Loretta Chase
weiter mit unserer
unerfreulichen Anwesenheit belästigen.«
Der dritte
Mann erbot sich im Gegenzug, Rathbourne gleich mit einem seiner delikateren
Körperteile das Maul zu stopfen.
»Vermutlich
wäre es reine Zeitverschwendung, Sie daran zu erinnern, dass Sie sich in
Gesellschaft einer Dame befinden«, sagte Rathbourne.
»Oh, und
was für eine Dame!«, kam es da vom Betrunkenen Nummer zwei, der seinen Freund
auf der Bank sich selbst überließ. »Das weiß man ja, was das für Damen sind,
die sich zu dieser Stunde noch draußen rumtreiben, nicht wahr?« Unsicheren
Schrittes schwankte er auf die Karriole zu und schaute Bathsheba mit verkniffener
Miene an. Sie vermutete, dass es ein anzügliches Zwinkern sein sollte. »Warum
überlässt du das alte Warzengesicht da nicht seinem kleinen Arschkriecher,
damit die beiden sich amüsieren können, wie es ihnen am besten gefällt? Komm zu
mir, mein kleines Vögelchen.« Mit der einen Hand packte er den Haltegriff
der Karriole, mit der anderen fasste er sich in den Schritt. »Ich hätte dir was
Besseres zu bieten, wo du dich draufhocken kannst.«
»Heute
nicht«, erwiderte Bathsheba. »Ich habe Kopfweh.«
»Nehmen Sie
Ihre Hand vom Wagen«, sagte Rathbourne mit tiefer, fester Stimme. »Jawohl,
Sir, ganz wie Euer Majestät wünschen«, entgegnete Betrunkener Nummer zwei.
Er ließ den Haltegriff los und packte Bathsheba beim Knöchel. »Das hier gefällt
mir sowieso viel besser.«
Noch ehe
Bathsheba reagieren konnte, war Rathbourne auch schon aufgesprungen. Er stieg
über sie hinweg, ließ Zügel und Reitpeitsche in ihren Schoß fallen und stürzte
sich auf Nummer zwei, der unter ihm zu Boden ging. Rathbourne stand auf, zerrte
ihn hoch und stieß ihn auf die Bank, wobei er den ersten Betrunkenen zu Boden
warf, der eben mühsam versucht
hatte, sich aufzusetzen.
Betrunkener
Nummer drei ließ vom Pferd ab und eilte seinen Freunden zu Hilfe. Rathbourne
drehte sich auf dem Absatz um, packte ihn beim Kragen und schleuderte ihn gegen
die Tür des Wirtshauses.
All das
geschah so schnell, dass Bathsheba kaum die Zügel in die Hand genommen hatte,
ehe es auch schon wieder vorbei war. Zwei Männer lagen nahe der Bank auf dem
Boden. Der dritte sank am Fuße des Türpfostens in sich zusammen.
Ungläubig
starrte sie Rathbourne an.
Er fing
ihren Blick auf, zuckte die Achseln und kam zurück zum Wagen.
Just in
diesem Augenblick ging die Tür des Wirtshauses auf, und eine aufgebrachte Meute
drängte hinaus auf die Straße.
Obwohl er in der Unterzahl gewesen war,
hatten seine Angreifer doch kaum noch laufen, geschweige denn kämpfen können.
Weshalb Bathsheba tatenlos zugesehen hatte, gelinde überrascht, aber keineswegs
beunruhigt.
Doch als
nun ein halbes Dutzend weiterer Männer auf Rathbourne losgingen, packte sie die
Reitpeitsche und sprang vom Wagen. Sie stürzte sich ins Getümmel und hieb aus,
so gut sie konnte. Da sie aufgrund der beengten Verhältnisse kaum ausholen und
die Peitsche schwingen konnte, beschränkte sie sich schließlich darauf, jeden
in Reichweite befindlichen Kopf mit dem Peitschengriff zu traktieren.
»Scher dich
fort, du mieser Feigling!«, schrie sie einen der Männer an, haute zu und
versetzte ihm zudem einen kräftigen Tritt. Ein anderer versuchte, ihr die
Peitsche zu entwenden, aber als sie ihm ihren Ellenbogen kräftig in die
Weichteile rammte, ließ er jaulend von ihr ab.
Vielleicht
lag es daran, dass sie nicht mit ihr gerechnet hatten oder
dass ihr Eifer sie erschreckte, auf jeden Fall ließen die Angreifer lange genug von
Rathbourne ab, dass dieser sich aufrappeln konnte. Kaum war er indes wieder auf
den Beinen, da stürzte sich auch schon einer der Größeren, Kräftigeren auf ihn.
Ein eher Kleiner, Schmächtiger wollte sich diesen Spaß nicht entgehen lassen
und tat es ihm gleich. Weil sie annahm, dass Rathbourne mit zwei besoffenen
Trotteln schon zurechtkommen werde, verwandte sie ihre Energie lieber darauf,
den Rest der trunkenen Meute abzuwehren.
In diesem
Augenblick erst wurde sie gewahr, dass Thomas sich ebenfalls an der Prügelei
beteiligte. Während sie zusah, wie er zwei Männern die Schädel zusammenschlug,
sorgte sie sich einen kurzen Moment um den Verbleib der Karriole und der
Pferde. Es war jedoch nur ein flüchtiger Gedanke, für den jetzt keine Zeit war,
denn schon kam ein neuer Schub Männer auf sie zu – wahrscheinlich aus den
Schenken, die sie zuvor passiert hatten und deren nachtschlafende Ruhe allem
Anschein nach
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