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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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vergessen, wie furchtlos sie gewesen war ... wie sie sich ganz allein auf
den Weg gemacht hatte ... auf Bauernkarren geklettert war ... ein paar
Stallburschen beim
Kartenspiel ausgenommen hatte ... Und dann dachte er daran, welch ein Leben sie
jetzt führte. Eine Geselligkeit reihte sich an die andere, und schon die
leiseste Abweichung von den Konventionen löste skandalträchtiges Geschnatter
hinter vorgehaltenen Fächern aus.
    »Verdammt
noch mal, Olivia«, sagte er. »Tu mir das nicht an.«
    »Du weißt,
dass es so ist«, sagte sie. »Frauen führen ein sehr beschränktes Leben. Erst
sind wir jemandes Tochter, dann jemandes Gattin, dann jemandes Mutter. Wir
dürfen nie auch nur irgendwas tun . Zumindest nicht so wie Männer.«
    Er schüttelte
den Kopf. »Nein«, sagte er. »Ich werde mich nicht von meinen Eltern zwingen
lassen.«
    »Dir bleibt
keine andere Wahl«, klärte sie ihn auf. »Bislang konntest du sie immer
ignorieren oder ihnen ein Schnippchen schlagen, aber jetzt scheinen sie endlich
begriffen zu haben, dass sie in einer nicht gerade unwichtigen Angelegenheit
ziemlich viel Macht über dich haben.«
    »Und das
kommt dir gerade recht«, spottete er. »Hast du überhaupt eine Ahnung, wie
aufwändig es ist, so ein altes Gemäuer wieder herzurichten?«
    »Ich kann
es mir lebhaft vorstellen.«
    »Es könnte
Jahre dauern. Jahre! In Schottland. Bei den Dudelsäcken! «
    Sie
lächelte. »Wenn ich dir helfe, wird es nicht Jahre dauern«, versicherte sie
ihm. »Es könnte nicht schaden, deine Eltern glauben zu lassen, sie hätten auch
mal einen Sieg davongetragen. Und wenn wir die Sache richtig angehen, bist du
... sagen wir im Frühling wieder in Ägypten.«
    Dieses
Lächeln genügte, um ihn nachgeben zu lassen. Aber die leise, warnende Stimme,
die ihn all die Jahre am Leben gehalten hatte, sagte: Warte.Denk nach .
Nur leider ließ es sich schwerlich nachdenken, wenn die ganze Strahlkraft
dieser blauen Augen auf einem ruhte und seltsame Dinge sich in seinem Herzen
taten. Aber noch war es nicht gänzlich um ihn geschehen. Er war immer noch der
störrische Junge von einst, der sie so gut gekannt hatte, ebenso der Gelehrte,
der distanzierte Beobachter, der sie kürzlich in Aktion hatte erleben dürfen.
Daher wusste er, dass sie andere Menschen, insbesondere Männer, alles glauben
machen konnte, was sie wollte.
    Und so
sagte er »Nein«, so freundlich er konnte. »Wenn ich mich von meinen Eltern auf
diese Art und Weise zwingen lasse, werden sie es immer wieder tun. Wenn ich
ihnen jetzt den kleinen Finger reiche, wollen sie bald die ganze Hand.«
    Ihr Lächeln
war unerschütterlich. »Wenn du nicht willst, dann willst du eben nicht«, sagte
sie vergnügt. »Da kann man nichts machen.«
    »Ich
wusste, dass du mich verstehen würdest.«
    »Oh, aber
ja doch. Absolut.«
    »Sehr gut,
denn ...«
    »Du musst
mir nichts erklären«, unterbrach sie. »Ich verstehe dich vollkommen .
Aber jetzt muss ich los. Ich habe heute noch viel zu erledigen.«
    Sie hob zum
Abschied kurz die Reitgerte an die Krempe ihres Huts und galoppierte davon.

Kapitel 4
    Atherton House Freitag,
    7. Oktober
    Lisle hätte es wissen müssen.
    Er hätte
vorbereitet sein sollen.
    Doch das
war bei Olivia leichter gesagt als getan.
    Olivia.
Plötzlich. Unerwartet .
    Die drei in
sein Hirn gegrabenen Worte.
    Als er zum
Frühstück herunterkam, war sie da.
    Und nicht
allein. Sie hatte die Dowager Lady Hargate und zwei der Harpyien mitgebracht,
Lady Cooper und Lady Withcote.
    Lisle hatte
nicht gut geschlafen. In der Stille seines Clubs waren ihm verschiedene Vorgehensweisen
bezüglich seiner Eltern in den Sinn gekommen, doch eine jede schien von
vornherein zum Scheitern verurteilt. Dann war auch noch Lord Winterton aufgetaucht.
In Ägypten hatten sich ihre Wege verschiedentlich gekreuzt, und sie hatten
einander viel zu erzählen gehabt. Winterton hatte Lisle gebeten, einige Papyri zu begutachten,
die er von seiner jüngsten Reise mitgebracht hatte, was eine willkommene
Ablenkung von Lisles Eltern und Olivia war. Der nüchterne Winterton schien ihm
das perfekte Gegenmittel zu Gefühlsüberschwängen. Lisle war noch zum Dinner
geblieben, und so war die Zeit vergangen.
    Woraus
folgte, dass er heute früh noch immer nicht schlauer war, wie er sich seinen Eltern
gegenüber verhalten sollte.
    Als er das
Frühstückszimmer betrat, strahlten alle ihn an.
    Lisle
betonte gern, dass er keinerlei Fantasie besitze. Und an unheilvolle Vorahnung glaubte er
auch nicht.
    Bis

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