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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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mich
gefahren, dass ich Ihnen helfe?«
    »Sie wollen
mir helfen?«, fragte er. »Das ist ja ganz was Neues.«
    Ihre blauen
Augen richteten sich wieder auf ihn, und nun stand Verärgerung darin. »Ja, das
muss es gewesen sein«, sagte sie. »Der Reiz des Neuen. Und wenn Sie nun
bitte so gut wären, mich meine Überlegungen darlegen zu lassen.«
    »Bitte
verzeihen Sie«, sagte er. »Ich ahnte ja nicht, dass vornehme Damen
Überlegungen anstellen – zumindest keine, die über Hüte und Schuhe hinausgehen.
Bitte, legen Sie dar. Ich bin ganz Ohr.«
    Sie ging
ein paar Schritte und blieb an einem der Fenster stehen. Die Hand auf das
Marmorbord gestützt, nahm sie eine dozierende Haltung ein.
    Was sehr zu
seiner Belustigung hätte beitragen können.
    Stattdessen
empfand er Verdruss. Es verdross ihn, dass sie ihm so viel Kopfzerbrechen
bereitete, denn er war es nicht gewohnt, dass Frauen ihm überhaupt
Kopfzerbrechen bereiteten. Er wollte nicht hier sein und sie ansehen: ihr unwirklich
schönes Antlitz, dessen perfektes Oval von seidigen, champagnerfarbenen Locken
gerahmt wurde ... die weißen Rüschen, Bänder und Spitzen, die ihren
wohlgeformten Körper bedeckten.
    Ihr Körper,
an den seinen gedrängt.
    Seine Arme
um sie geschlungen.
    Der Kuss,
der ihn so sehr verwirrt hatte.
    Und sie war
einfach so weggegangen, hatte ihn stehen lassen, und nun war es, als wäre es
nie geschehen.
    Und genau
so soll es sein, ließ die Logik ihn wissen.
    »Zweifellos
glauben Sie, dass es Sie günstiger käme, für einen so kleinen Haushalt wie den
Ihren alle Dinge des täglichen Bedarfs zu kaufen«, fing sie an.
    »Wollen Sie
etwa andeuten, dass die Instandsetzung einer völlig heruntergekommenen Meierei
und die Einstellung Dutzender Milchmädchen mich weniger teuer zu stehen
käme?«, fragte er
dazwischen. »Nicht zu vergessen das Dutzend Kühe, das ich noch zu erwerben
habe, oder der Kuhstall, der auch erst wieder instand gesetzt werden muss. Ganz
zu schweigen davon, dass ich bislang die eigentlichen Arbeitsräume – die
Molkerei, die Käserei – noch nirgends entdeckt habe. Denn dies hier ...«,
er sah sich um, »... ist ja wohl eher eine Spielwiese für vornehme Damen.«
    Da hatte er
nicht ganz unrecht. Im Vorraum der Meierei wurden die leichten Arbeiten
verrichtet: Milch abfüllen, Rahm abschöpfen, Sahne und Dickmilch bereiten. Im
vorigen Jahrhundert war es bei den Damen der guten Gesellschaft sehr en vogue
gewesen, sich die Zeit in der gutseigenen Meierei zu vertreiben – ebenso wie
Marie Antoinette bisweilen gern die Schäferin gegeben hatte.
    Doch Ihre
Ladyschaft ließ sich nicht irritieren. »Vielleicht hätten Sie ja die Güte, mich
zum eigentlichen Punkt kommen zu lassen, ohne mich mit sarkastischen
Bemerkungen zu unterbrechen?«
    Ganz im
Stile seines Vaters winkte er ungeduldig ab. »Weiter«, sagte er.
    Ihre Wangen
röteten sich dezent, doch erstaunlich gelassen fuhr sie fort: »Ich weiß schon,
wovon ich rede, Mr. Carsington. Auch die Arbeitsräume habe ich bereits reinigen
und aufräumen lassen. Wie Sie sehen, gibt es keine Verbindungstür.« Sie
deutete auf die Wände ringsum. »Somit besteht keine Gefahr, dass Hitze und
Dampf in diesen Raum gelangen und die Milch verderben könnten. Es wird Sie
erleichtern zu erfahren, dass ein Großteil der Geräte sich in gutem Zustand
befindet. Die Holzgestelle und Abläufe werden Sie ersetzen müssen, aber die
Kannen, Butterfässer und das gesamte Kupfer bedürfen nur geringer Reparaturen.
Bis Sie Ihre Kühe erworben haben, wird hier alles so weit sein, dass die
Milchmädchen mit der Arbeit beginnen können.«
    »Und
Milchmädchen – noch mehr Gesinde – muss ich einstellen, weil ...?«
    »Lithby
Hall hat fünfzehn Milchkühe«, sagte sie in jenem geduldigen Ton, der
kleinen Kindern und dem Dorftrottel vorbehalten war. »Wenn die ganze Familie
sich dort aufhält, verbrauchen
wir Unmengen an Milch und Butter, sodass wir weder Sahne noch Milch für die
Käserei erübrigen können. Folglich kaufen wir in den Sommermonaten und im
Herbst Sahne und Käse von anderen Höfen – und zwar in beträchtlichen Mengen.
Wenn Sie wünschen, kann ich die genauen Zahlen erfragen. Aber einem Genie wie
Ihnen sollte es nicht schwerfallen, sich das in etwa auszurechnen. Ich habe
vier kleine Brüder, und meine Eltern haben häufig Gäste. Künftig können wir
unsere Sahne und unseren Käse weiterhin anderswo kaufen oder wir kaufen Sie bei
Ihnen. Was wäre Ihnen lieber?«
    Ihre Worte
waren schmachvoll.

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