Losing Noah - Finding Love (German Edition)
lernen wir deinen Wahnsinnskerl denn kennen?«
Ich
verdrehe die Augen und Brant lacht mir ins Ohr. »Wenn er will,
ganz bald«, sagt er. »Vielleicht zu Weihnachten?«
Ich
hole tief Luft. Solche Worte überraschen mich. »Das
schlage ich ihm später mal vor. Wie geht’s dir?«,
erkundige ich mich bei Brant.
»Mir
geht’s gut. Es ist etwas stressig gewesen, aber das weißt
du ja und ich bin froh, wenn es morgen zurück nach New York
geht«, antwortet er.
»Ich
freue mich, wenn wir uns in acht Tagen sehen und uns zeigen können,
wie sehr wir uns vermisst haben«, wispere ich ins Handy, damit
mein Vater nicht jedes Wort versteht.
Brant
schmunzelt. »Du meinst, wenn DU mir zeigen kannst, wie sehr du
MICH vermisst hast.«
»Vermisst
du mich etwa nicht?«, gebe ich mich empört.
»Natürlich,
du fehlst mir sehr und ich freue mich auf dich«, antwortet
Brant.
Im
Hintergrund fragt jemand etwas, aber ich erkenne nicht, ob es ein
Mann oder eine Frau ist. Bloß Brant sagt etwas von 'Ja, ich
komme gleich.' Dann spricht er wieder mit mir: »Honey, ich muss
auflegen, das war mein Bruder, der mir noch ein paar Möbel
abnimmt. Ich melde mich später nochmal. Ich liebe dich.«
»Ich
liebe dich auch.« Doch das Gespräch ist schon beendet. Ich
sehe mein Smartphone skeptisch an, so etwas hat er noch nie getan. Es
wundert mich, dass er einfach so auflegt, ohne meine Antwort
abzuwarten. Ich verdränge den Gedanken, dass es sich um jemand
anderen als seinen Bruder handelt, und stecke das Mobiltelefon wieder
weg.
Dad
fährt auf unser Grundstück. Die Fahrt kam mir überhaupt
nicht so lange vor, wie sonst. Meine Mom steht vor dem Haus. Sie
lächelt und winkt uns schon. Dad hält. »Spring raus,
ich weiß, dass du sie umarmen willst«, sagt er.
Ich
steige aus und renne auf meine Mutter zu, die mir entgegenkomt. Sie
ist etwas kleiner als ich, aber sonst sind wir uns zum Verwechseln
ähnlich. Meine Brüder schlagen mehr nach meinem Vater. Sie
sind beide eher ruhig und bodenständig, was ihre Gefühle
betrifft, aber Mom und ich denken alles mehrmals durch, meistens auch
kaputt, und weinen wegen jeder Kleinigkeit. Ich erreiche sie endlich
und umarme sie fest. »Hi Mom«, flüstere ich.
Sie
umklammert mich genauso. »Hallo mein Schatz. Ich freue mich so,
dass du gekommen bist.« Sie weint. »Hör auf, Mom,
sonst fange ich auch noch an«, sage ich leise.
»Tut
mir leid, Liebes.« Sie löst sich von mir, tupft mit einem
Taschentuch ihre Tränen weg und betrachtet mich. »Du
siehst toll aus. Wo ist nur ...«
»Mein
kleines Mädchen geblieben«, beende ich schmunzelnd ihren
Satz. »Ich bin erwachsen geworden … zumindest äußerlich.
Im Herzen bin ich immer noch euer kleines Mädchen.«
»Und
auch wegen deines ständigen Gefühlschaos«, lacht sie.
Ich
nicke. »Deshalb ganz besonders, aber das habe ich von dir,
Mom«, necke ich sie.
Sie
ergreift meine Hand. »Dein Dad wird deine Tasche reinbringen«,
sagt sie und zieht mich ins Haus. »Ich habe dein Lieblingsessen
gekocht.«
»Du
bist die Beste, Mom.« Ich liebe meine Eltern über alles
und manchmal ist mir die Distanz zwischen uns zu groß, doch
meistens genieße ich es. Würde meine Mutter täglich
für mich kochen, dann würde ich ganz schnell wieder
aussehen, wie das mollige 16-jährige Mädchen, das ich
einmal war. Und zu dem Status möchte ich gewiss nicht
zurückkehren. Ich fühle mich schlank wohler. »Marc,
deine Schwester ist da«, ruft sie hoch.
»Geht
er nicht mehr zum College?«, frage ich.
»Nein,
er hat abgebrochen, weil er sich nicht wohlgefühlt hat, und
sucht sich eine Ausbildung.«
»Oh«,
gebe ich überrascht von mir.
»Ich
komme gleich runter«, erwidert mein Bruder.
»In
zehn Minuten gibt’s Essen, denk dran.« Meine Mom sieht
die Treppe hoch.
»Alles
klar, Mom.«
»Dieser
Junge ist unmöglich, er hatte jetzt schon mehrere
Vorstellungsgespräche, aber nie ist etwas dabei herumgekommen.
Ich hoffe, dass er bald etwas findet«, sagt sie zu mir.
»Vielleicht
kann ich ihn überzeugen, doch wieder aufs College zu gehen. Eine
gute Ausbildung ist wichtig und mir hat meine einen guten Job
gebracht«, antworte ich. Mom führt mich ins Esszimmer.
Hier hat sich wirklich gar nichts verändert. Es sind immer noch
dieselben Möbel, wie damals, als ich noch ein Kind war. Meine
Eltern haben sich alles vom Mund abgespart, um uns Dreien eine gute
Ausbildung zu ermöglichen und Marc wirft es einfach weg. In
Gedanken seufze ich. >Vielleicht kann ich ihn
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