Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin
muss ich noch etwas von der geheimen königlichen Farbemulsion auftragen.« Clarice trat an ihren Tisch und
nahm einen kleineren Tiegel aus der Reihe. »Wie fühlt es sich an, Lord Hepburn?« Sie sah ihn nicht an, als sie die Frage stellte.
»Sehr erfrischend, und ich mag den Duft.«
Sie hörte den Spott in seiner Stimme. Er spielte dem Publikum etwas vor und half ihr, ihre Produkte zu verkaufen, wie er es versprochen hatte.
Miss Larissa Trumbull erhob sich graziös. »Könnte ich an der Creme riechen?«
»Selbstverständlich.« Clarice hielt ihr den Tiegel hin, als sie näher kam, doch Larissa ging an ihr vorbei, als wäre sie Luft. Sie trat zu Hepburn, und beugte sich tief zu ihm hinab, so dass er einen ungehinderten Blick in ihr recht tiefes Dekolletee werfen konnte. Dann holte sie tief Luft. »Hmmm.« Es klang, als stöhnte sie.
Die anderen Mädchen beobachteten sie neiderfüllt. Larissas Mutter dagegen lächelte geheimnisvoll, offenbar stolz darauf, dass ihre Tochter den Anfang gemacht hatte. Zwei andere Mütter steckten ihre Köpfe zusammen und tuschelten wie wütende Hornissen, aber jedem im Raum war klar, dass Larissa vorhatte, sich die Beste von allen Partien zu angeln - Lord Hepburn.
Dieses kleine Biest!
Clarice verbesserte sich sofort. Diese Närrin. Sie sah sich im Raum um. Was sie bemerkte, waren anhimmelnde Blicke, und erneut hörte sie faszinierte Seufzer. Die meisten dieser jungen Mädchen waren auf der Jagd. Nach Hepburn. Sie waren alle Närrinnen!
»Und, Miss Trumbull, stimmt Ihr zu?« Clarice stellte den Tiegel mit einem vernehmlichen Knall auf den Tisch. »Ist der Duft erfrischend?«
»Sehr erfrischend.« Larissa richtete sich langsam auf und
gab Hepburn damit eine weitere Chance, ihren Körper durch die höchst zarten Falten ihres Gewandes zu betrachten.
»Ich möchte sie auch riechen!« Miss Georgia Symlen sprang auf.
»Ich auch!« Lady Tessa Cutteridge war die Nächste.
Rasch hob Hepburn die Hände. »Darf ich einen Vorschlag machen? Prinzessin Clarice wird später jeder von Euch Ladys eine private Vorführung ihrer Waren geben. Das stimmt doch, Hoheit?«
Clarice lächelte gepresst. »Selbstverständlich. Später heute Abend oder morgen, und ich stehe auch jederzeit zur Verfügung, falls Ihr Fragen habt.«
»Och, na gut.« Georgia fügte sich murrend.
Larissa warf den Kopf nach hinten und ging dann langsam und mit wiegenden Hüften zurück zu ihrem Stuhl. Ihre Vorstellung war einer Bühnenschauspielerin würdig. Sie zielte darauf ab, ihre Rivalinnen zu vernichten und Hepburn zu entflammen.
Clarice mochte nicht auf das große Finale warten, sondern redete weiter. »Während wir warten, wie die geheime königliche Hautcreme in Lord Hepburns Gesicht einzieht, werde ich Euch erklären, wie man diese geheime königliche Farbemulsion aufträgt.« Sie zeigte den Inhalt des kleinen Tiegels herum. »Diese Emulsionen sind so gefärbt, dass sie Eurem Teint entsprechen und alle Male überdecken, die nicht zu Eurer normalen, glatten und entzückenden Haut gehören.«
»Ihr wollt damit sagen, das ist eine... künstliche Verbesserung?« Mrs. Trumbull zog entsetzt ihre gezupften Augenbrauen hoch. »Ihr könnt diesen anständigen jungen Mädchen doch nicht raten, die Maske einer Schlampe zu tragen! Ihre Jugend muss ihre einzige Kosmetik sein!«
Clarice gelang es ganz ausgezeichnet, einen Schock zu imitieren.
»Eine künstliche Verbesserung? Ganz und gar nicht. Ich würde niemals vorschlagen, dass ein Mädchen oder eine Lady etwas benutzen, um ihre natürliche Schönheit zu verändern.« Sie blickte ernst in die Runde. »Aber ist das fair, wenn ein Mädchen auf seinen ersten Ball geht, wo sie sich der scharfen Musterung jedes heiratsfähigen Gentlemans gegenübersieht und gewiss ist, als Mauerblümchen dazustehen, weil sie ausgerechnet an diesem Tag ein rotes Mal auf ihrer Nasenspitze hat?« Clarice zog ihre eigene Nase kraus und wischte mit einem sauberen Taschentuch die überschüssige Creme von Hepburns Gesicht.
Er beobachtete sie wissend. Ihm war vollkommen klar, was sie tat: Sie spielte mit ihrem Publikum wie ein Angler mit dem Fisch an seiner Angelschnur.
Clarice ignorierte ihn, so gut sie konnte, aber dabei war sie nicht besonders erfolgreich. Denn sie berührte ihn und sah ihm direkt ins Gesicht, während sie darauf achtete, dass nur ein glänzender Feuchtigkeitsfilm von der Creme zurückblieb, die sie ihm tief einmassierte. Sie würde seine Falten glätten, die Sonne und Wetter
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