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Lost Girl. Im Schatten der Anderen

Lost Girl. Im Schatten der Anderen

Titel: Lost Girl. Im Schatten der Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Ströle
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nicht fertig sein, um schön zu sein. Aber wenn du sie fertig machen willst, bitte sehr, jederzeit.«
    Ich schlucke. »Alisha, ich …«
    Alisha sieht mich mit ihren großen Augen an. Augen wie meinen. Fast hätte ich mich von ihr verabschiedet, sie umarmt. Sie blickt mich unverwandt an, als sehe sie durch mich hindurch. »Ist irgendetwas, Eva?«
    »N-nein«, stottere ich. »Ich … ich wollte nur sagen, dass wir essen können.«
    Es ist schwerer, als ich erwartet habe.
    Ich esse ganz langsam, teils vor Aufregung, teils um diese letzte Mahlzeit mit den anderen ein wenig in die Länge zu ziehen. Anschließend gehe ich noch einmal in Amarras Zimmer, um mich zu vergewissern, dass ich alles eingepackt habe, was ich brauche. Ich gehe den Inhalt der Tasche durch. Falscher Pass, Fotos, das Armband, das Sean mir geschenkt hat, indisches Geld, einige britische Münzen, Frankenstein und Eriks Umschlag mit dem Schlüssel. Ich bin gerade fertig, als Sean nach oben kommt. Lekha folgt ihm widerstrebend.
    »Muss das unbedingt sein?«, fragt sie. »Hier?«
    Sean nickt. »Der Sender muss hierbleiben, damit jeder, der Eva überprüft, glaubt, sie wäre noch da.«
    »Die Meister merken also erst mal nicht, dass Eva ihn nicht mehr trägt?«
    »Nicht solange er noch arbeitet. Der Sender funktioniert wie eine Batterie, die sich auflädt. Sobald er draußen ist, lässt seine Leistung nach, und wenn er nicht mehr arbeitet, wird in der Meisterei Alarm ausgelöst. Aber Eva hat ihn jetzt fast ein Jahr mit ihrem Körper aufgeladen. Womöglich funktioniert er noch ein paar Tage. Oder zumindest Stunden.«
    Lekha erschaudert. »Gut, aber verlange nicht von mir, dass ich dir helfe, Dinge aus Körpern von Menschen herauszuholen. Das ist nicht mein Ding. Ich mache lieber die Augen zu.«
    Aber sie lässt dann doch ein Auge offen und sieht Sean mit einer Mischung aus Ekel und Faszination zu.
    Mir ist selbst ein wenig mulmig zumute. Ich ziehe den Stuhl zum Fenster, damit Sean möglichst gutes Licht hat, und blicke zu ihm auf. Er steht in der Sonne. »Wenn ich richtig informiert bin, steckt der Sender in deinem Rücken«, sagt er. »Ich weiß es von Erik. Etwa drei Zentimeter rechts des Rückgrats und fünf Zentimeter über dem Steißbein, drei Millimeter unter der Haut.«
    »Wie willst du ihn herausholen?«
    Sean zieht ein Taschenmesser aus der Hosentasche und öffnet es. »Oder was hast du gedacht?«
    »Na toll«, sagt Lekha. »Wahnsinn. Ich hätte nichts zu Mittag essen sollen.«
    Ich spüre, wie mir die Farbe aus dem Gesicht weicht. Nach den Erlebnissen der letzten Zeit sollte mir ein kleiner Schnitt zwar keine Angst machen, aber zu wissen, dass Sean mir gleich in den Rücken schneidet, ist schrecklich.
    Sean nimmt Amarras Streichhölzer, zündet eins davon an und hält die Messerklinge eine Weile über die Flamme. Ich schlucke den sauren Geschmack in meinem Mund hinunter.
    »Umdrehen«, sagt Sean sanft.
    Ich ziehe mein T-Shirt hoch, knie mich auf den Stuhl und verziehe in Erwartung der Klinge auf meiner Haut schon mal das Gesicht. Ich warte und dann spüre ich ihn, einen brennenden Schmerz wie von Feuer. Erschrocken halte ich die Luft an.
    »Entschuldigung.« Sean schneidet in meine Haut. Ich stelle mir vor, dass das Messer so leicht hindurchgleitet wie durch Butter, aber das kann nicht stimmen. Die Schmerzen sind heftig und stechend, als müsse Sean sich anstrengen, die Oberfläche der Haut zu durchtrennen. Haut ist zäher, als ich gedacht habe.
    »Ist er draußen?«
    »Jetzt ja.« Sean zeigt mir den Sender. Er ist winzig, kaum größer als ein Stecknadelkopf, eine mit Blut bedeckte kleine Kapsel, die er auf einen Bausch Watte gelegt hat. Ich lehne den Kopf erschöpft gegen die Stuhllehne. Ich habe Schmerzen. Sean streicht mir über die Schulter und sein Daumen streift die nackte Haut unter meinem Ohr. Ich spüre ein angenehmes Kribbeln auf der Haut.
    Sean säubert den Schnitt und klebt ein Pflaster darüber. Den blutgetränkten Wattebausch steckt er in eine kleine Plastiktüte. Ich spüre immer noch pochende Schmerzen im Rücken, aber sie sind erträglich. Ich nehme das Tütchen, wickle es in ein Tuch und lege es unter Amarras Bett, damit es für ein paar Tage unbemerkt bleibt. Anschließend waschen Sean und ich uns im Bad die Hände.
    »Geschafft«, sage ich ein wenig atemlos.
    »Der Sender ist draußen.«
    »Danke.«
    »Gern geschehen«, sagt Sean.
    Lekha sieht mich kopfschüttelnd an. »Da lebe ich siebzehn Jahre lang ohne größere

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