Loretta Chase
Spannen
und Schwellen in ihrem Bauch.
Hör
nicht auf. Hör nicht auf. Hör nicht auf. .
Sie brachte
kein Wort heraus, doch sie konnte ihm zeigen, was sie nicht sagen konnte, stieß
ihre Zunge in seinen Mund und schlang sie um seine, während sie sich fester an
ihn drängte. Als er dann seinen Finger in sie schob, meinte sie zu vergehen.
Hätte er sie nicht geküsst, würde sie geschrien haben.
Er
streichelte sie dort , an jener Stelle, deren Geheimnisse nur sie kannte,
doch er schien sie auch zu kennen, jedes einzelne, und noch ein paar mehr.
Alles in ihr bebte und pulsierte. All ihre Gefühle schwangen sich auf, wie ein
Schwarm Vögel, spreizten die Flügel und schossen himmelwärts, so wie die
Krähen, die sie heute von ebendiesem
Turm hatten auffliegen sehen. Und dann erschauerte sie so heftig, als hätte
ihre Seele ihren Leib verlassen und würde hinauf zu den Sternen schweben. Sie
wusste, was zu tun war, was sein musste. Jede Zelle ihres Körpers wusste es.
Rastlos war sie mit den Händen über ihn gefahren, über seine muskulösen Arme,
über seinen Rücken, über seinen Hintern. Nun fand sie seinen Hosenschlag und
tastete nach den Knöpfen. Er wich ein wenig zurück, damit sie mehr Platz hatte,
streichelte sie indes weiter, noch eindringlicher, bis sie von ihren
Empfindungen übermannt wurde und schier hingesunken wäre. Aber ihre Hände
fanden instinktiv, was sie suchten.
Gerade als
sie den ersten Knopf durchs Knopfloch schob, drang ein Laut in ihr berauschtes
Bewusstsein. Erst dachte sie, er käme von ihr. Doch dann merkte sie, dass weder
sie es war noch das Kreischen der Krähen.
Jemand
schrie.
Ein Schrei, so laut und gellend, dass
es einem durch Mark und Bein ging.
Lisles Kopf
schnellte empor. Die Welt drehte sich um ihn. Eine Welt in Schwarz und Silber. Mit
Sternen. Abermillionen von Sternen.
Und in
seinen Armen eine Frau, so warm und weich.
Olivia. Ihr
Gesicht strahlend im blassen Mondschein, ihre alabastern schimmernden Brüste, die
sich keck emporreckten.
Der dichte
rote Nebel, der seinen Verstand umfangen hatte, lichtete sich so jäh, als wäre ein
kräftiger kalter Wind hindurchgefegt.
Seine Hände
an ihrem warmen feuchten ...
Nein. Nicht
schon wieder.
Wie vom
Blitz getroffen zog er seine Hand unter ihrem Kleid hervor, und ihre Röcke fielen laut
raschelnd herab.
Er zog ihr
das Oberteil hoch, verhüllte ihre Brüste. So. Was noch? Ihr Umhang ... Wo war er? Da.
Er schnappte ihn sich und legte ihn ihr um die Schultern.
All das tat
er rasch und ohne zu zögern. Instinktiv. Er war es gewohnt zu handeln, wenn keine
Zeit zum Nachdenken blieb. Aber was ...?
Schreie.
Immer lauter. Von wo?
Er beugte
sich über die Brüstung und sah hinab. Im Hof rannten ein paar Gestalten umher.
Nachdenken .
Keine Toten
lagen am Boden.
Gut. Das
war gut.
Er lief los
in Richtung Treppe.
»Lisle,
deine Hose!«
Er sah an
sich hinab. »Verdammt. Verdammt soll ich sein.« Er schloss den Knopf. »Wie dumm. Wie
dumm, dumm, dumm . Ich Idiot.«
»Ganz
ruhig«, sagte sie. »Nicht so schlimm.«
Dabei
richtete sie sich die Kleider. Seinetwegen. Er hatte das getan. Sie derangiert. Schon
wieder. Was war nur in ihn gefahren?
»Ich werde
mich erst mal um das da kümmern«, sagte er und zeigte in die Nacht hinaus.
»Aber ...«
»Geh«, sagte
sie. »Ich komme gleich nach.«
Es
dauerte eine Weile,
bis Lisle das im Hof herrschende Chaos durchdrungen und sich einen ungefähren
Reim darauf gemacht hatte, was geschehen war. Manche brabbelten wirr von
Meuchelmördern, andere jammerten und schluchzten, sie hätten Einbrecher
gesehen, wieder andere berichteten mit gellender Stimme von Gespenstern, und
einigen hatte es vor Schreck gleich ganz die Sprache verschlagen, was ein Segen
war.
Schließlich
schafften er und Olivia es, die Dienstboten zurück ins Haus zu scheuchen. Was
nicht allzu schwer war, bot sich ihnen doch weit und breit keine andere
Zuflucht. Manch Mutiger hatte sich bis in die Stallungen geflüchtet, aber Lisle
wagte zu bezweifeln, dass sie es dort lange aushalten würden. Die Nächte waren
kalt, und die baufälligen Gebäude schutzlos der Witterung ausgesetzt. Wer nur
einen Funken Verstand hätte, würde rasch wieder Unterschlupf bei der Herde
suchen.
Und
tatsächlich: Als er und Olivia es sich mit großen Gläsern Whiskey bei den alten
Damen am Kamin gemütlich gemacht hatten, hatten auch die Dienstboten sich
wieder vollzählig im großen Saal eingefunden.
Hatte er es
nicht gesagt?
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