nummer. Mit einigen wenigen Worten berichtete sie ihm von dem Diebstahl. »Jetzt brauche ich meinen Ersatzschlüssel, Manfred. Könntest du ihn mir bringen? Ja, das ist super. Danke Manfred. Ich werde in der Zwischenzeit mit Kommissar Schuster nach Sankt Goarshausen fahren.«
»Ich glaube, das ist doch der Journalist, der etwas mit dem Anwalt Wagner zu tun gehabt hat.« Schuster sah sie misstrauisch an.
»Ja. Nachdem der Anwalt den Drohbrief erhalten hatte, nahm er Kontakt zu Manfred Luck auf. Er wollte von ihm wissen, wie er mit solch einem Schreiben umzugehen habe. Zu dem Zeitpunkt dachte Doktor Wagner mit Sicherheit noch, dass der Fabrikant Müller etwas Illegales getan hätte. Herr Luck hat mir gegenüber erwähnt, dass er nur ein einziges Mal auf Fred Müller gestoßen war. Das war an dem Tag, als er abends in der Kanzlei von Doktor Wagner war. Genauer gesagt, drei Tage vor dem ersten Mord.«
»Sie glauben diesem Journalisten? Könnte er nicht vielleicht doch etwas mit der Sache zu tun haben? Warum hat Doktor Wagner ausgerechnet ihn beauftragt. Er ist kein Privatdetektiv. Also frage ich mich, woher kannte der Ermordete ihn?«
Jil holte tief Luft. »Manfred Luck und ich sind miteinander befreundet, Sie verstehen? Ich glaube ihm. Nicht aus dem Grund, weil wir befreundet sind. Aber ich kenne diesen Mann und er wäre nicht zu einer Straftat fähig. Schon überhaupt nicht zu einem Mord«, ereiferte sich Jil.
»Unangenehme Situation für Sie«, murmelte Schuster, dann lenkte er den Wagen auch schon durch St. Goarshausen.
»Die Loreley und das Mittelrheintal gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe«, versuchte Schuster, das Thema zu wechseln. Doch Jil war so sehr in ihre Gedanken vertieft, dass sie Schuster nicht zugehört hatte. Er ließ seine Kollegin in Ruhe und erreichte wenige Minuten später den Hof seiner Dienststelle.
»Vielleicht möchten Sie nachher noch selbst mit Manfred Luck sprechen«, bot Jil mit leiser Stimme dem Kommissar an. Dieses Mal war es Schuster, der nichts sagte.
Beim Betreten von Schusters Büro war Jil angenehm überrascht. Der Raum war groß und hell und an einer Wand hing ein ganz buntes Blumenbild. »Hat meine Frau mir zum Geburtstag geschenkt«, erklärte Schuster stolz, nachdem Jil das Bild gewürdigt hatte.
»Einen Kaffee?«
»Ja, bitte«, Jil konnte einen starken Kaffee gebrauchen.
»Setzen Sie sich«, Schuster deutete auf einen Stuhl neben seinem Schreibtisch. »Ich möchte noch etwas über Frau Lorenz erfahren. Schließlich kann sie durch den Tod ihres Schwagers die Kanzlei übernehmen. Das ist doch ein Karrieresprung.«
Jil sah Schuster zweifelnd an, dann meinte sie: »Ob das schon ausreicht, einen Menschen zu ermorden? Was ist mit dem Mann, der den Koffer in die Fabrik brachte?«
»Wir müssen in alle Richtungen ermitteln«, nickte Schuster und trank einen Schluck Kaffee. Jil widmete sich ebenfalls ihrer Tasse und schwieg.
Etwa fünf Minuten später klingelte Schusters Telefon. »Das ist schlecht«, hörte sie ihn sagen. »In der Tat. Aber dann kann man auch nichts daran ändern. Bleiben Sie bitte an der Sache dran. So ein großes Fahrzeug fällt doch auf. Wir sollten vielleicht einen Fahndungsaufruf über das Radio ausstrahlen.« Hansen sah Jil enttäuscht an, nachdem er den Telefonhörer aus der Hand gelegt hatte. »Der Wagen ist weg. Wie vom Erdboden verschluckt.«
»Das kann doch nicht sein«, ereiferte sich Jil. Hansen sah sie an und zog die Schultern hoch. In dem
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