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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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dich auch recht unterhaltsam.«
    Seine
Augenbrauen hoben sich. »Unterhaltsam.«
    »Dennoch
sollte sich nicht wiederholen, was im Küchenkorridor geschehen ist«, fuhr sie
fort. »Du weißt ja, wie sehr es mir an Selbstbeherrschung und Moral mangelt.
Und ich weiß, dass du beides im Überfluss hast – so viele hehre Prinzipien und
dergleichen.« Sie winkte ab.
    »Genau. Und
dergleichen.« Wieder trat dieser gehetzte Ausdruck in seine Augen.
Schuldgefühle nagten an ihm. Daran hatte ihr untadeliger Stiefvater schuld, der
ihn mit einem Gewissen ausgestattet und ihm all diese großartigen,
unverbrüchlichen Ideen von Pflicht- und Ehrgefühl eingetrichtert hatte.
    Sie beugte
sich zu ihm vor. »Lisle, das ist ganz natürlich. Wir sind jung, wir sind schön
...«
    »Und so
bescheiden.«
    »Du hast
doch ein Faible für Fakten«, sagte sie. »Dann sehen wir uns mal die Fakten an.
Tatsache Nummer eins: Der Verstand tut sich bekanntlich schwer gegen
animalische Triebe. Tatsache Nummer zwei: Unsere beiden Anstandsdamen lassen zu
wünschen übrig. Logische Konsequenz: Bei dieser Ausgangslage ist es nur eine
Frage der Zeit, bis es zum Äußersten kommt. Natürlich werde ich mein
Möglichstes tun, mir nicht noch einmal eine solche Verfehlung zuschulden kommen
zu lassen, aber ...«
    »Na,
wunderbar«, sagte er. »Dann ist es also an mir, deine Ehre zu wahren. Was mir
ja bislang ganz hervorragend gelungen ist.«
    Sie packte
ihn beim Kragen. »Jetzt hör mir mal zu, du prinzipientreuer Dummkopf. Wir
können uns einen solchen Fehltritt nicht noch einmal leisten. Hast du eine
Ahnung, wie nah wir dem Unwiderruflichen waren?« Sie ließ seinen Rock
los und zeigte ihm mit Daumen und Zeigefinger, wie knapp es gewesen war.
»Um ein Haarbreit hätten wir ...«, sie machte eine dramatische Pause, »...
deinen Eltern in die Hände gespielt.«
    Das
ernüchterte ihn wie ein kalter Guss.
    Gut so.
    Jemand
musste etwas tun. Jemand musste ihnen Einhalt gebieten. Das hatte sie nämlich
nicht vorausgesehen. Sie hatte geglaubt, ihn handhaben zu können wie sie auch
alle anderen Männer handhabte. Aber sie konnte es nicht, und sie sah, dass sie
unausweichlich ins Verderben schlitterten. Und so, wie sie sich kannte, würde
sie nichts dagegen tun, sondern gar noch freudig winken und »Schneller,
schneller!« rufen.
    Seine
Stimme brach das angespannte Schweigen.
    »Was hast
du da gerade gesagt?«
    Jetzt war
ihr seine ungeteilte Aufmerksamkeit sicher. »Sie versuchen, dich hier
festzuhalten, indem sie dir diese Burg wie einen Mühlstein um den Hals hängen«,
klärte sie ihn auf. »Und je länger du hier bist, desto weniger wirst du an
Ägypten denken, und sie hoffen, dass du es einen Tages ganz vergessen wirst und
dich stattdessen in ein nettes englisches Mädchen verliebst, heiratest und für
immer und ewig
hierbleibst.«
    Er starrte
sie an. »Aber ...« Sie sah, wie es ihm langsam dämmerte.
    »Ja«, sagte
sie und nickte wissend, »sie würden sogar mit mir vorliebnehmen.«
    Das musste Lisle erstmal einen Moment
verdauen. Doch dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: die lächelnden
Gesichter seiner Eltern, die verschwörerischen Blicke, die bei Tisch gewechselt
wurden, das Lächeln der Dowager Countess und die wohlmeinenden Blicke. Wie in
einem Theaterstück. »Olivia«, sagte er vorsichtig, und das Herz schlug ihm bis
zum Hals, »was hast du ihnen gesagt?«
    »Ihnen
gesagt? Sei doch nicht dumm. Ich würde so etwas doch niemals sagen . Ich
habe sie nur ermutigt, es zu denken.«
    »Dass du
...« Er brachte es kaum über die Lippen. »Dass du es auf mich abgesehen hast?«
    »Ich habe
nur ein wenig ihre sentimentale Fantasie angeregt«, versicherte sie ihm. »Einen
anderen Grund, mich mit dir reisen zu lassen, hätten sie weder geglaubt noch
akzeptiert. So waren sie geradezu erpicht darauf, dass ich dir auf Gorewood
Gesellschaft leiste.«
    »Um mich in
die Falle zu locken«, sagte er. »In die Ehe.«
    »Ganz
genau.« Sie strahlte ihn an. »Du scheinst schockiert.«
    »Das ist
eine Untertreibung.«
    »Wir wissen
doch beide, dass sie mich nie besonders mochten. Aber mit Geld und Status kann
man sich fast alles kaufen, und ich habe nun mal gute Verbindungen und bin
geradezu geschmacklos reich.«
    Er ließ
sich an den Tisch sinken und fasste sich an die Stirn. Sie war wirklich
unglaublich. Wie sie da stand und ihm dreist zu erzählen wagte, welch
ungeheuerliche Lüge sie sich ausgedacht ... angedeutet hatte. »Mir
fehlen die Worte«, sagte

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