Loreley - Basalt
Elisabeth Lorenz gedacht«, antwortete Jil.
»Mir ist es auch so gegangen. Bei meiner Befragung hat Frau Lorenz nicht gerade nett über die Sekretärin ihres Schwagers gesprochen. Sie wird ein Verhältnis mit dem Doktor gehabt haben. Es würde dann alles zusammenpassen. Wir fahren am besten morgen Früh gemeinsam nach Rüdesheim«, schlug Schuster vor.
»Herr Luck muss auch mitkommen. Er soll sich die Stimme von Elisabeth Lorenz genau anhören. Vielleicht erkennt er sie wieder«, fügte Jil hinzu.
»Das ist eine gute Idee«, murmelte Schuster.
»Haben Sie eigentlich den Anrufbeantworter von Doktor Wagner kontrolliert?«, interessierte sich Jil.
»Nein, habe ich nicht«, antwortete Schuster.
Jil merkte, dass ihn das ärgerte. »Wir sind morgen Früh in der Kanzlei. Dann sehen wir weiter. Gegen acht Uhr dreißig kommen wir in Ihr Büro«, erklärte Jil und verließ zusammen mit Manfred Luck das Büro.
»Alles in Ordnung?« Jil blickte Manfred von der Seite an, nachdem sie das Polizeigebäude verlassen hatten.
Er lächelte und setzte sich in sein Auto. »Ich mache mir die ganze Zeit Gedanken über mein Zusammentreffen mit Doktor Wagner«, murmelte Luck.
»Das kann ich verstehen.«
Während sie fuhren, dachte Manfred über den gestrigen Abend nach. »Ich bin gern in deiner Nähe.«
Jil strahlte zufrieden und strich eine Strähne aus ihrem Gesicht.
Nachdem Manfred sie wieder zu ihrem Wagen gebracht hatte, erkundigte er sich nach ihren Plänen für den heutigen Abend.
»Wenn du willst, können wir uns gegen neun im Biergarten treffen.« Dann gab sie Luck einen Kuss und stieg in ihren Wagen. Hastig drehte Jil ihr Autoradio auf und begann sofort laut mitzusingen.
In Osterspay hielt Jil an einer Imbissbude, die am Rheinufer stand an. Sie bestellte eine große Bratwurst mit Senf und freute sich wie ein kleines Kind darauf.
»Schmeckt es dir?«, hörte Jil eine bekannte Stimme fragen.
Kauend drehte sie sich um und erblickte wieder Manfred. »Hast du auch Hunger?«
»Ich habe Hunger nach dir, Jil«, entgegnete ihr Manfred. Lächelnd fiel Jil ihm in die Arme, wobei ihr Blick auf die schwarze Limousine fiel, die gerade an ihnen vorbeifuhr.
»Das gibt es doch nicht. Das ist die Limousine, die wir suchen. Nur das Kennzeichen muss geändert worden sein.« Hektisch ließ Jil ihr restliches Stück Bratwurst auf einem Stehtisch zurück und rannte zu ihrem Wagen.
»Denk an heute Abend«, rief Manfred hinter ihr her, doch Jil saß bereits in ihrem Auto und hatte den Motor gestartet.
»Hier Jil Augustin«, keuchte sie Sekunden später in ihr Autotelefon. »Ich verfolge gerade die schwarze Limousine. Wo ich bin? Ach so, in Osterspay. Der Wagen hat inzwischen ein anderes Kennzeichen.« Sie diktierte Schuster die Nummer.
»Sie sind aber vorsichtig«, mahnte sie der Kommissar. »Wo ist dieser Journalist? Ist er Ihnen gefolgt?«
Jil blickte in den Rückspiegel. Luck war nicht zu sehen.
»Ich bin in Braubach gerade in eine Seitenstraße eingebogen, von Luck ist nichts zu sehen«, teilte sie stockend mit.
Kommissar Schuster seufzte laut auf. »Wo genau sind Sie eingebogen, Straßennamen und Richtung brauche ich.«
»Richtung Bad Ems«, erklärte Jil. Ihre Hände umklammerten fest das Lenkrad und auf ihrer Stirn bildeten sich kleine Schweißtropfen.
Die Limousine fuhr sehr schnell. Jil konnte wegen der getönten Scheiben nicht erkennen, wer am Steuer saß.
»Ich melde mich später wieder«, meinte sie hastig und beendete das Telefonat. Kommissar Schuster war sauer. Er mochte Alleingänge dieser Art überhaupt nicht.
»Hoffmann, wir müssen der Kommissarin helfen«, rief Schuster aufgeregt. Auf dem Weg zum Wagen berichtete er von der Verfolgungsfahrt.
»Warum tut sie das? Sie hätte doch Verstärkung anfordern können«, nörgelte Hoffmann, während er das Blaulicht aufsetzte und den Wagen zügig aus St. Goarshausen heraus lenkte. Bis Kamp-Bornhofen hatte Hoffmann bereits etliche Fahrzeuge überholt.
Etwas später wählte Schuster Jils Handynummer und war erleichtert, als er ihre Stimme hörte. »Wo sind Sie jetzt?«
»Auf dem Weg nach Bad Ems. Von hier sind es nur noch vier Kilometer … oh, was ist …«, klacks. Das Gespräch war unterbrochen.
Schuster wählte erneut die Handynummer der Kollegin. »Besetzt! Da stimmt was nicht!« Nervös versuchte er erneut die Kollegin zu erreichen, doch ohne Erfolg. Bei einem Blick aus dem Fenster sah er noch kurz ein Schild mit der Aufschrift: Herzlich willkommen in der Stadt
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