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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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mitkommen. Dir wäre es lieber, in Ägypten
in Armut zu leben oder hungers zu sterben, als dich deinen Eltern zu beugen. Du
warst zu dem Schluss gekommen, dass selbst der Tod einer Reise nach Schottland
vorzuziehen sei.«
    »Die Reise
mit dir zu machen dürfte noch verhängnisvoller sein«, erwiderte er. »Willst du
jetzt etwas essen oder nicht? Es gibt erst wieder in ein paar Stunden was.«
    »Du
hast auf dieser Reise nicht das Kommando«, sagte sie.
    »Jetzt
schon«, erwiderte er. »Du wolltest, dass ich mitkomme – nun tue ich es, aber
auf meine Weise. Essen oder Verhungern, es ist deine Entscheidung. Ich schaue
mir derweil das berühmte Bett an.«
    Er ließ den
Kutschenschlag offen stehen und schlenderte zurück ins Gasthaus.
    Zehn Minuten später kam Olivia ins
Schlafgemach gestürzt.
    »Du ...«,
setzte sie an, doch selbst im Zustand der Echauffierung konnte sie das wuchtige
Bett kaum übersehen. Wie angewurzelt blieb sie stehen. »Mein Gott!«, rief sie.
»Das ist ja riesig.«
    Beiläufig
sah Lisle von seiner Betrachtung eines der Bettpfosten auf.
    Ihr Hut saß
schief und ihre Frisur war in Auflösung begriffen. Rote Locken ringelten sich auf
perlweißer Haut, ihre Kleider waren von der Reise zerknittert. Noch immer
funkelten ihre unglaublich blauen Augen vor Zorn, wenngleich sie sich beim
Anblick des zu Shakespeares Zeiten berühmten Bettes vor Erstaunen geweitet
hatten. Wild und ungezügelt sah sie aus, und obwohl er sich mittlerweile an die
verstörende Schönheit ihres Gesichts gewöhnt haben sollte, brachte diese Wildheit
ihn abermals aus der Fassung. Das Herz schlug ihm schwer und schmerzlich in der
Brust.
    »Deshalb
nennt man es das Große Bett von Ware«, sagte er. »Du hast es dir noch nie
angesehen?«
    Sie
schüttelte den Kopf, wobei ihre Locken auf und ab hüpften.
    »Es ist recht
alt – zumindest für englische Verhältnisse«, fuhr er ruhig fort.
    »Shakespeare
hat es in Was ihr wollt erwähnt.«
    »Betten
dieser Art habe ich schon mal gesehen«, meinte sie. »Dunkle Eiche, sehr massiv,
viel Schnitzwerk. Aber keins von diesen Ausmaßen.«
    Tatsächlich
war hier nach Herzenslaune geschnitzt worden: Früchte, Blumen, Menschen, Tiere
und Fabelwesen bedeckten jeden Zentimeter des dunklen Eichenholzes.
    »Zwölf Fuß
im Quadrat und neun Fuß hoch«, dozierte Lisle. Fakten hatten etwas so
Beruhigendes. Zudem waren sie sicheres Terrain. »Genau genommen ist es ein von
Vorhängen separiertes Zimmer. Sieh dir mal die Vertäfelung an.«
    Sie trat
näher.
    Ein
Dufthauch streifte ihn, und er musste daran denken, wie ihr Körper sich unter
seinen Händen angefühlt hatte, als er sie aus dem Gasthof gezerrt hatte.
    Fakten . Er konzentrierte sich auf die
äußeren Merkmale des Bettes. Zwei in Rundbogen gesetzte Paneele zeigten
Ansichten der Stadt, einschließlich der berühmten Schwäne. Vorsichtig fuhr er
mit dem Finger über die Holzintarsien. Ihm fehlte die Anmut ägyptischer Kunst.
Doch schön war es dennoch. Geradezu bezaubernd.
    »Sie sind
wie Fenster«, sagte er. »Vor zweihundert Jahren dürfte alles noch
beeindruckender gewesen sein. Hier, an manchen Stellen kann man noch etwas Farbe
erkennen. Früher war es vermutlich recht bunt – genauso wie die Tempel und
Grabstätten Ägyptens. Und auch hier haben Besucher ihre Spuren hinterlassen.«
Er fuhr über zwei ins Holz geritzte Initialen.
    Er wandte
seinen Blick wieder ihrem Gesicht zu, das nun von Staunen erfüllt war.
Verschwunden war der Zorn, der Sturm wie weggeblasen. Auch sie schien von dem
Anblick wie verzaubert. Raffiniert und berechnend konnte sie sein, und naiv war
sie nie gewesen, doch war sie voller Fantasie, und Geschichten mochten sie zu
fesseln wie ein Kind.
    »Komisch,
dass du es dir noch nie angesehen hast«, meinte er.
    Sie
betrachtete einen geschnitzten Löwenkopf, dem jemand ein rotes Siegel
aufgedrückt hatte. »Gar nicht komisch«, erwiderte sie. »Da wir für gewöhnlich
nach Derbyshire oder Cheshire reisen, liegt es einfach nicht auf dem Weg. Und
wenn ich London verlasse, dann meist, weil ich in Ungnade gefallen bin, was
wiederum bedeutet,
dass man mich so schnell und weit wie möglich fortschaffen will. Da bleibt
keine Zeit für Besichtigungen.«
    Er sah
beiseite. Viel fehlte nicht, und es würde ihm wieder den Verstand erweichen.
Aufmerksam musterte er einen der Satyrn, die den Bettpfosten zierten. »Diesen
Trunkenbold mit deinem Handschuh zu schlagen und ihn einen Feigling zu
schimpfen, war nicht gerade

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