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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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jetzt.
    Er trat ans
Büfett und füllte seinen Teller, dann nahm er neben Lady Withcote und gegenüber
von Olivia Platz.
    »Olivia hat
uns schon von deinem Plan erzählt«, sagte Mutter.
    Lisle
erstarrte. »Meinem Plan«, wiederholte er und sah Olivia an.
    »Mich mit
nach Schottland zu nehmen, damit ich dir bei der Herrichtung von Gorewood
Castle helfe«, klärte sie ihn auf.
    »Wie
bitte?«
    »Ich
dachte, du hättest es ihnen bereits erzählt«, sagte sie mit Unschuldsmiene.
»Tut mir leid,
dass ich die Überraschung verdorben habe.«
    »Das ist
doch nur verständlich, mein Kind«, meinte die Dowager Countess. »Du hast dich von
deinem Schaffensdrang hinreißen lassen.«
    »Wie
bitte?«
    »Eine
Überraschung war es allerdings«, sagte Mutter. »Und ich muss gestehen, zunächst
nicht allzu begeistert gewesen zu sein.«
    »Aber ...«
    »Sie
meinte, das schicke sich nicht«, erklärte die Dowager Countess. »Zwei junge
Leute, die gemeinsam nach Schottland reisen. So etwas gehöre sich nicht für
eine junge Dame, meinte sie. Als ob wir das nicht wüssten und längst einen Plan
hätten.«
    »Einen Plan ...«
    »Lady
Cooper und Lady Withcote haben sich freundlicherweise bereit erklärt, als
Anstandsdamen zu fungieren«, sagte Olivia. »Ich werde zudem meine
Kammerdienerin mitnehmen, und Urgroßmama ist damit einverstanden, dass wir uns
ein paar ihrer Mädchen und Lakaien ausleihen, bis wir festes Personal gefunden
haben. Und ich werde mir Mamas Koch und den Butler borgen, denn nun, da die
Familie in Derbyshire weilt, werden sie hier sowieso nicht gebraucht.«
    Lisle
schaute reihum in die zufriedenen Gesichter. Sie hatte es mal wieder geschafft.
Sie war einfach hergegangen und hatte es getan, nachdem er ihr doch
unmissverständlich ...
    Nein, das
musste ein Alptraum sein. Er war noch nicht wach.
    Waren seine
Eltern denn blind? Fiel nur ihm auf, wie verdächtig wohlerzogen die Dowager
Countess sich gab? Bemerkte niemand sonst das verschlagene Funkeln in ihren
Augen? Nein, sie sahen nichts, denn Olivia hatte allen Sand in die Augen
gestreut.
    Verrückt,
absolut verrückt.
    Cooper und
Withcote als Anstandsdamen! Wie alle Freundinnen der Dowager Countess sahen die
beiden alten Damen ihren Lebenssinn im Trinken, Spielen, Tratschen und dem
Betören junger Männer. Außerhalb eines Bordells ließen sich wohl keine
ungeeigneteren Anstandsdamen auftreiben.
    Aberwitzig.
Er würde alle wieder zur Räson bringen müssen.
    »Olivia,
ich dachte, ich hätte mich unmissverständlich ...«
    »Aber ja,
das hast du«, beteuerte sie arglos. »Ich verstehe dich voll und ganz .
Hätte ich eine ebensolche Berufung wie du, könnte nur eine Angelegenheit auf
Leben und Tod mich von ihr fernhalten. Deine Berufung ist das Alte Ägypten. Ein
schottisches Spukschloss vermag deine Fantasie nicht zu wecken. Das verstehe
ich doch.«
    »Ich habe keine Fantasie«, stellte er klar. »Ich sehe die
Gegebenheiten, keine Hirngespinste.«
    »Ja, ich
weiß, weshalb es dir schwerfallen wird, die verborgene Schönheit einer
Burgruine zu erkennen«, sagte sie. »Was du brauchst, ist ein fachkundiges Auge
– und Fantasie. Ich bringe beides mit, damit du dich in Ruhe den praktischen
Belangen widmen kannst.«
    »Es tut mir
so leid, mein Lieber, dass mir diese Schwierigkeiten nicht bewusst waren«,
sagte Mutter. »Olivia meinte, dich allein nach Gorewood Castle zu schicken,
wäre so, als schicke man einen Soldaten mit einem Gewehr, doch ohne Munition in
die Schlacht.«
    Er schaute
zu seinem Vater, der seinen Blick mit einem wohlwollenden Lächeln erwiderte. Wohlwollend! Sein Vater!
    Doch warum
nicht? Olivia hatte mit seinen Eltern nur getan, was sie mit allen Menschen
tat: Sie hatte sie um den kleinen Finger gewickelt. Und das sehr überzeugend.
    »Eine ganz
hervorragende Lösung«, fand Seine Lordschaft. »Du wirst die Damen vor den
spukenden Umtrieben schützen und der Verkettung unglückseliger Ereignisse auf
den Grund gehen können.«
    »Und Olivia
wird dich vor den Renovierungsarbeiten bewahren«, lachte seine Mutter. Dann
lachten sie alle.
    »Ha, ha«,
sagte Lisle. »Mir ist vor lauter Vorfreude der Appetit vergangen. Ich gedenke,
eine kleine Runde im Garten zu drehen. Olivia, würdest du mitkommen?«
    »Nichts
täte ich lieber«, erwiderte sie strahlend.
    Zehn Minuten später im Garten
    Lisle war vor Olivia stehen geblieben, und
seine grauen Augen waren hart und kalt wie Schieferstein.
    »Hast du
den Verstand verloren?«, fragte er. »Hast du mir gestern nicht

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