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Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin

Titel: Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
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menschliche Natur, und gleichzeitig akzeptierte sie ihre Marotten. Sie sah Humor, wo Robert Heuchelei sah, andererseits war sie ja selbst eine Heuchlerin. Eine Betrügerin. Sie handelte mit Träumen. »Was für faszinierende Geschöpfe Frauen doch sind«, sagte er.
    »Das sind wir«, verkündete Prudence pathetisch.
    »Jedenfalls reden wir uns das gern ein«, flüsterte Prinzessin Clarice theatralisch.
    Millicent lachte leise.
    Robert schaute seine Schwester überrascht an. Die Jahre seiner Abwesenheit schienen einen trüben Schleier über Millicent und ihr Wesen geworfen zu haben. Sie war nie sonderlich hübsch gewesen, aber nach seiner Rückkehr sah sie immerzu müde aus. Als wäre sie durch die Ewigkeit, die sie mit ihrem Vater hatte aushalten müssen, vorzeitig gealtert. Robert gab dafür dem gnadenlosen Unwillen seines Vaters die Schuld. Und sich selbst machte er Vorwürfe, dass
er sie allein gelassen hatte. Andererseits, welche Wahl hatte er gehabt?
    Doch unter Prinzessin Clarice’ Obhut schien Millicent selbstsicherer und glücklicher zu sein.
    Vielleicht war jedoch weniger Prinzessin Clarice’ Gesellschaft als ihre Kunst für diese Verwandlung verantwortlich. Er betrachtete Millicents Gesicht im sanften Kerzenschein. Sie sah nicht auffällig anders aus.
    Aber er witterte die Chance, Prinzessin Clarice zu provozieren. »Also, Eure Hoheit, Ihr versteht es wirklich, jede Lady in eine Schönheit zu verwandeln.«
    »Einige Ladys brauchen dabei aber eine größere Verwandlung als andere«, kicherte Prudence. »Wie Mrs. Trumbull, zum Beispiel. Ihr könnt unmöglich bewerkstelligen, dass sie allen Männern gefällt. Die Gentlemen behaupten, sie wäre ein Vielfraß.«
    »Prudence, so redet kein anständiges Mädchen!« Aber Millicents Stimme zitterte, als würde sie selbst gleich in Lachen ausbrechen.
    Prudence schmollte, als sie zurechtgewiesen wurde. »Das stimmt aber, was ich gesagt habe! Du weißt es doch auch, Millicent! Du selbst hast die Gentlemen das sagen hören. Das hast du mir jedenfalls erzählt!«
    Millicent faltete ihr Taschentuch immer kleiner. »Ich wollte allerdings nicht, dass du es in Gegenwart anderer laut herausposaunst!«
    »Das hier ist nicht irgendjemand. Es sind Robert und Prinzessin Clarice. Die stört das nicht.« Prudence sah von der einen zum anderen. »Oder?«
    »Ich persönlich finde Klatsch endlos faszinierend und erhellend«, gab Prinzessin Clarice zu. »Wenn Ihr jedoch Lady Millicents Beobachtung öffentlich wiederholt, könnte ihr das
gesellschaftlich schaden. Und das werdet Ihr doch sicherlich nicht wollen, Lady Prudence.«
    »Nein.« Trotzdem wirkte Prudence nicht sonderlich zerknirscht. »Das will ich nicht, und ich werde es auch nicht wiederholen. Aber es stimmt trotzdem. Die Männer halten sie alle für widerlich und mögen sie nicht wegen ihres hochnäsigen Snobismus.«
    Robert zog die Brauen hoch. »Also kann Ihre Hoheit Mrs. Trumbull nicht so verschönern, dass sie den Gentlemen gefällt?«
    »Mit einer großzügig verabreichten Portion Schnaps würde mir gewiss auch das gelingen«, erwiderte Prinzessin Clarice rundheraus. »Allerdings müsste ich die Behandlung den fraglichen Gentlemen angedeihen lassen.«
    Robert lachte, was ihn vollkommen überraschte. Es war ein lautes Lachen, das er nicht unterdrücken konnte. Er amüsierte sich. Er hatte nicht mehr gelacht seit... Er konnte sich nicht mehr an das letzte Mal erinnern. Vermutlich vor meiner Abreise zur Iberischen Halbinsel, dachte er. Bevor ihm unmenschliche Gräuel und Verrat alle Fröhlichkeit genommen hatten. Hätte er einen Gedanken darauf verschwendet, hätte er gesagt, dass der Instinkt für Freude in ihm erloschen wäre.
    Doch Prinzessin Clarice hatte den Impuls wiederbelebt, obwohl es ihm Schmerzen bereitete wie Blut, das in abgestorbene Gliedmaßen zurückfloss.
    Es war verblüffend. Ja, eigentlich unmöglich.
    Furchteinflößend!
    Er sah sie scharf an. Verdammt sollte sie sein! Sie erregte seine Sinne. All seine Sinne, und das in einem Moment, wo er seinen Verstand und sein Herz vollkommen unter Kontrolle behalten musste!
    Sie war gefährlich. Das durfte er niemals vergessen.

    Und sie war notwendig für seine Pläne. Auch daran musste er denken. »Aber Ihr könnt das äußere Erscheinungsbild einer Frau nicht so verändern, dass man sie nicht wiedererkennt.« Er hoffte, dass sie auf diese Herausforderung einging. »Das wäre auch einfach lächerlich.«
    Sie lächelte und zuckte bescheiden mit den Schultern.

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