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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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natürlich war es genau genommen nicht ihre Burg, und es war auch nicht für immer , aber da sie schon immer für
den Augenblick gelebt hatte, sollte es genügen. Vorerst.
    Eine Stunde später
    Lisle wusste, dass Olivia ein kleines
Chamäleon war. Nicht nur Stimmen und Dialekte konnte sie perfekt nachahmen,
sondern auch persönliche Eigenarten und Verhaltensweisen. Er hatte erlebt, wie
sie sich mühelos unter Straßenkindern, Pfandleihern und fahrenden Händlern
zurechtgefunden hatte. Warum sollte sie nicht ebenso selbstverständlich die
Rolle der Burgherrin übernehmen können?
    Dennoch sah
er es mit einer gewissen Bestürzung, als sie kurz nach ihrer Ankunft ihren
albernen Hut abnahm und sich in Lady Hargate, ihre Stiefgroßmutter,
verwandelte. Die romantisch verzückte Olivia, die eben noch in atemloser
Ergriffenheit zum Burghügel hinaufgeblickt hatte, war mit einmal die Ruhe und
Erhabenheit in Person. Kühl und knapp übernahm sie das Zepter und erteilte den
Dienstboten Anweisungen.
    Dringlichstes
Anliegen sei es, den großen Saal wohnlich einzurichten, da sie dort die meiste
Zeit verbringen würden. In weiser Voraussicht hatte Nichols bereits gründlich
reinemachen lassen. Nachdem Olivia sich vom Erfolg dieser Aktion überzeugt
hatte, begann sie mit Nichols die Aufstellung des Mobiliars zu besprechen.
    Als Lisle
gewahr wurde, dass er sie in derselben Manier betrachtete, wie er die
balsamierte Gewandung einer Mumie zu betrachten pflegte – will sagen mit
stiller Faszination –, wandte er sich ab und verließ eiligst den Saal.
    Er ging auf
sein Zimmer und erteilte sich eine umfassende und der Logik verpflichtete
Lektion über faszinierende Frauen, die sich jäh in Wüstenstürme verwandelten.
Dann suchte er seine Pläne und Skizzen zusammen und kehrte zu ihr zurück.
    Als er ihr
die Unterlagen reichte, gab er sich kühl und sachlich: »Ich dachte mir, es
könnte hilfreich sein, wenn du dir einen ersten Überblick über Grundriss und Anlage
von Gorewood Castle verschaffst.«
    Sie
breitete die Papiere auf dem großen Tisch aus, den die Dienstboten in die Mitte
des Saals geschleppt hatten. Eine Weile versenkte sich sich stumm darin, und
das Kerzenlicht und der Schein des Kaminfeuers tanzten in den roten Locken, die
Bailey in recht wunderlicher Manier aufgesteckt hatte.
    »Oh, Lisle,
das ist brillant!«, meinte sie schließlich.
    Wie es sich
wohl anfühlen würde, eine dieser Locken um den kleinen Finger zu wickeln?
    »Ich hatte
mir aus Edinburgh einige der Bücher und Aufzeichnungen deines Cousins Frederick
Dalmay mitgebracht«, fuhr sie fort. »Unter ihnen befanden sich auch ein paar
Zeichnungen und Pläne, aber längst nicht so detailgenau und ausführlich wie
diese hier.«
    »Es ist
meist das Erste, was ich mache, wenn ich es mit einem unbekannten Bauwerk zu
tun habe«, sagte er. »Und irgendetwas musste ich ja tun. Der dauernde Regen hat
mein Tätigkeitsfeld doch sehr begrenzt.«
    »In
Edinburgh hat es auch geregnet. Jeden Tag – zumindest ein bisschen«, sagte sie gedankenverloren.
Noch immer schien sie ganz in seine Zeichnungen, Pläne und Notizen versunken.
    »Hier hat
es jeden Tag mehr als nur ein bisschen geregnet«, stellte er klar. »In
Coldstream, unserem ersten Halt hinter Alnwick, fing es an. Als wollte der Ort
seinem Namen alle Ehre machen, wurden wir von einem eiskalten Regenguss
empfangen, was wahrscheinlich die schottische Art von Humor ist. Und so ging es
gerade weiter. Nichols und ich waren bis auf die Knochen durchnässt, als wir
endlich auf Gorewood ankamen. Erst gestern hat es ein wenig aufgeklart. Welch
ein Glück, dass im Haus mehr als genug zu tun ist.«
    Natürlich
hatte er mit dem Zeichnen und Vermessen auch seine frei flottierenden Gedanken
in Schach halten wollen. Was nicht ganz so gut funktioniert hatte. »Machst du
das in Ägypten auch so?«, fragte sie.
    »Ja. Sowie
wir das Bauwerk freigelegt haben.«
    »Deine
Zeichnungen sind sehr schön«, stellte sie fest.
    Er
betrachtete die auf dem Tisch ausgebreiteten Papiere, dann ihr Gesicht.
    Die
wunderbare Farbe ihrer Wangen, dieses rosige Leuchten. Es schien von innen zu
kommen, doch vielleicht verstärkten Kaminfeuer und Kerzenschein diesen Eindruck
auch nur. Selbst am helllichten Tag drang nicht viel Licht durch die in die
dicken Mauern eingelassenen schmalen Fenster. Zumal es hier oben kaum
helllichte Tage zu geben schien.
    »Ich meine
das ganz im Ernst und will dir auch nicht schmeicheln«, fuhr sie fort. »Du
kannst wirklich

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