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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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Wand sinken und schlug sich die Hand vor den Mund.
    »Lisle«,
sagte sie.
    »Du«,
brachte er heraus, ehe er erneut losprustete.
    »Lisle«,
sagte sie.
    »Das war so
... witzig. Du. Er.«
    »Pass auf,
du wirst dir noch wehtun.«
    »Du«, sagte
er. »Gegen ihn.« Und wieder lachte er los.
    Ihr blieb
nur abzuwarten, ihn anzusehen und sich zu wundern. Als sie hier eingetroffen
war, hatte er so erschöpft und resigniert gewirkt. Und nun ...
    Er zog sein
Taschentuch hervor und wischte sich die Augen. »Tut mir leid«, sagte er.
    »Du bist
überreizt«, stellte sie fest.
    »Ja«, sagte
er. »Das wird es sein.«
    Er stieß
sich von der Wand ab. Und brach abermals in Gelächter aus. Und lachte.
    Und lachte.
Sie stand wie gebannt, lächelte hilflos, während sich in ihr alles drehte und
wirbelte wie der golden schimmernde Straßenstaub, der um ihn her getanzt hatte. Sie
spürte, wie etwas wegbrach, wie sie fiel und immer weiter fiel – weil er lachte und
weil sein Lachen so übermütig und freudvoll klang und sie unmöglich ihr Herz davor
verschließen konnte.
    Dann
beruhigte er sich, wischte sich noch einmal die Augen und meinte: »Tut mir leid. Ich
weiß auch nicht, was ... Also wirklich, Olivia, du bist einfach unglaublich.«
    Er nahm
ihre Hand – um sie zurück in den Saal zu führen, dachte sie.
    Doch ehe
sie es sich versah, lehnte sie an der Wand, in der Ecke bei der Tür, und er hielt ihr
Gesicht mit den Händen umfasst, und sie kostete sein Lachen, als sein Mund sich auf
ihren senkte.

Kapitel 11
    Sie war wunderbar. Eigentlich hatte er
ihr das nur sagen wollen.
    So hatte
Lisle sich das gedacht.
    Aber dann
hoben sich seine Hände wie von allein, und ehe er es sich versah, hatte er ihr Gesicht
umfasst und hätte sagen wollen: »Wie konnte ich das nur vergessen?
    Diese Seite
an dir war mir gar nicht mehr bewusst.«
    Er hatte
vergessen, was für ein wunderbares, einzigartiges Mädchen sie gewesen war, zu
allem bereit und absolut furchtlos . Doch dann war ihm ihre Schönheit in
die Quere gekommen, hatte ihm den Blick verstellt, sodass er Olivia nicht mehr
hatte sehen können, wie sie wirklich war.
    Aber sie
war beides: die schöne Frau und das wunderbare, unerschrockene Mädchen. Er
schaute in ihre großen blauen Augen, deren Farbe er im dunklen Korridor kaum
ausmachen konnte, aber das brauchte er auch nicht, hatte es sich ihm doch ins
Gedächtnis gebrannt: jenes unglaubliche Blau, das ihn bei ihrer ersten Begegnung
so fassungslos gemacht hatte.
    Und dann
ihr Mund, weich, sinnlich und in leichtem Erstaunen geöffnet – kaum eine
Handbreit von seinem entfernt. Und dann küsste er sie.
    Er spürte,
wie sie erstarrte. Wie sie die Hände an seine Brust legte.
    Ja, stoß
mich weg, das wäre das Beste. Oder nein, tu es nicht, noch nicht .
    Ihre
weichen Lippen und der Duft ihrer Haut, so warm und so nah: Das würde er so
schnell nicht wieder hergeben. Noch nicht .
    Sie stieß
ihn nicht fort. Die Starre schmolz dahin, und sie wurde weich und nachgiebig,
schmiegte sich in seine Arme, ließ ihre Hände zu seinen Schultern wandern. Jäh
erwiderte sie seinen Kuss, rasch, leidenschaftlich. Und da war er wieder, jener
betörende Geschmack, den er zu vergessen versucht hatte. Als würde man in eine
saftige, süße Kirsche beißen. Ein wahrhaft göttlicher Moment, der einen alles
vergessen ließ, wovon man je gekostet hatte. Es musste eine Kirsche gewesen
sein, mit der Eva Adam verführt hatte. Welche andere Frucht schmeckte so
sündhaft gut?
    Alles war
vergessen – alle guten Vorsätze, alles Gewissen, alle Weisheit. Und was blieb,
wenn all das fort war?
    Er hatte
sie vermisst.
    Und nun war
sie in seinen Armen, das Mädchen, das er so sehr vermisst hatte, und die Frau,
die sie geworden war. Das menschliche Chamäleon, das er so lange schon kannte.
Eben noch so furchtlos und entschlossen, nun so warm, so weich und nachgiebig.
Auch er gab sich hin, der kirschsüßen Sünde und dem Duft ihrer Haut und dem
feinen Blumenhauch, der aus ihrem Haar, ihren Kleidern aufstieg. Ihr Duft
berauschte ihn und benebelte ihm den Verstand wie Opiumrauch.
    Doch noch
etwas regte sich dort, wenngleich ganz schwach. Ein dunkler Schatten. Eine
warnende Stimme: Genug. Hör auf. Du weißt es besser .
    Noch
nicht .
    Ihre Finger
fuhren in sein Haar, eine zärtliche Geste, die ihn tief berührte, jene Leere in
seinem Herzen fand, die er sorgsam versteckt hielt, wo er all jene unmöglichen
Wünsche und Sehnsüchte verbarg. Er verzehrte sich, er wusste kaum

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